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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft
Autoren: Jane Feather
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beschwichtigend.
    »Wer denn?«, fragte Constance, die eben mit der Brennschere eingetreten war. »Ach, du meinst Vater.«
    »Prue behauptet, er würde für Opernsängerinnen schwärmen.«
    »Das tut er sicher. Mutter würde es ihm nicht übelnehmen, immerhin ist er seit drei Jahren verwitwet.« Sie legte die Brennschere auf den Untersatz über dem kleinen Feuer im Kamin, das nur zu diesem Zweck entfacht worden war, wiewohl es auch mithalf, die Feuchtigkeit zu mildern, die vom nachmittäglichen Wolkenbruch noch in der Luft hing.
    »Und ich nehme ihm nur die Unkosten übel«, sagte Prudence ein wenig scharf. »Wir müssen in alten Kleidern ausgehen, während irgendeine Operndiva oder sonst ein Frauenzimmer die neueste Mode trägt und über und über mit Schmuck behängt ist.«
    »Aber Pru ... das weißt du doch nicht«, schalt Chastity sie aus.
    »Ach nein?«, gab ihre Schwester zurück. »Gestern kam eine Rechnung von Penhalligan für eine Flasche Parfüm aus dem Haus Worth, und ich rieche es an keiner von uns.«
    »Frage ihn bei Tisch danach, falls er zu Hause bleibt«, schlug Constance vor. »Warte ab, was er sagt.«
    »Nein, ich nicht.« Prudence schüttelte energisch den Kopf. »Ich werde doch nicht einen Tobsuchtsanfall riskieren. Du weißt ja, wie er es hasst, wenn er merkt, dass ich seine Rechnungen kontrolliere.«
    »Das Gebrüll stört mich nicht.« Chastity griff nach der heißen Brennschere und wickelte die Löckchen ihrer Schwester darum. Sofort roch es nach verbranntem Haar. »Ich ertrage es aber nicht, wenn er traurig und vorwurfsvoll dreinschaut und anfängt, von eurer teuren Mutter zu reden, und dass sie nicht im Traum daran gedacht hätte, seine Vorgehensweise in Frage zu stellen, geschweige denn seine Ausgaben.« Sie legte die Brennschere aus der Hand.
    »Richtig«, pflichtete Prudence ihr bei. »Du kannst ihn ja fragen, Con, aber erwarte nicht, dass ich dir den Rücken stärke. Es soll mir recht sein, wenn ich mich um die Haushaltsrechnungen kümmere - aber eine Einmischung in seine persönlichen Angelegenheiten? Niemals!«
    »Ich schweige wie ein Grab«, gelobte Constance. »Sind wir fertig?« Sie ging zur Tür.
    Als sie die breite geschwungene Treppe in die Halle mit dem Marmorboden hinunterschritten, löste sich die stattliche Gestalt des Butlers Jenkins aus dem Schatten, als hätte er auf sie gewartet. »Miss Prue, auf ein Wort, wenn ich bitten darf.« Er zog sich in den dunklen Bereich unter der Treppenkurve zurück.
    »Ja, natürlich.« Sie trat zu ihm in den Schatten. »Gibt es Arger, Jenkins?«, fragte Constance.
    »Seine Lordschaft, Miss. Es geht um den Wein für heute Abend.«
    Jenkins zupfte an seinem spitzen Kinn. Er war ein großer und hagerer Mann, dessen geisterhafte Erscheinung von seinem bleichen Gesicht, der schwarzen Kleidung und der Dunkelheit noch betont wurde. »Lord Duncan ordnete an, dass zwei Flaschen des 94er St. Estephe zum Dinner serviert werden sollen.«
    »Und natürlich haben wir keinen mehr im Keller«, sagte Constance seufzend.
    »So ist es, Miss Con. Er ging schon vor einigen Monaten zur Neige, und Lord Duncan wies mich an, ihn nachzubestellen ...« Er hob die Hände in einer Geste der Hilflosigkeit. »Der Preis für ein Gebinde hat astronomische Höhen erreicht. Als Lord Duncan seine Bestände kaufte und einlagerte, war der Wein noch günstig, jetzt aber, reif und trinkbar, ist er fast unbezahlbar.« Er schüttelte betrübt den Kopf.
    »Ich wage es nicht mehr, eine Bestellung bei Harper zu tätigen. Ich hoffte, Seine Lordschaft würden es vergessen.«
    »Eine vergebliche Hoffnung«, sagte Constance. »Vater verfügt über das Gedächtnis eines Elefanten.«
    »Könnten Sie nicht eine andere Sorte als Ersatz nehmen und ihn so dekantieren, dass er das Etikett nicht sieht«, schlug Chastity vor und beantwortete sogleich ihre eigene Frage: »Nein, natürlich nicht. Er würde es sofort merken.«
    »Warum sagen wir ihm eicht, dass Harper diesen Jahrgang nicht mehr führt und Sie nur vergessen hätten, es ihm eher zu sagen?«, schlug Prudence vor. »Was können Sie heute servieren, das ihn darüber hinwegtröstet?«
    »Ich holte zwei Flaschen eines 98er Rotweins herauf, der besonders gut zu Mrs. Hudsons Hühnerfrikassee passt«, sagte Jenkins. »Ich wollte es vor Seiner Lordschaft nicht erwähnen, ehe ich es nicht mit Ihnen abgesprochen habe.«
    »Besser Vorsicht als Nachsicht«, sagte Constance mit einer Grimasse. »Wir bringen es ihm selbst bei und sagen einfach, Sie
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