Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel

Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel

Titel: Georg Büchner, "Woyzeck" - Textausgabe + Lektüreschlüssel
Autoren: Reclam
Vom Netzwerk:
muss, dass alles tot ist und brüchige Fassade. Zuletzt sitzt es einsam und weint. Woyzeck kommt und holt Marie ab, es sei Zeit. Marie fragt, wohin sie gehen. Er antwortet, er wisse es auch nicht.
    Szene 20. Marie und Woyzeck sind draußen vor der Stadt, es ist schon finster. Marie möchte gehen. Woyzeck erinnert sie daran, dass sie um Pfingsten zwei Jahre zusammen sind. Marie friert. Woyzeck versetzt: und doch sei sie warm. Ihr »heißer Hurenatem« schürt seine Mordlust und weckt zugleich sein Begehren. Er lässt seine Mordabsicht durchblicken. Marie schreit um Hilfe, Woyzeck stößt so lange mit dem Messer zu, bis sie tot ist. Dann hört er Leute kommen und eilt davon.
    Szene 21. Zwei Leute werden Ohrenzeugen der Tat. Der eine möchte es nicht wahrhaben und fortlaufen, der andere bringt ihn jedoch dazu, gemeinsam den Tatort aufzusuchen.
    Szene 22. Im Wirtshaus stürzt sich Woyzeck in den Tanz, singt ein anzügliches Lied über ein vorgeblich braves Mädchen, das den Soldaten hinterherschaut, zieht Käthe (vermutlich eine Magd im Wirtshaus) zu sich heran, ist fieberhaft animiert und weist in seinen aufgeregten Reden gleichzeitig auf seine Tat, ohne dass dies den Zuhörern vorläufig bewusst werden kann. Dann entdeckt Käthe, dass er mit Blut besudelt ist. Er sucht nach einer Erklärung und verwickelt sich in Widersprüche. Der Narr zitiert wiederum aus einem Märchen: Er rieche Menschenfleisch. Woyzeck flieht.
    Szene 23. Die Nachricht von dem Mord hat sich bis in die Stadt verbreitet, wo ein Kind ein anderes Kind informiert. Gemeinsam rennen sie zum Tatort, um noch etwas zu sehen zu bekommen.
    Szene 24. Woyzeck ist zum wieder verlassenen Tatort zurückgekehrt, um die Tatwaffe zu entfernen. Er führt ein fieberhaft erregtes Selbstgespräch, sieht Marie daliegen, findet das Messer und läuft, weil Leute kommen, fort.
    Szene 25. Woyzeck wirft das Messer in einen Teich; jedoch nicht weit genug, wie er fürchtet. Daher watet er ins Wasser hinein und wirft das Messer nochmals und weiter. Dann versucht er sich die Blutflecken abzuwaschen.
    Szene 26. Ein Gerichtsdiener, ein Barbier, ein Arzt und ein Richter haben sich versammelt; ob noch am Tatort oder später an einem anderen Ort, bleibt offen. Der Polizeidiener stellt fest, dass man schon lange mehr keinen so schönen Mord gehabt habe.
    Szene 27. Die Schlussszene zeigt Woyzeck mit seinem Kind und dem Idioten Karl. Offenbar ist Woyzeck noch durchnässt (vgl. Szene 25), denn der Idiot wiederholt immer wieder den Satz: »Der is ins Wasser gefallen.« Woyzeck möchte das Kind liebkosen, das sich abwendet und schreit. Verzweifelt verspricht Woyzeck seinem Sohn, ihm einen »Reuter« (einen »Reiter«, südhessisch für: Lebkuchen) zu kaufen. Wieder wehrt sich das Kind. Schließlich gibt Woyzeck dem Idioten das Geld für die Süßigkeit, der daraufhin jauchzend mit dem Kind davonläuft.

3. Personen
    Georg Büchners
Woyzeck
kommt – was die handlungstragenden Figuren angeht – mit einem kleinen Personal aus. Franz Woyzeck ist eindeutig die Hauptfigur: In 21 von 27 Szenen ist er, wenn auch nicht immer während der ganzen Szene, zu sehen. Die Dauer der Bühnenpräsenz ist meist ein gutes Kriterium für die Bedeutung einer Figur: Wen die Zuschauer auf der Bühne erleben, der erweckt ihre Anteilnahme stärker als Figuren, über die nur gesprochen wird. An halb so viel und zudem oft kürzeren Szenen wie Woyzeck nimmt Woyzecks Geliebte Marie Zickwolf (das spätere Mordopfer) teil. Diesen beiden zentralen Figuren sind zwei weitere zugeordnet, mit denen sie vertrauter umgehen als miteinander, was wiederum ihr eigenes Liebesverhältnis kennzeichnet. Diese beiden Nebenfiguren sind Woyzecks Regimentskamerad Andres und der Tambourmajor, mit dem Marie eine Affäre eingeht. Beide sind in jeweils vier Szenen präsent. In nur zwei bzw. drei, dafür aber ausführlichen Szenen treten schließlich zwei weitere Nebenfiguren auf, die auf Woyzecks Existenz einen bestimmenden Einfluss ausüben: der Hauptmann und der Doktor.
    Bevor wir einen genaueren Blick auf diese sechs Figuren werfen, sind einige Voraussetzungen in Bezug auf die handelnden Personen in Theaterstücken zu klären. Wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen, dass diese Figuren sich von realen Menschen unterscheiden. Sie sind, mehr oder weniger geschickt,
konstruiert
. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, eine Handlung voranzutreiben, denn die Zuschauer möchten in der Regel, dass auf der Bühne etwas geschieht. Sie sind daher nicht (wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher