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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft
Autoren: Jane Feather
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Kapitel
    »Wie sieht also dein Plan aus, Con?« Prudence schenkte aus der geschliffenen Glaskaraffe auf ihrem Frisiertisch Sherry in drei Gläser und reichte zwei davon ihren Schwestern, ehe sie sich vor dem Spiegel niederließ. Die Fenster ihres Schlafzimmers standen offen und ließen frische Luft ein, die die Schwüle des langen Sommerabends erträglicher machte. Von der Grünfläche des Platzes her hörte man Kindergeschrei und den dumpfen Aufprall eines Kricketballs.
    Constance nähte die abgerissene Spitze an ihren Abendhandschuhen mit winzigen Stichen an der hellen Seide fest. Sie gab keine Antwort, bis sie das Ende des Fadens festgeknotet und abgebissen hatte. »Das muss genügen«, erklärte sie und hielt den Handschuh gegen das Licht. »Leider haben sie ihre besten Zeiten längst hinter sich.«
    »Du könntest mein zweites Paar haben«, bot Chastity ihr von ihrem Sitz auf dem abgewetzten Samtkissen der Fensterbank an. »Sie gehörten Mutter und stehen daher uns allen zu.«
    Constance schüttelte den Kopf. »Nein, diese da halten noch für ein paar Abende.« Sie legte die Handschuhe neben sich auf die Bettdecke. »Also, ich sprach von den Angeboten, die man in den Fenstern der Zeitungsverkäufer sieht. Die Leute preisen Dinge an, die sie verkaufen wollen, junge Hunde oder Schränke ... alles Mögliche.«
    Prudence drehte sich auf dem Frisierhocker um, eine Puderquaste in der Hand. »Und?«, drängte sie.
    »Nun, ich ging heute zu zwei Zeitungsverkäufern an der Baker Street, und bei beiden steckten Kärtchen an der Tür. Aber nicht mit den üblichen Angeboten oder Nachfragen, sondern Kontaktanzeigen ... von Leuten, die Leute suchen.«
    Chastity runzelte die Stirn, »Das verstehe ich nicht.«
    »Der Erste hängte die Anzeige eines Mannes aus, der eine Frau sucht. Vorzugsweise eine Witwe, um die Vierzig, mit oder ohne Kinder, die, der Einsamkeit überdrüssig, Geborgenheit sucht und gewillt wäre, ihm das Haus zu führen und für seine leiblichen Bedürfnisse zu sorgen ... wobei ich nicht sicher bin, was Letzteres beinhaltet«, fügte sie schmunzelnd hinzu.
    »Einerlei«, fuhr sie fort, als sie die anhaltende Ratlosigkeit ihrer Schwestern bemerkte, »im nächsten Laden hing eine Anzeige, die ...«
    »Ach, ich verstehe!«, unterbrach Chastity sie. »Eine Frau, die dieser Beschreibung entspricht, sucht ihrerseits einen Lebensgefährten.«
    »Genau.« Constance trank einen Schluck Sherry. »Natürlich konnte ich nicht widerstehen. Da waren die zwei Karten in verschiedenen Schaufenstern, die nie zueinander gelangen würden, wenn nicht jemand eingriff.«
    »Und was hast du getan?« Prudence betupfte mit der Puderquaste ihren Nasenrücken, wo ihre Brille einen Abdruck hinterlassen hatte.
    »Ich kopierte beide und hängte sie nebeneinander auf, so dass nun bei beiden Ladenbesitzern beide Karten hängen, und wenn die betreffenden Personen nachschauen ...« Sie kicherte. »Von da an können sie die Sache selbst in die Hand nehmen.«
    »Ich muss zugeben, dass dies heute deine gute Tat des Tages war«, sagte Prudence. »Aber ich sehe noch immer keinen Zusammenhang mit unseren ein wenig traurigen Angelegenheiten.«
    »Meinst du nicht, dass die Menschen zu zahlen bereit wären, wenn man ihnen Kontakt mit dem richtigen Partner vermittelt?« Aus Constanc es dunkelgrünen Augen schössen Blicke zwischen ihren Schwestern hin und her und schätzten deren Reaktion ab.
    »Du meinst, so etwas wie ein Eheanbahnungsinstitut ?« Chastity kreuzte ihre schlanken Fesseln und löste sie wieder, eine Gewohnheit, die anzeigte, dass sie nachdachte.
    Constance zuckte mit den Schultern. »Vermutlich. Aber ich dachte mehr an bloße Vermittlung. Vereinbarung von Treffen, Überbringen von Botschaften und dergleichen. Das, was ich heute Morgen machte.«
    »Und für diese Dienste sollen wir Geld verlangen?« Prudence fasste ihr langes brünettes Haar zusammen und drehte es zu einem Knoten, den sie auf dem Kopf feststeckte.
    »Ja. Ich dachte, wir könnten in The Mayfair Lady eine Anzeige mit einer postlagernden Adresse angeben, um uns nicht deklarieren zu müssen ...«
    »... und unsere Anonymität preiszugeben«, warf Chastity ein, die nun daranging, Prudence mit ihrem Haar zu helfen.
    »Ja, natürlich.«
    »Eine originelle Idee«, sagte Prudence nachdenklich und hielt ihrer Schwester Schildpatthaarnadeln hin. »Ich bin dafür, dass wir einen Versuch wagen.«
    »Ich auch«, sagte daraufhin Chastity. »Morgen bringe ich die nächste Nummer zum
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