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Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel

Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel

Titel: Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel
Autoren: Reclam
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Tambourmajors anlegen. He? (Er umfasst sie.)
    MARIE (verstimmt). Lass mich!
    TAMBOURMAJOR . Wild Tier.
    MARIE (heftig). Rühr mich an!
    TAMBOURMAJOR . Sieht dir der Teufel aus den Augen?
    MARIE . Meinetwegen. Es ist alles eins.

7. Szene
    〈=
H 4,7

    Marie. Woyzeck.
    FRANZ (sieht sie starr an, schüttelt den Kopf). Hm! Ich seh nichts, ich seh nichts. O, man müsst’s sehen, man müsst’s greifen können mit Fäusten.
    MARIE (verschüchtert). Was hast du Franz? Du bist hirnwütig Franz.
    FRANZ . Eine Sünde so dick und so breit. (Es stinkt dass man die Engelchen zum Himmel hinausräuchern könnt.) Du hast ein roten Mund, Marie. Keine Blase drauf? Adieu, Marie, du bist schön wie die Sünde – Kann die Todsünde so schön sein?
    MARIE . Franz, du red’st im Fieber .
    FRANZ . Teufel! – Hat er da gestanden, so, so?
    MARIE . Dieweil der Tag lang und die Welt alt ist, können viel Menschen an einem Platz stehn, einer nach dem andern.
    WOYZECK . Ich hab ihn gesehn.
    MARIE . Man kann viel sehn, wenn man zwei Augen hat und man nicht blind ist und die Sonn scheint.
    WOYZECK . Mi+t s++ A++
    MARIE (keck). Und wenn auch.

11. Szene
    〈=
H 4,10

    Die Wachtstube.
    Woyzeck. Andres.
    ANDRES (singt).
    Frau Wirtin hat ’ne brave Magd
    Sie sitzt im Garten Tag und Nacht
    Sie sitzt in ihrem Garten …
    WOYZECK . Andres!
    ANDRES . Nu?
    WOYZECK . Schön Wetter.
    ANDRES . Sonntagsonnwetter und Musik vor der Stadt. Vorhin sind die Weibsbilder hinaus, die Menscher dämpfen , das geht.
    WOYZECK (unruhig). Tanz, Andres, sie tanzen
    ANDRES . Im Rössel und im Sternen.
    WOYZECK . Tanz, Tanz.
    [26] ANDRES . Meinetwegen.
    Sie sitzt in ihrem Garten
    bis dass das Glöcklein zwölfe schlägt
    und passt auf die Solda – aten.
    WOYZECK . Andres, ich hab keine Ruh.
    ANDRES . Narr!
    WOYZECK . Ich muss hinaus. Es dreht sich mir vor den Augen. Was sie heiße Händ haben. Verdammt Andres!
    ANDRES . Was willst du?
    WOYZECK . Ich muss fort.
    ANDRES . Mit dem Mensch.
    WOYZECK . Ich muss hinaus, ’s ist so heiß dahie.

[28] 13. Szene
    〈=
H 4,12

    Freies Feld.
    Woyzeck.
    Immer zu! immer zu! Still Musik. – (Reckt sich gegen den Boden.) He was, was sagt ihr? Lauter, lauter, stich, stich die Zickwolfin tot? stich, stich die Zickwolfin tot. Soll ich? Muss ich? Hör ich’s da noch, sagt’s der Wind auch? Hör ich’s immer, immer zu, stich tot, tot.

14. Szene
    〈=
H 4,13

    Nacht.
    Andres und Woyzeck in einem Bett.
    WOYZECK (schüttelt Andres). Andres! Andres! ich kann nit schlafen, wenn ich die Augen zumach, dreht sich’s immer und ich hör die Geigen, immer zu, immer zu und dann sprichts aus der Wand, hörst du nix?
    ANDRES . Ja, – lass sie tanzen – Gott behüt uns, Amen (schläft wieder ein).
    WOYZECK . Es zieht mir zwischen den Augen wie ein Messer.
    ANDRES . Du musst Schnaps trinken und Pulver drein, das schneidt das Fieber .

[29] 15. Szene
    〈=
H 4,14

    Wirtshaus.
    Tambourmajor. Woyzeck. Leute.
    TAMBOURMAJOR . Ich bin ein Mann! (schlägt sich auf die Brust) ein Mann sag’ ich.
    Wer will was? Wer kein besoffner Herrgott ist der lass sich von mir. Ich will ihm die Nas ins Arschloch prügeln. Ich will – (zu Woyzeck) da Kerl, sauf, der Mann muss saufen, ich wollt die Welt wär Schnaps, Schnaps
    WOYZECK (pfeift).
    TAMBOURMAJOR . Kerl, soll ich dir die Zung aus dem Hals ziehn und sie um den Leib herumwicklen? (Sie ringen, Woyzeck verliert.) Soll ich dir noch so viel Atem lassen als ein Altweiberfurz, soll ich?
    WOYZECK (setzt sich erschöpft zitternd auf eine Bank).
    TAMBOURMAJOR . Der Kerl soll dunkelblau pfeifen . Ha.
    Brandewein das ist mein Leben
    Brandwein gibt Courage !
    EINER . Der hat sein Fett.
    ANDRER . Er blut.
    WOYZECK . Eins nach dem andern.

16. Szene
    〈=
H 4,15

    Woyzeck. Der Jude.
    WOYZECK . Das Pistolchen ist zu teuer.
    JUD . Nu, kauft’s oder kauft’s nit, was is?
    WOYZECK . Was kost das Messer.
    [30] JUD . ’s ist gar, grad! Wollt Ihr Euch den Hals mit abschneiden, nu, was is es? Ich gäb’s Euch so wohlfeil wie ein andrer, Ihr sollt Euern Tod wohlfeil haben, aber doch nit umsonst. Was is es? Er soll einen ökonomischen Tod haben
    WOYZECK . Das kann mehr als Brot schneiden.
    JUD . Zwei Groschen .
    WOYZECK . Da! (Geht ab.)
    JUD . Da! Als ob’s nichts wär. Und es is doch Geld. Der Hund.

[32] 19. Szene
    〈=
H 1,14

    Marie mit Mädchen vor der Haustür
    MÄDCHEN.
    Wie scheint die Sonn St. Lichtmesstag
    Und steht das Korn im Blühn.
    Sie gingen wohl die Straße hin
    Sie gingen zu zwei und
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