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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft
Autoren: Jane Feather
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Drucker. Die Anzeige hat noch auf der letzten Seite Platz. Meint ihr, dass es die günstigste Stelle ist?« Sie zupfte aus dem sorgfältig aufgetürmten Haar ihrer Schwester eine einzelne Strähne heraus und betrachtete aufmerksam ihr Werk im Spiegel.
    »Ich glaube, es sollte auf der Titelseite erscheinen«, meinte Constance. »Zumindest anfangs. Nur um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen. Wie sollen wir diesen Service nennen? Es muss ein Blickfang sein.« Nachdenklich runzelte sie die Stirn und tippte mit der Fingerspitze an die Lippen.
    »Wie wäre es mit >Kontakte    »Sehr gut. Was hältst du davon, Prue?«
    »Es gefällt mir.« Prudence drehte den Kopf hin und her, um von den Bemühungen ihrer Schwester an ihrer Frisur einen richtigen Eindruck zu bekommen. »Chas, du hast eine gute Hand für Frisuren.«
    »Vielleicht sollte ich einen Salon eröffnen«, sagte Chastity lächelnd. »Wo ist die Brennschere? Deine Schläfenlocken müssten ein wenig aufgefrischt werden.«
    »Ich habe sie« - Constance stand auf - »in meinem Zimmer. Ich hole sie.« Unterwegs hielt sie inne, um ihr Spiegelbild in dem hohen Standspiegel neben der Tür zu begutachten. Ihr Abendkleid aus cremefarbigem Seidenchiffon fiel in üppigen Falten bis zum Saum, der ihre rostbraunen Ziegeniederschuhe streifte. Ihre bloßen Schultern wuchsen aus dem tiefen, von kaffeebrauner Seide eingefassten Ausschnitt, eine gleichfarbige Satinschleife schlang sich um eine beneidenswert schmale Taille, die ohne die Zwänge einer Fischbeinkorsage auskam.
    »Ich glaube, die dunkle Schleife und der Spitzenbesatz verwandeln das Kleid völlig«, sagte sie. »Ich erkenne es selbst kaum wieder und trage es doch schon die dritte Saison.«
    »Was du trägst, spielt keine Rolle, da du immer elegant wirkst«, bemerkte Chastity. »Du könntest in Lumpen erscheinen, und alle würden sich nach dir umdrehen.«
    »Mit Schmeichelei erreicht man alles.« Constance eilte auf der Suche nach der Brennschere aus dem Zimmer.
    »Das stimmt«, sagte Chastity.
    »Ja, aber Constances Charme macht es auch aus, dass sie sich dessen nicht bewusst zu sein scheint. Hat sie sich einmal angezogen und ihre Erscheinung überprüft, schaut sie den ganzen Abend nicht mehr in den Spiegel.« Prudence, die ihre Brille aufsetzte und ihr Spiegelbild begutachtete, befeuchtete die Finger und strich ihre Brauen glatt. »Möchte wissen, ob Max Ensor heute bei den Beekmans ist.«
    »Warum?« Chastity war neugierig, da ihre Schwester sich kaum jemals zu sinnlosen Bemerkungen hinreißen ließ.
    »Aus keinem Grund«, sagte Prudence schulterzuckend. »Aber Con sieht heute besonders hübsch aus.«
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass er ihr gefiel?«
    »Mit seinem silbern durchzogenen, dunklen Haar und den blauen Augen ist er ein sehr attraktiver Mann. Du musst zugeben, dass er auffällt.«
    »Das schon, aber Con hat sich seit Douglas' Tod nicht mehr ernsthaft für einen Mann interessiert. Sie amüsiert sich da und dort, ohne dass ihr Herz beteiligt wäre.« Ein Stirnrunzeln huschte über Chastitys Miene, ein Schatten der Sorgen, der sich im Blick ihrer Schwester widerspiegelte.
    »Aber sie kann doch nicht ewig trauern«, wandte Prudence nach einer Weile ein. »Sie zeigt ihren Kummer gar nicht... jetzt nicht mehr, doch sitzt er noch tief in ihr, so als glaube sie, kein Mann könne mit Douglas mithalten.«
    »Wenn ich mich so umsehe, wer zu haben ist, dann neige ich dazu, ihr beizupflichten«, bemerkte Chastity ungewohnt spitz.-
    Prudence lachte leicht auf. »Stimmt. Aber heute spürte ich doch, wie um Mr. Ensor die Luft leise vibrierte.«
    »Aber nur, weil Con Elizabeth Armitage zu gern aufzieht.«
    »Ja, wahrscheinlich«, gab Prudence ihr Recht, obwohl der leise Zweifel nicht aus ihrem Blick schwand. »Die liebe Elizabeth - eine so zauberhafte Person.«
    Chastity lachte, da Prudence die übertriebene Redeweise der Dame treffend nachahmte, und ließ das Thema Max Ensor fallen. »Speist Vater heute Abend zu Hause?«, erkundigte sie sich. »Bei den Beekmans werden wir ihn nicht sehen, da Opernsängerinnen nicht sein Fall sind.«
    »Solche, die man auf Soireen in Mayfair antrifft, meinst du wohl«, erwiderte Prudence mit vielsagendem Nicken. »Ich bin sicher, dass andere so genannte Opernsängerinnen sehr wohl sein Fall sind.«
    Chastity zog bei dieser spöttischen Bemerkung eine Braue hoch. »Er ist, wer er ist«, sagte sie
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