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Geliebter der Nacht

Titel: Geliebter der Nacht
Autoren: Robin T. Popp
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Wasserfall, der den ganzen Raum in ein sanftes Licht tauchte und dessen leises Rauschen beruhigen sollte, wenngleich dieser Effekt bei Darius nicht eintreten wollte.
    Sich überall umblickend, versuchte er, sie mittels Gedankenkraft herbeizuzwingen. »Verdammt!«, fluchte er, als nichts geschah. Niemand konnte ermessen, welche Schwierigkeiten diese Verzögerung auf der Erde bereitete. Ravenscroft existierte in einer anderen Dimension, folglich waren zehn Minuten hier schnell einmal ein ganzer Tag für die Erde. Und angesichts der Stärke, mit welcher der Ruf erfolgt war, hatten sie dort keine Zeit zu verschwenden.
    Rastlos und von einem ohnmächtigen Zorn angetrieben, lief Darius im Zimmer seiner Mutter auf und ab, wobei sein Gesicht sich zusehends versteinerte. Erst nach mehreren Stunden fühlte er eine Aura von Macht hinter sich, wandte sich um und sah, wie seine Schutzgöttin sich auf ihrem Thron materialisierte. Obwohl sie Jahrhunderte älter als er war, schien sie ebenso jung wie Darius, und ihre Schönheit schaffte es jedes Mal wieder, ihm den Atem zu rauben. Heute trug sie ein langes fließendes Gewand in Aquamarin mit einem tiefen Dekolleté und eine Diamantkette, an der eine einzelne goldene Kugel hing, die so hell leuchtete, als wäre darin die Sonne selbst gefangen. In Wahrheit jedoch beinhaltete sie etwas, das Darius weit wichtiger war.
    »Wo warst du?«, fragte er sie grußlos und sah auf die Kugel.
    »Mir geht es gut, danke der Nachfrage«, sagte sie kühl.
    »Ich werde auf der Erde gebraucht«, fuhr er fort. »Es ist dringend. Wenn du mir also einfach meine Lebensessenz …«
    Ein Funkeln trat in ihre grünen Augen, das Darius leider nur allzu vertraut war. »Es ist traurig, wenn ein Sohn nicht einmal mehr seiner eigenen Mutter gegenüber höflich sein kann.«
    Darius verkniff sich eine bissige Erwiderung. »Guten Abend, Mutter«, sagte er übertrieben süßlich. »Ich muss sagen, du siehst heute aufsehenerregend schön aus, wie immer. Dein Lächeln bringt den Sonnenschein noch in die trostlosesten Winkel. Der Nachtigall Melodie verblasst gegenüber deiner …«
    »Hör auf, bevor ich vergesse, wie sehr ich dich liebe!«, warnte sie ihn. »Ich war bei meinen Schwestern, als du nach mir gebrüllt hast. Und mir stand nicht der Sinn danach, sie zu überstürzt zu verlassen, denn schließlich trauern sie nach wie vor um deine Brüder.«
    Darius seufzte. »Sie sind nicht tot, Mutter.«
    »Was keineswegs ein Trost ist«, erwiderte sie gereizt. »Auf Erden zu bleiben, sich mit menschlichen Wesen zu paaren und sonstigen weltlichen Tätigkeiten nachzugehen, ohne Ravenscroft auch nur einen einzigen Besuch abzustatten!« Sie schüttelte den Kopf. »Mehr bedarf es wohl kaum, um einer Mutter das Herz zu brechen.«
    Darius fasste sich an die Stirn. Stets verlief das Gespräch nach demselben Muster. »Sie sind erwachsene Männer und haben ein Recht, zu leben, wo und wie sie wollen.« Er konnte nicht umhin, zu überlegen, ob seine Brüder den Ruf ebenfalls gespürt haben mochten. Wo genau waren Adrian und Tain, Kalen und Hunter? Hatten sie alles stehen- und liegenlassen, um dorthin zu eilen, wohin man sie herbeigerufen hatte? »Ganz gleich, wie unglücklich ihre Wahl ist«, fügte er hinzu, denn Sekhmet zu verärgern wäre ein Fehler, »ich bin mir sehr wohl meiner Pflichten und Aufgaben bewusst, weshalb ich dich herbat. Es gibt Probleme auf der Erde. Jemand hat den Rufzauber beschworen.«
    »Was?« Ihr Schreck war eine Erleichterung für Darius. »Aber du bist noch hier.«
    »Mein Körper ist an meine Lebensessenz gebunden. Du weißt, dass ich nicht gehen kann, solange du sie in der Kugel um deinen Hals trägst.«
    Sie entspannte sich sichtlich. »Gut.« Dann hielt sie ihm die Hand hin, damit er ihr vom Podest half. »Wollen wir essen?«
    »Wie bitte?« Vor Entsetzen ließ er ihre Hand los. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Es gibt Probleme auf der Erde. Ich muss gehen!«
    Da war wieder dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht, als würde sie jeden Moment in Zorn ausbrechen. »Du wirst hier gebraucht.«
    »Wofür?«, fragte er fassungslos.
    Statt ihm zu antworten, ging sie zu der Tür, die direkt in den Speisesaal führte. Erst als ihr klarwurde, dass er ihr nicht folgte, blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um.
    »Bei aller Liebe, Mutter!«, sagte er, ehe sie den Mund aufmachte. »Ravenscroft ist nicht gerade eine Brutstätte von Dämonenaktivität. Im ganzen Reich gibt es nicht einmal einen Hauch von
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