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Geliebter Krieger

Geliebter Krieger

Titel: Geliebter Krieger
Autoren: Paige Anderson
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hängen, während seine Stiefel scharrende Geräusche auf dem Boden erzeugten. Er war verletzt und blutig, jedoch nicht ganz so schlimm zugerichtet, wie in ihrer ersten Vision. Noch bevor sie ihn genauer betrachten konnte, wandelte sich das Bild. Die Farben wirbelten durcheinander und formten sich sofort wieder neu. Es war dasselbe Bild wie zuvor, doch diesmal sah sie sich selbst in der gegenüberliegenden Ecke, im festen Griff eines riesigen Satyrs. Sie wehrte sich nicht, schlug nicht um sich oder trat nach dem Satyr. Resignation zeigte sich in ihrer Miene, während stille Tränen über ihre Wangen liefen.
    Das Bild verflüchtigte sich und Mercy öffnete die Augen. Die Erkenntnis legte sich tonnenschwer auf ihre Schultern. Sie hatten Darian als Köder gefangen genommen, in der Hoffnung , sie würde auftauchen. Wenn sie dem Clan etwas sagen würde, wäre Darian tot, so viel wusste sie nun. Komischerweise war die Aufregung wie verflogen. Zurück blieb ein klaffendes, leeres Loch. Wie in Trance stand sie auf und ging zu Max ’ Schlafzimmertür. Behutsam öffnete sie die Tür, um einen Blick hineinzuwerfen. Mit Tränen in den Augen betrachtete sie ihn. Sein Atem ging gleichmäßig , und er schien einen angenehmen Traum zu haben, denn seine Lippen wurden von einem sanften Lächeln umspielt. So unschuldig, so rein. Reglos blieb sie stehen, um ihn noch eine Weile zu beobachten. Als sie die Tür leise geschlossen hatte, lehnte sie sich mit einem tiefen Seufzer gegen das kalte Holz der Tür. Ihm ging es so gut wie noch nie. Sein Leben verlief endlich in geregelten Bahnen , und sie war sich sicher, dass weiterhin gut für ihn gesorgt werden würde. Selbst wenn sie selbst nicht mehr da war. Sie würde nicht davon laufen. Nicht dieses Mal.
    Entschlossen ging sie zu ihrem Kleiderschrank , um sich anzuziehen. Aufgeben. Das war die alte Mercy. Die alte Mercy hätte Max aus seinem gewohnten Leben gerissen, ihren Namen geändert und auf schnellstem Wege die Stadt verlassen. Doch das war die Vergangenheit. Den tief sitzenden Schmerz darüber beiseiteschiebend , dass sie Max allein ließ , trat sie auf den Flur hinaus. Sie musste ihren Mann retten. Sie würde sich dieser Aufgabe stellen, allein. Niemand anderes würde sein Leben für sie aufs Spiel setzen. Zu ihrem Glück schlossen die Bewohner dieses Hauses ihre Zimmer niemals ab, genauso wie ihre Autos. Zielstrebig ging sie auf einen eher unauffälligen Audi Kombi zu. Ein kleiner Stich der Reue überkam sie, als sie sich in die schwarzen Ledersitze niederließ. Es war ohne Frage ein sehr teures Auto. Doch sie wusste keinen anderen Ausweg. Mit flinken Bewegungen zupfte sie die Kabel unter der Verkleidung des Lenkrads heraus. Ein weiteres Zugeständnis an ihre kriminelle Ader. Nach zwei kurzen Stromschlägen sprang der Wagen schließlich an. Die Codes kannte sie noch von den Fahrten mit Darian. Somit barg die Ausfahrt aus dem Anwesen keine weiteren Hindernisse.
    Die Lagerhäuser mussten im Westbezirk der Stadt liegen, so viel konnte sie aus der Vision schließen. Ihre Ruhe war beängstigend, wenn man bedachte , auf welches Himmelfahrtskommando sie sich einließ. Sie würde versuchen , Darian zu retten. Entschlossen krallten sich ihre Hände a m Lenkrad fest. Sie würde die Liebe ihres Lebens nicht kampflos aufgeben, nur um sich selbst zu retten. Ein Leben ohne Darian war ohnehin nicht mehr lebenswert. Tränen stiegen auf. Sie liebte ihn so sehr. Eigentlich war klar, dass das Schicksal ihr einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte, sobald sie sich auch nur annähernd glücklich fühlte. Es war nie anders gewesen. Doch für Trübsal hatte sie jetzt keine Zeit mehr. Sie parkte den Wagen vor heruntergekommenen Lagerhäusern. Als sie ausstieg, wehte ihr eine kalte Brise entgegen , und ihr Atem bildete kleine Wölkchen. Ratlosigkeit drohte sie zu übermannen. Hier gab es mindestens zwanzig dieser Hallen. Sie alle zu durchsuchen , würde viel zu lange dauern und zudem die Chance erhöhen, dass sie zu früh bemerkt wurde.
    Auch auf die Gefahr hin , zu erschöpft zu sein, um auch nur gegen ein Meerschweinchen gewinnen zu können, beschloss sie , ihre Gabe erneut um Rat zu fragen. Kaum hatte sie die Augen geschlossen, spürte sie eine Veränderung. Die Magie kam nur stockend, fast schüchtern zu ihr. Wie eine Straßenkatze, die das Vertrauen schon lange verloren hatte, tigerte sie langsam auf sie zu. Nur mit viel Mühe behielt sie die Geduld und öffnete behutsam die Fenster, um sie
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