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Geliebter der Nacht

Titel: Geliebter der Nacht
Autoren: Robin T. Popp
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fand sich eine enge Gasse, die mit Kies ausgelegt war und zu einem Parkplatz hinter einem Lagerhaus führte. Sie steuerte bewusst auf diesen Bereich zu, während sie Gonzales’ eilige Schritte hinter sich hörte. Für einen kurzen Moment lauschte sie, ob irgendjemand sonst sich näherte oder sich womöglich berufen fühlte, einzugreifen.
    Die Hand an ihrem Arm, die sie aufhielt, kam schneller, als sie erwartet hatte. Gonzales war anscheinend ganz scharf auf sie, was ihr nur recht sein sollte. Je schneller sie ihn hinter Gitter brachte, umso besser für alle. Sie setzte ein unschuldiges Lächeln auf und drehte sich um.
    »So ein hübsches Ding wie du sollte sich nicht allein in diesem Teil der Stadt herumtreiben«, sagte er. »Ich sorge lieber dafür, dass du sicher nach Hause kommst. Oder nein, ich habe eine bessere Idee. Was hältst du davon, wenn wir zwei irgendwohin gehen, wo wir uns näher kennenlernen können?« Sein Atem klatschte ihr wie eine schimmelig-feuchte Decke ins Gesicht, dass sie beinahe gewürgt hätte.
    Stattdessen lachte sie. »Nicht einmal, wenn du der letzte Mann auf der Welt wärst!«
    Er packte ihren Arm schmerzlich fest und riss sie an sich. Wäre sie eine normale Frau, könnte sie jetzt in echten Schwierigkeiten stecken.
    »Jemand sollte dir ein paar Manieren beibringen«, knurrte er.
    »Du ganz sicher nicht. Und jetzt LASS MICH LOS !« Die letzten Worte sprach sie extra deutlich, um Missverständnissen vorzubeugen, konnte allerdings nicht umhin, noch ein gemurmeltes »Du dämlicher Wichser!« hinzuzufügen.
    Er starrte sie an, als könnte er nicht fassen, was sie sagte. Kaum aber hatte er begriffen, wurde er wütend.
Hat auch lange genug gedauert!
Ihr blieb eine volle Sekunde, um sich für seine Ohrfeige zu wappnen.
    Der Schlag war kräftig genug, um ihren Kopf zur Seite zu schleudern und ihre Lippe aufplatzen zu lassen. Während der Schmerz sie durchfuhr, wurde die Wölfin in ihr wach. Sie stand gefährlich nah vor der Verwandlung, schaffte es jedoch trotzdem, alles bis auf ihre Augen in menschlicher Form zu behalten.
    »Was zur Hölle …?«, stammelte er verwirrt.
    »Maurice Gonzales«, sagte sie ruhig und tupfte sich mit dem Finger das Blut von der Lippe, »mein Name ist Lexi Corvin, und ich bin eingetragene Kopfgeldjägerin. Da Sie nicht zu Ihrem Gerichtstermin erschienen, haben Sie die Freilassung auf Kaution verwirkt. Deshalb nehme ich Sie fest.«
    Er fuhr zurück, als hätte sie ihn geschlagen. »’n Scheiß wirst du!«, erwiderte er und drehte sich um. Doch ehe er weglaufen konnte, packte Lexi ihn am Kragen.
    Seinen wild um sich schlagenden Armen konnte sie mühelos ausweichen, während sie mit der Faust ausholte und so fest zurückhieb, wie sie konnte. Aber er war groß und ging nicht ohne weiteres zu Boden. Angespornt von seiner Wut, befreite er sich aus ihrem Griff und begann, mit fleischigen Fäusten auf ihr Gesicht und ihren Bauch einzuboxen.
    Lexi versuchte nach Kräften, den Schmerz zu ignorieren und sich zu wehren, indem sie ihm zunächst kurze Hiebe gegen die Brust versetzte und ihm schließlich in die Niere trat.
    Wahrscheinlich hatte sie die Grenze des Moralischen überschritten, als sie ihn zum Kampf verlockte, aber ihr Gerechtigkeitssinn verlangte, dass sie die Chance nutzte, einen Kerl zu vertrimmen, der gern Frauen prügelte.
    Bald wurde Lexi klar, dass er ermüdete, doch bevor sie den finalen Schlag loswurde, explodierte neben ihr ein so grelles Licht, dass sie die Augen schließen musste. Als Nächstes folgte eine Erschütterung, bei der Lexi beinahe das Gleichgewicht verlor.
    Vorsichtig öffnete sie die Augen und sah mit an, wie sich eine helle Masse von Rauch oder Nebel auflöste und in ihrer Mitte ein Mann zum Vorschein kam.
    Er war ein Riese mit dunklem ungekämmte Haar, das fast bis zum Kragen seines ärmellosen Staubmantels reichte. Der Mantel war vorn offen und enthüllte seinen muskulösen Oberkörper, der vollständig von Tattoos übersät war. Seine schwarze Lederhose saß eng an der schmalen Taille und den kräftigen Beinen, und seine Stiefel waren in einem Stil gehalten, den Lexi noch nie gesehen hatte.
    Seine auffallend schönen Züge indessen kamen Lexi bekannt vor, und ihr Schock war nicht eben gering, als ihr plötzlich einfiel, wo sie ihn schon gesehen hatte: während des Rufzaubers! Er war für einen kurzen Moment in ihrer Flamme erschienen, und wenngleich sein Gesicht in jenem Augenblick schmerzverzerrt gewesen war, bestand nicht der geringste
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