Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
hätten es uns gegenüber erwähnt.«
    »Danke, Miss Con.« Jenkins wirkte sichtlich erleichtert. »Ich glaube, Seine Lordschaft befindet sich bereits im Salon. Ich bringe gleich den Sherry.«
    Die Schwestern traten aus dem Dunkel und gingen durch die Halle zu den großen Doppeltüren, die in den Salon im rückwärtigen Teil des Hauses führten. Es war ein wunderschöner Raum, dessen Eleganz von den abgetretenen Teppichen auf dem Eichenboden, dem schäbig gewordenen Chintz der Polstermöbel und den glänzenden Stellen an den schweren Samtvorhängen nur unwesentlich beeinträchtigt wurde.
    Die hohen Fenster standen offen und boten einen Ausblick auf eine großzügige, mit einer niedrigen Steinbrüstung versehene Terrasse, die sich über die ganze Breite des Hauses hinzog, und auf einen kleinen, gepflegten Blumengarten, in dem die Regentropfen des Nachmittags funkelten. Die Backsteinmauer, die den Garten umschloss, leuchtete rötlich unter den letzten Strahlen der Abendsonne. Von jenseits der Mauer war gedämpft der Großstadtlärm zu hören.
    Lord Duncan stand vor dem von Marmorsäulen flankierten Kamin, die Hände im Rücken gefaltet. Sein Abendanzug war wie immer makellos, die weiße Weste schimmerte, der hohe gestärkte Kragen mit der weißen Halsschleife über der steifen, untadelig gebügelten Hemdbrust bot seinem schweren Kinn Halt. Er begrüßte seine Töchter mit einem Lächeln und einer höflichen Neigung des Kopfes.
    »Guten Abend, meine Lieben. Ich möchte heute zu Hause speisen. Nehmen wir den Sherry auf der Terrasse? Nach dem Regen ist es ein schöner Abend geworden.«
    »Ja, mich hat der Regen noch erwischt«, sagte Constance und küsste ihren Vater auf die Wange, bevor sie beiseite trat, damit ihre Schwestern ihn begrüßen konnten. »Als ich bei Fortnum ankam, war ich total durchnässt.«
    »Ihr wart zum Tee dort?«, fragte Arthur Duncan mit unverändert wohlwollendem Lächeln. »Sicher habt ihr Sahnetörtchen genossen.«
    »Ja, Chas konnte nicht widerstehen«, sagte Constance.
    »Und Prue auch nicht«, rief Chastity. »Ich war nicht die einzige Sünderin.«
    »Nun, ihr alle seht heute sehr hübsch aus«, bemerkte ihr Vater und ging an die offenen Fenster, als der Butler eintrat. Jenkins warf Constance einen fragenden Blick zu.
    »Ach, wir trafen in der Halle auf Jenkins«, sagte sie hastig. »Er war in Sorge, weil er zu erwähnen vergaß, dass Harper den Wein nicht mehr auf Lager hat, der heute serviert werden sollte.«
    Prudence trat neben ihrem Vater hinaus auf die Terrasse. »Jenkins empfiehlt einen roten 98er«, sagte sie. »Er passt hervorragend zu Mrs. Hudsons Hühnerfrikassee.«
    Ein Ausdruck des Bedauerns huschte über Lord Duncans kultivierte Züge. »Wie schade. Es war ein besonders guter St. Estephe.« Er wandte sich an Jenkins, der ihm mit Karaffe und Gläsern auf einem silbernen Tablett gefolgt war. »Hoffentlich haben Sie Harper wissen lassen, dass man uns eine größere Menge der Sorte reservieren soll, wenn der Wein wieder lieferbar ist.«
    »Selbstverständlich, Mylord, doch ist es zweifelhaft, ob es wieder Nachschub gibt. Es handelt sich um ein ganz kleines Anbaugebiet.«
    Lord Duncan nahm ein Glas vom Tablett und blickte mit gerunzelter Stirn auf eine Steinurne auf der Brüstung, in der bunte Petunien gepflanzt waren. Nun trat kurze Stille ein, in der alle bis auf Seine Lordschaft die Luft anhielten. Dann hob er sein Glas an die Lippen und murmelte: »Tja, diese Dinge werden uns zweifellos als Prüfung in den Weg gelegt. Also, was habt ihr Mädchen heute noch vor?«
    Die Krise war abgewendet. Jenkins ging zurück ins Haus, und Lord Duncans Töchter atmeten auf. »Wir gehen zur musikalischen Soiree der Beekmans«, informierte Chastity ihn. »Eine Opernsängerin wird auftreten.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mitkommen möchtest, Vater?«, fragte Constance ein wenig boshaft.
    »Guter Gott, nein. Das wäre nicht mein Fall!« Lord Duncan leerte sein Glas. »Nein, nein, ich gehe wie immer in meinen Klub. Zu einer Partie Bridge ...« Er betrachtete seine Töchter mit einem plötzlich verärgerten Stirnrunzeln, das andeutete, dass der Verlust seines St. Estephe ihm keine Ruhe ließ. »Möchte wissen, warum keine von euch schon verheiratet ist«, bemerkte er. »Wie ich sehe, stimmt bei euch alles.«
    »Vielleicht sind die möglichen Kandidaten das Problem«, entgegnete Constance mit einem Lächeln. »Es könnte ja sein, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.«
    Ihr Lächeln und ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher