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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft
Autoren: Jane Feather
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aus ihm herauszubekommen. Er sagt, es sei alte Tradition, dass der Bräutigam die Braut über die Flitterwochen im Unklaren lässt. Also wirklich! Wer kümmert sich schon um Traditionen!«
    »Max, wie man sieht«, sagte Chastity, die auf dem Boden zwischen den neu eingetroffenen Paketen saß und die Bindfäden mit einem kleinen Messer zerschnitt. »Aber er will dich ja nur aufziehen.«
    »Das ist mir klar«, sagte Constance. »Und das macht die Sache nicht leichter. Wie soll ich wissen, was ich in meinen so genannten Trousseau packen soll, wenn ich nicht mal ahne, was wir unternehmen werden. Nach allem, was ich weiß, könnten wir die Pyramiden erklimmen, ebenso gut aber auch den Amazonas befahren.«
    »Das scheint mir aber nicht nach Max' Geschmack zu sein«, bemerkte Prudence, die neben Chastity kniete und ihr beim Auspacken half.
    »Ich bin nicht sicher, was eigentlich sein Geschmack ist«, sagte Constance gereizt.
    »Na, dann komm und hilf uns beim Auspacken. Vielleicht ist es eine zweite Besteckgarnitur.«
    »Erst möchte ich das hier beenden.« Constance drehte sich wieder zum Schreibtisch um. »Es soll für die nächste Ausgabe fertig sein.«
    »Die wird erscheinen, wenn du in den Flitterwochen bist«, sagte Chastity. »Du wirst das Feuerwerk verpassen ... Ach, kein Besteck, sondern silberne Kerzenleuchter.« Sie hielt sie hoch. »Wunderschön. Von den Armitages. Man kann über Elizabeth sagen, was man will, aber ihr Geschmack ist unfehlbar.«
    Constance legte die Feder wieder aus der Hand. »Mal sehen. Ach ja, sie sind prächtig.« Sie schüttelte leicht den Kopf. »Die Leute sind erstaunlich großzügig. Ich fühle mich irgendwie schuldig. Das alles verdiene ich gar nicht.«
    »Con, es steht eine Hochzeit bevor. Alle Welt liebt Hochzeiten, speziell diese. Die gesamte Presse bringt deine Jungfernrede für die WSPU, und im gleichen Atemzug wird in den Zeitungen deine Verlobung mit einem Politiker angekündigt, der in dem grässlichen Skandalblatt The Mayfair Lady bezichtigt wurde, eure Partei ausspioniert zu haben. Es ist das saftigste Klatschthema, das es seit Monaten in London gibt.«
    Constance lachte reumütig auf. »Wenigstens hat die Verlobung Vater besänftigt. Als er meine Beziehung zur WSPU entdeckte, dachte ich schon, ihn würde der Schlag treffen.«
    »Nun ja, da Max in seinen Augen nichts falsch macht, fällt von seinem Wohlwollen auch etwas für dich ab«, bemerkte Prudence.
    »Möge es lange währen.« Constance griff zu ihrer Feder. »Dieser Artikel wird ihm gar nicht gefallen. Eigentlich bin ich froh, dass er in meiner Abwesenheit erscheint. Ich weiß, es ist feige und er wird nicht wissen, dass er von mir stammt, trotzdem bin ich froh, dass ich weit vom Schuss sein werde.«
    »Du gehst also wirklich gegen Barclay vor?« Chastity stand auf und sah ihrer Schwester über die Schulter. Ihre Augen wurden groß, als sie sah, was diese geschrieben hatte. »Na, da wäre ich auch gern ganz weit weg.«
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte Constance. »Je tiefer ich grabe, desto mehr Schmutz kam zu Tage. Der Mann ist ein wahrer Teufel. Sobald diese Nummer erscheint, wird die gesamte Presse den Fall aufgreifen. Ich konnte drei Frauen ausfindig machen, die er verließ, nachdem er sie mehr oder weniger vergewaltigt und geschwängert hat. Sie alle bekamen Geld, als sie ihre Geschichten preisgaben, was wenigstens ein kleiner Trost für sie ist, und dann habe ich ...«
    Ein energisches Pochen an der Tür ließ sie verstummen. Max trat ein. »Guten Tag«, sagte er gut gelaunt. »Ach, die
    sind aber schön.« Er hob die Kerzenständer auf. »Haben wir davon nicht schon ein halbes Dutzend?«
    »Nein«, sagte Constance. »Das halbe Dutzend sind Kuchengabel-Sets.«
    »Ach.« Er kam zu ihr und küsste sie auf den Nacken. »So eifrig ... was machst du da? Schreibst du Dankesbriefe?«
    Constance zögerte. »Hm ... ja.«
    »Was tust du wirklich?«, wollte er wissen, da er sich keine Sekunde täuschen ließ.
    »Ach, es ist etwas für die nächste Nummer von The Mayfair Lady«, sagte sie vage, trocknete die Schrift und schaffte es, das Löschpapier auf dem Schreibbogen liegen zu lassen. »Sag mir endlich, wohin wir fahren, Max.«
    Das war eine sichere Ablenkung. Er schüttelte lachend den Kopf. »Abwarten. Morgen um diese Zeit wirst du es wissen.«
    »Ist auch eine Schifffahrt dabei?«
    Wieder lachte er.
    »Mit dem Zug? ... Mit deinem Automobil?«
    »Ich sage: Abwarten. Ich genieße es richtig, dich zur Abwechslung mit
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