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Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel

Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel

Titel: Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel
Autoren: Reclam
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Versammlungsräumen verabredeten. Zuletzt meint er, dass der Himmel in Flammen stehe und Posaunen ertönten; eine Halluzination, die deutlich unter dem Einfluss der neutestamentlichen Offenbarung des Johannes, der Ankündigung des Weltendes, steht. Seinen Gefährten Andres, der zunächst ein harmloses Lied sang, durch Woyzecks Erregung und seine Mitteilungen aber mehr und mehr in Angst versetzt worden ist, reißt Woyzeck zu Boden und in Deckung. Darauf klingen seine Wahnvorstellungen ab, die Welt erscheint ihm als tot. Andres macht ihn auf das Trommeln aufmerksam, das von der Stadt herübertönt: Der Zapfenstreich beginnt. Andres drängt zum Aufbruch.
    Szene 2. Marie Zickwolf, Woyzecks Geliebte und Mutter ihres gemeinsamen Kindes, steht mit ihrem kleinen Sohn am Fenster, während der Zapfenstreich vorbeizieht, den Woyzeck und Andres vor der Stadt gehört haben. Angeführt werden die Soldaten vom Tambourmajor, der bei Marie und ihrer Nachbarin Margreth einen starken Eindruck hinterlässt. Die beiden Frauen geraten in Streit, als Margreth Marie vorwirft, dem Tambourmajor schöne Augen gemacht zu haben, und auf ihre unehrbaren Familienverhältnisse anspielt. Während Marie sich beruhigt, indem sie ihrem Sohn ein Lied vorsingt, klopft Woyzeck ans Fenster. Er kommt nur auf einen Augenblick herein, weil er zum abendlichen Zählappell in die Kaserne eilen muss. Hastig berichtet er, was er draußen erlebt hat und wie er auf dem Weg in die Stadt verfolgt worden sei. Dann geht er. Marie ist bestürzt, dass Woyzeck so verwirrt erscheint und sein Kind nicht angesehen hat. Ihr ist unheimlich zumute.
    Szene 3. Vermutlich noch am selben Abend besuchen Woyzeck und Marie einen Jahrmarkt. Woyzeck ist aufgeräumter Stimmung. Vor einer Bude preist ein Ausrufer, halbunsinnig philosophierend, ein sternkundiges Pferd sowie einen als Soldaten verkleideten Affen an. Marie und Woyzeck wollen sich die Vorführung ansehen. Ein Unteroffizier und der Tambourmajor, die Marie in der Menge entdeckt und ein Männergespräch über ihre erotische Ausstrahlung geführt haben, folgen ihnen ins Innere der Bude, wo das Pferd seine Künste vorführt und der Marktschreier fortfährt, parodistisch den Unterschied zwischen Mensch und Kreatur auszuführen und seine Unerheblichkeit zu betonen. Das Pferd kann auch die Uhr entziffern. Für diese Probe stellt der Unteroffizier seine Uhr zur Verfügung. Marie drängelt sich nach vorne und lässt sich dabei vom Unteroffizier helfen.
    Szene 4. Marie, ihr Kind auf dem Schoß, hat sich mit Ohrringen geschmückt und betrachtet sich in einer Spiegelscherbe. Sie beklagt – unter dem Eindruck des Geschenks, das offenbar vom Tambourmajor stammt – die Ungleichheit der menschlichen Verhältnisse und versucht das im Augenblick störende Kind mit Gesang und Drohungen zum Schlafen zu bewegen. Woyzeck überrascht Marie, die den Schmuck zu verbergen versucht. Sie gibt an, die Ohrringe gefunden zu haben, was Woyzeck anzweifelt. Dann lenkt er ein, betrachtet sein schlafendes Kind, lässt Marie Geld da und verabschiedet sich bis zum Abend. Marie, wieder mit dem Kind allein, hat ein schlechtes Gewissen.
    Szene 5. Woyzeck rasiert den Hauptmann, der sich als philosophischer Kopf aufspielt, sich über Woyzeck lustig macht, ihn ermahnt, sich nicht immer so zu hetzen, weil das auf ein schlechtes Gewissen deute, und ihm schließlich seinen unmoralischen Lebenswandel vorhält. Woyzeck weist, ohne direkt zu widersprechen, auf die großzügigeren Anschauungen Jesu hin und darauf, dass es sich die armen Leute nicht leisten können, tugendhaft zu sein, weil ihnen das Nötigste zum Leben (und somit etwa auch zum Heiraten) fehle.
    Szene 6. Marie und der Tambourmajor begegnen sich in einer Gasse; offen bleibt, ob zufällig oder aufgrund einer Verabredung. Der derb-sinnliche Charakter ihrer wechselseitigen Anziehung kommt zum Ausdruck. Wie am Ende von Szene 4 zeigt sich, dass Maries Verhältnis zum Tambourmajor ein dumpf empfundener Fatalismus zugrunde liegt.
    Szene 7. Woyzeck macht Marie eine Eifersuchtsszene. Er behauptet, den Tambourmajor bemerkt zu haben, und meint, Marie müsse ihre Sünde anzusehen sein. Marie ist zunächst in der Defensive: Woyzeck sei »hirnwütig« geworden und rede im Fieber. Am Ende der Szene, als Woyzecks letztliche Hilflosigkeit offenbar geworden ist, antwortet sie »keck«.
    Szene 8. Der Doktor, für dessen Ernährungsexperiment Woyzeck als Versuchsperson dient, wirft diesem vor, »wie ein Hund« an die Wand uriniert
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