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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind
Autoren: LYNNE GRAHAM
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Abendessen mit ihm zugestimmt hatte.
    Nikolai dagegen war bester Laune. Diese Abbey Carmichael war eine äußerst clevere Frau. Sie spielte die Unnahbare, um das Interesse eines Mannes noch anzufachen. Er beauftragte Sveta damit, die Spende zu überweisen, und Olya, das blaue Kleid zu erstehen, das Abbey bei der Modenschau vorgeführt hatte.
    Später am Nachmittag rief Caroline Abbey überglücklich mit der Nachricht an, dass Nikolai Arlov Futures eine halbe Million Pfund gespendet hatte. Nicht nur war es die größte Einzelspende seit Bestehen der Organisation, Arlov hatte auch anklingen lassen, dass er mit dem Gedanken spiele, die Schirmherrschaft zu übernehmen. Abbey fragte sich, wie ihre Schwägerin wohl reagieren würde, wenn sie ihr erzählte, dass er sein Geld allein dafür genutzt hatte, um eine Verabredung mit ihr zu ergattern. Aber dann beschloss sie, Carolines überschäumender Laune und dem selten genug vorkommenden Erfolgsgefühl keinen Dämpfer zu versetzen.
    „Ich gehe heute Abend mit ihm essen“, sagte sie also nur.
    „Großartig! Ich will, dass du dich amüsierst und immer daran denkst, dass du jung und ungebunden bist!“ Caroline klang so begeistert. „Drew hat mir gerade Blumen geschickt. Die Idee hat er sicher nur bekommen, weil Nikolai dir den Korb gesandt hat, aber wir wollen nicht kleinlich sein, oder?“
    Abbey lächelte erleichtert. Ihr Bruder unternahm also ein paar Anstrengungen, und Caroline war glücklich. Dieses Wörtchen „erdrückend“ lag ihr immer noch im Magen. Auch ärgerte sie sich darüber, dass sie die Chance ungenutzt gelassen hatte, ihn zu fragen, wohin er ging, wenn er abends nicht im Büro war. Andererseits … sie hatte sich schon genug eingemischt. Als Eheberaterin fehlte ihr mit Sicherheit die Qualifikation. Das Schicksal hatte Abbey und Jeffrey nicht einmal die Hochzeitsnacht gewährt.
    Die Tatsache, dass sie nie miteinander intim geworden waren, war ein nie versiegender Quell des Bedauerns für Abbey. Jeffrey hatte darauf bestanden, dass sie warten sollten, bis sie verheiratet waren. Und Abbey quälte diese Tatsache bis heute. Vor lauter Scham, hatte sie dies bisher niemandem gestanden. Es war erniedrigend, wenn sie sich in Erinnerung rief, wie neugierig sie auf die Mysterien zwischen Mann und Frau gewesen war, während ihr Eifer Jeffrey eher schockiert denn animiert hatte. Rückblickend fand sie die einzigen Erklärungen für diese Zurückhaltung in seinem übergroßen Respekt für ihren Vater und dem erheblichen Altersunterschied zwischen ihnen.
    Abbey schaute auf das gerahmte Foto auf ihrem Schreibtisch. Jeffrey mit seinen blonden Haaren und den grünen Augen war ein sehr attraktiver Mann gewesen. Kein Wunder, dass sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Noch heute erstaunte es sie, wieso er eine junge Schulabbrecherin hatte heiraten wollen, anstatt sich für eine der attraktiven Karrierefrauen zu entscheiden, die er während seiner Tätigkeit als erfolgreicher Anwalt getroffen hatte.
    Kurz darauf wurden mehrere Schachteln und Pakete abgeliefert, mit den besten Empfehlungen von Nikolai Arlov. Seidenpapier häufte sich überall in ihrem Büro, bis sie alles ausgepackt hatte. Zum Vorschein gekommen waren das blaue Seidenkleid von der Modenschau, passende Schuhe, unzählige Accessoires und sogar der passende Schmuck. Dass Abbey während der Veranstaltung ihr Desinteresse deutlich ausgedrückt hatte, schien also keinerlei Wirkung auf Nikolai gehabt zu haben.
    „Die Kartons sind angekommen“, schrieb sie ihm per SMS. „Durften Sie als Kind keine Anziehpuppe haben?“
    „Mir geht es nur darum, dass ich Sie ausziehen kann“, simste er zurück, und seine Antwort fuhr ihr auf höchst verstörende Weise heiß in den Unterleib.
    „Keine Chance“, lautete ihre Erwiderung. Seine Direktheit verwirrte sie, sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Aber auf gar keinen Fall wollte sie bei ihm falsche Hoffnungen erwecken, wie der Abend verlaufen würde.
    Abbey verließ die Firma früher als gewöhnlich und fuhr zu ihrem hypermodernen Apartment. Es hatte Jeffrey gehört, und das minimalistische Design in Braun- und Beigetönen spiegelte viel mehr seinen Geschmack wider denn ihren. All ihre Versuche, die Wohnung durch kleine Dekorationen und Zugaben gemütlicher zu machen, ließen jedes Mal nur den Eindruck von Unordnung zurück, sodass sie es aufgegeben hatte. Als einziges Teil stand ihr Puppenhaus in der Diele auf dem niedrigen
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