Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

Titel: George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
Autoren: Fanny Wagner
Vom Netzwerk:
Kirsti am Arm betrat er das Standesamt, und wir folgten den beiden im Pulk der anderen Gäste.
    «Hübsch sieht unser Oliver aus, was?», sagte neben uns eine mollige Frau mit einer gewagten Turmfrisur. «Ich bin ja so was von aufgeregt! Sie auch?»
    Obwohl sich unsere Aufregung in Grenzen hielt, nickten wir freundlich und erfuhren, dass wir es mit einer Tante unseres früheren Mitbewohners zu tun hatten. Mit Tante Pippa.
    «Als Oliver noch klein war, hat er immer ‹Tante Pippi› zu mir gesagt», vertraute die Dame uns an. «Goldig, nicht? Seid ihr Freundinnen von Kirsti?»
    «Wir haben bis vor kurzem mit Oliver zusammen in einer Wohngemeinschaft gelebt», erklärte Antonia.
    «Unser Oliver?», staunte Tante Pippi. «In einer Wohngemeinschaft? So ein wilder Racker aber auch!»
    Wir überließen Tante Pippi ihren Phantasien über unsere wilde WG und gingen mit den anderen Gästen in den Trausaal. Schnell quetschten wir uns an der Verwandtschaftsmeute vorbei und steuerten auf die letzte Reihe zu. Dort hatte man den besten Überblick.
    «Was machen die Eltern von Oliver eigentlich beruflich?», fragte ich, als wir unsere Plätze ergattert hatten.
    «Die haben einen Friseursalon.» Antonia deutete auf ein paar Köpfe vor uns. «Du kannst die Familie Brückner an den ausgefallenen Frisuren erkennen. Die waren bestimmt alle in den letzten Tagen bei Olivers Eltern und haben sich durchstylen lassen.»
    Jetzt, wo Antonia mich darauf aufmerksam gemacht hatte, sah ich es auch. Neben Tante Pippi gab es auffallend viele gewagte Turmvariationen auf den Damenköpfen im Raum. «Eigentlich praktisch», flüsterte ich zurück. «So kann man sie schön auseinanderhalten!»
    «Außerdem ist die Brückner’sche Sippschaft an der Konfektionsgröße zu erkennen!» Antonia zeigte unauffällig auf ein paar Menschen im Saal. «Die haben durch die Bank ein paar Kilo zu viel auf den Rippen.»
    «Da schlägt unser Oliver aber mächtig aus der Art!»
    «Wahrscheinlich färbt Kirstis fettarme Art auf Dauer ab», vermutete Antonia.
    «Mensch, das ist die Geschäftsidee!» Ich sah es schon genau vor mir: Ein kleines Schlösschen, in dem lauter fette Leute herumliefen, und nur durch Kirstis Anwesenheit wurden sie von Tag zu Tag dünner. «Das sollten wir patentieren lassen!», flüsterte ich.
    Da betrat der Standesbeamte zusammen mit dem Brautpaar den Trausaal. Nach der allgemeinen Begrüßung legte er sofort über den «schönsten Tag im Leben dieser beiden Menschen» los. Den stellte ich mir anders vor, nämlich mit meinem Liebsten am Strand, und zwar ohne Verwandtschaft.
    «Sehen Sie sich diese Pflanze an», leierte der Beamte weiter und zeigte auf eine Yuccapalme, die neben seinem Tisch stand. «Sie wächst und wächst.» Er machte eine Pause. «Und so soll auch Ihre Liebe wachsen. Und Früchte tragen!»
    Kirsti kicherte. Vielleicht dachte sie gerade an Olivers Knuppelchen, vielleicht waren es aber auch einfach die Nerven. Ich konnte nur hoffen, dass das Brautpaar im Laufe der Jahre nicht so viel Staub ansetzen würde wie diese Pflanze.
    Zum Glück kam der Beamte endlich zur Sache, und nach dem langen Standardtext folgte zuerst ein beherrschtes und knappes «Ja!» von Oliver und gleich darauf ein «Ja-haah!» von Kirsti.
    «Damit sind Sie nun kraft Gesetzes rechtmäßig verbundene Eheleute!» Die Verwandtschaft klatschte, der Beamte schüttelte dem Brautpaar die Hände, und nach dem Tausch der Ringe küssten sich Kirsti und Oliver.
    «Teil eins hätten wir geschafft», seufzte Antonia. «Hoffentlich wird das heute Abend lustiger!»

    Sobald wir das Rathaus verlassen hatten, schaltete ich mein Handy wieder ein und sah nach, ob jemand versucht hatte, mich zu erreichen. Fehlanzeige.
    «Du hast doch auf den AB gesprochen, dass du von elf bis zwölf nicht erreichbar warst!», erinnerte mich meine Freundin. «Also zieh nicht so eine Flunsch!» Sie zeigte auf die Hochzeitsgesellschaft. «Jetzt gratulieren wir dem glücklichen Paar noch schnell, und dann machen wir Hochzeitspause bis sechs.» Sie schaute mich mit finsterer Miene an. «Es warten noch exakt neunundvierzig Schulaufgaben auf mich. Schon beim Gedanken daran könnte ich schreien!»

    Zu Hause rannte ich sofort zu meinem Telefon und – ja, das Lämpchen blinkte!
    «Er hat angerufen!», schrie ich und drückte den Wiedergabeknopf.
    «Hi, hier ist nicht George, sondern eure liebe Bettina. Ich liege mit meinem Team gut in der Zeit und wollte euch sagen, dass ich so gegen vier in die Wohnung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher