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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind
Autoren: LYNNE GRAHAM
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vorgekommen.“
    „Caroline ist einsam“, sagte Abbey leise. „Du arbeitest in letzter Zeit immer bis spät in die Nacht.“
    Drew zuckte mit den Schultern. „Caroline und ich leben und arbeiten zusammen. Manchmal ist es erdrückend. Ich sitze nicht immer bis spät hier im Büro. Manchmal brauche ich eben Zeit für mich allein.“
    Abbey war entsetzt über dieses Geständnis. „Erdrückend“ war nicht unbedingt die Beschreibung für eine glückliche Ehe. „Stimmt irgendetwas nicht?“
    „Wieso sollte etwas nicht stimmen?“
    „Du bist in letzter Zeit so gereizt.“
    „Das bildest du dir nur ein.“
    Abbey war nicht überzeugt. „Läuft irgendwas falsch mit dem Geschäft?“
    „Wenn, dann bist du die Erste, die es erfährt. Aber wir könnten noch ein paar Kunden mehr gebrauchen. Unsere schicken neuen Geschäftsräume hier brauchen mehr von unseren Einnahmen auf als gedacht.“
    Sie war wirklich stolz auf sich, dass ihr das „Ich hab’s dir doch gesagt!“ nicht über die Lippen schlüpfte. Sie liebte ihren großen Bruder, und sie konnte sehen, unter welchem Druck er stand. Er wirkte blass und hager, und da lagen auch dunkle Ringe unter seinen Augen. „Kann ich irgendwie helfen?“
    „Du könntest diesen russischen Milliardär ein wenig umgarnen. Vielleicht schiebt er uns ja ein paar Aufträge zu. Er muss endlos viele Kontakte haben.“
    „Caroline hat dir das von Nikolai Arlov schon erzählt?“
    „He, es bringt Glanz in unser Städtchen, wenn hier ein Milliardär auftaucht. Und es passiert auch nicht jeden Tag, dass ein
    Milliardär sich für meine kleine Schwester interessiert.“
    Abbey presste die Lippen zusammen. „Ich mochte ihn nicht.“
    „Sicher, welcher Mann könnte schon Jeffrey, dem Heiligen, das Wasser reichen?!“
    „Zieh nicht über Jeffrey her!“
    „Tut mir leid, aber ich habe nie zu seiner Fangemeinde gehört. Ich war immer der Meinung, dass er dich nur ausnutzt. Du warst ja noch ein Kind“, meinte Drew missbilligend. „Wäre er nicht Dads Kollege und angehender Richter gewesen, hätte Dad ihn zum Teufel gejagt.“
    „Jeffrey hat mich nicht ausgenutzt, er hat mich geliebt“, widersprach Abbey überzeugt. „Aber ich sollte mich jetzt besser an die Arbeit machen.“
    Eine gute Stunde erledigte und organisierte sie anstehende Aufträge, als es an der Tür klopfte und ein Bote einen riesigen Blumenkorb voller Rosen ablieferte. Abbey war nicht überrascht, als sie auf der beiliegenden Karte Nikolai Arlovs Unterschrift las, doch kam es ihr fast wie eine Drohung vor, dass darunter auch seine Telefonnummer stand. Nur unwillig und sehr genau ihre Worte wählend, um ihn nicht zu ermutigen, schickte sie ihm per SMS einen höflich-knappen Dank für die Rosen.
    Keine Minute später rief er sie an. „Lunch?“, fragte er ohne Einleitung.
    Seine tiefe Stimme jagte einen Schauer über ihren Rücken. „Tut mir leid, aber ich habe viel zu tun.“
    „Ich etwa nicht?“, kam es von ihm zurück.
    „Sie spenden also wirklich nichts für Futures, wenn ich nicht mit Ihnen ausgehe, oder?“ Abbey hatte gar nicht vorgehabt, eine solche Frage zu stellen. Was ihr nur klarmachte, wie sehr der Vorfall sie beschäftigte, obwohl sie sich geschworen hatte, sich von seinen unfairen Taktiken nicht kleinkriegen zu lassen.
    „Wenn ich etwas sage, meine ich es immer ernst.“
    An ihrem Ende der Telefonleitung zog Abbey eine Grimasse. „Jetzt fühle ich mich schuldig, dass ich Futures um die Spende gebracht habe, die sie so nötig brauchen.“
    „Hoffentlich ist das Schuldgefühl stark genug, um Ihre Meinung zu ändern und mir Gelegenheit zu geben, Ihnen zu beweisen, was für ein netter Typ ich sein kann.“
    „Beim Lunch?“ Abbeys Gewissen stand mächtig unter Beschuss. Erneut fragte sie sich, was ein paar Stunden in seiner Gesellschaft schaden konnten. Auf jeden Fall besaß er genügend Selbstvertrauen, um davon auszugehen, dass es ihm gelingen würde, sie umzustimmen.
    „Sagen wir Dinner“, kam es prompt von ihm zurück. „Ich hole Sie um halb acht ab.“
    „Na schön. Ich wohne …“
    „Ich weiß, wo Sie wohnen.“
    „Wir werden uns nicht besonders gut verstehen“, warnte sie ihn.
    „Ich überweise heute Nachmittag noch meine Spende“, sagte er nur und unterbrach die Verbindung.
    Abbey starrte das Telefon an, als wäre es eine Bombe, die jederzeit losgehen könnte. Sie konnte kaum fassen, dass sie sich von seinen erpresserischen Taktiken über den Tisch hatte ziehen lassen und einem
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