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Geliebter der Nacht

Titel: Geliebter der Nacht
Autoren: Robin T. Popp
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nehmen. Sie dachten, wenn sie das große Böse nicht aufhielten, stünde der Weltuntergang bevor. Wie die meisten magischen Kreaturen hatte auch Lexi schon früh die physikalischen Grundgesetze gelernt, nach denen es zwei Arten von Magie auf der Welt gab: die weiße und die schwarze oder die Lebens- und die Todesmagie. Und der natürliche Zustand sah vor, dass beide im ausgewogenen Verhältnis zueinander standen.
    Die Hexen des Lichtzirkels waren überzeugt, dass das große Böse irgendwie sämtliche Lebensmagie tilgen wollte, was die Zerstörung der Welt zur Folge hätte.
    Vor Wochen schon hatte Heather Lexi von Amber Silver-thorne erzählt, einer Hexe in Seattle, die dem großen Bösen begegnet war, als sie Nachforschungen über ihre ermordete Schwester anstellte. Beinahe wäre Amber selbst dabei umgekommen, aber dann tauchte plötzlich ein Krieger auf, der sich als Unsterblicher ausgab, und beschützte sie.
    An dieser Stelle der Geschichte war Lexi drauf und dran gewesen, auszusteigen. Sollte sie etwa glauben, dass diese Unsterblichen tatsächlich existierten? Also bitte! Dämonen, die versuchten, die Welt zu übernehmen? Unsterbliche? Nichts als Mythen und Legenden! Andererseits dachten die Leute einst, Werwölfe und Hexen wären ebenfalls nur Märchengestalten.
    Lexi nahm ihre Bürste und fing an, ihr zerzaustes schwarzes Haar zu bändigen.
    Zweifellos hätte Lexi alles als Blödsinn abgetan, nur belog Heather sie sonst niemals, und zudem sah sie ja selbst, dass die Todesmagie an Stärke gewann.
    Als der Hexenzirkel herausfand, dass der Dämon von einem der fünf Unsterblichen unterstützt wurde, beschlossen die Mitglieder, die anderen vier Brüder mit dem Rufzauber herbeizuschwören. Heather bat Lexi, mitzumachen, brauchten sie doch so viel Lebensmagie, wie sie bekommen konnten, damit der Zauber wirkte. Und wenngleich Lexi immer noch nicht wirklich überzeugt gewesen war, hatte sie sich einverstanden erklärt.
    Zu ihrem Erstaunen funktionierte der Zauber sogar beinahe. Für einen winzigen Moment hatte sie mindestens einen der anderen Unsterblichen in ihrer Wahrsageflamme aufleuchten sehen. Leider hatte der Zauber auch den abtrünnigen Unsterblichen, Tain, mit herbeigerufen, der mit dem Dämon an seiner Seite erschien und den Zauber abbrach, bevor einer der drei anderen Unsterblichen sich materialisieren konnte.
    Lexi legte die Bürste ab, hielt ihre Hände in die Höhe und betrachtete die Innenflächen. Feuer war ihr Zaubermedium, und beim Rufzauber musste sie länger als sonst einen Feuerball in den Händen halten. Am Ende konnte sie Verbrennungen ersten Grades vorweisen, die belegten, dass sie sich angestrengt hatte. Seither war eine Woche vergangen, und geblieben waren bloß leichte rosa Verfärbungen.
    Bei dem Treffen gestern Abend war ihr klargeworden, dass keine der Hexen wusste, was nun zu tun wäre. Sie hatten ihren einzigen Trumpf ausgespielt und verloren.
    Lexi würde ihnen ja gern weiterhelfen, aber im Moment hatte sie ein paar eigene Bösewichte zur Strecke zu bringen. Sie flocht sich das hüftlange Haar zu einem Zopf und fixierte ihn unten mit einem Haargummi. Anschließend zog sie sich das Nachthemd aus, auf dem vorn ein großer Aufdruck prangte, »F … dich und deine Aggressionsbewältigungsgruppe«, zog sich eine ärmellose schwarze Lederbluse, eine Lederhose und Doc Martens an. Nicht nur handelte es sich hierbei um bequeme Arbeitskleidung, sondern Lexi wusste auch, dass sie darin hart aussah, und einen flüchtigen Verbrecher zu fangen hatte nun einmal mindestens so viel mit Psychologie wie schlichtweg mit Kraft und Schnelligkeit zu tun.
    Kurz bevor sie die Wohnung verließ, fühlte sie wieder die aufgestaute Magie, die in ihren Armen kribbelte. Sie sollte bald Ricco besuchen, um ein bisschen überschüssige Energie loszuwerden. Bei dem Gedanken an die wunderbare Weise, in der ihr der dunkelhaarige, blauäugige Vampiranführer früher schon »geholfen« hatte, musste sie lächeln. Ach, Ricco!
    Seufzend ging sie hinaus, wo sie von einem herrlich klaren Maimorgen begrüßt wurde. Es herrschte gerade so viel Wind, dass es im Schatten kühl war, während die Sonne bereits angenehm wärmte. Lexi blickte sich auf der belebten Straße um. Hell’s Kitchen am Morgen war ein Ort wie kein anderer.
    Sie schritt den Gehweg entlang, lauschte dem Geplauder der Leute, die ihr Handy am Ohr hielten und hektisch ihrer Arbeit nachgingen. Der Geruch von frischgebackenem Brot und Kuchen vermischte sich mit den
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