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Geliebter der Nacht

Titel: Geliebter der Nacht
Autoren: Robin T. Popp
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den Mann zum Container hinüber. Während die Frau den Deckel aufhielt, hievte er den Kerl recht unsanft hoch und ließ ihn kurzerhand in den Abfall plumpsen. In dem Hinterhof nebenan fanden sie einige Zementblöcke, die Darius auf den Containerdeckel legte, falls der Mann früher aufwachte als erwartet.
    Unterdessen entging Darius nicht, dass die Bluse der Frau oben recht weit offen war und ihm hier und da einen kurzen Blick auf ihr eindrucksvolles Dekolleté gewährte. Er war eindeutig zu lange in Ravenscroft gewesen, stellte er fest, und als er ihren verlockenden Duft einatmete, konnte er nur mit größter Mühe der Verlockung widerstehen, sie auf der Stelle in die Arme zu reißen und gleich hier zu vernaschen. Mit erheblicher Willenskraft gelang es ihm aber doch, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen.
    »Sie sagten, ich würde dringend gebraucht?«
    »Ja, von Ihren Brüdern. Von Adrian zumindest.«
    »Adrian! Ist er hier?« Der Gedanke, einen seiner Brüder nach so vielen Jahren wiederzusehen, begeisterte ihn, obschon die Umstände, die sie zusammenführten, alles andere als erfreulich sein dürften.
    »Nein, er ist in Seattle bei einer Hexe namens Amber Silverthorne, aber ich bin sicher, dass er Ihnen selbst erzählen will, worum es geht.«
    »Wie wär’s, wenn Sie mir schon einmal verraten, was eigentlich los ist?«, schlug er vor.
    Ein Stirnrunzeln vertrieb ihr entzückendes Lächeln. »Ich kann Ihnen bloß sagen, was ich weiß. Das ist leider nicht besonders viel.«
    In diesem Augenblick kamen zwei Männer um die Ecke, die Darius und die Frau im Vorübergehen neugierig beäugten. Die Frau blieb stumm, bis die beiden außer Hörweite waren. Dann griff sie Darius leicht ans Mantelrevers und zog ihn ein wenig näher zu sich. »Gehen wir irgendwohin, wo wir ungestört reden können.«
    »Die Idee gefällt mir«, sagte er, ohne zu verhehlen, was ihm bei diesem Gedanken vorschwebte. Prompt kassierte er einen bitterbösen Blick. »Wie heißen Sie?«
    Er folgte ihr zu einer belebten Kreuzung und blieb abrupt stehen. Unzählige merkwürdige Maschinen sausten vorbei, und rechts von ihnen erhob sich ein stachelförmiges Gebäude hoch in den Himmel. Massen von Menschen mit bunten Taschen bewegten sich in beide Richtungen. Die Frau neben ihm stoppte ebenfalls, und Darius merkte, dass sie ihn mit einem prüfenden Blick musterte.
    »Ist eine Weile her, seit Sie zuletzt auf der Erde waren, stimmt’s?«, fragte sie ihn.
    Er starrte weiter auf den Verkehr. »Ungefähr siebenhundert Jahre.«
    Als versuchte sie, sich vorzustellen, wie die Welt ihm jetzt erscheinen müsste, schaute sie sich um. »Seitdem hat sich einiges verändert«, überlegte sie laut. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.« Sie winkte mit der Hand durch die Luft, und eines der komischen Geräte kam quer über die Straße geschossen. Keinen halben Meter vor ihnen blieb es stehen. »Statt uns mit Pferden, Maultieren oder Ochsen fortzubewegen, verlassen wir uns auf das hier.« Sie zeigte auf das Ding. »Es ist nicht lebendig, sondern ganz aus Metall und Plastik. Wir nennen es …«
    »Ein Taxi«, beendete er den Satz für sie, worauf sie ihn wieder verwundert ansah. »Ich bin auf dem Laufenden geblieben«, sagte er und öffnete die eine Hintertür.
    Dann lehnte er sich hinunter und betrachtete den Fahrer eingehend. Nicht dass er sich um seine eigene Sicherheit sorgte – schließlich war er unsterblich –, aber er wollte das Leben der Frau nicht irgendjemandem anvertrauen.
    »Steigt ihr jetzt ein oder nicht?«, fragte der Fahrer ungeduldig.
    »Ja, tun wir«, antwortete die Frau hinter Darius und schubste ihn leicht von hinten. Darius trat zur Seite, damit sie zuerst einsteigen konnte, ehe er sich neben sie setzte.
    Sie ratterte eine Adresse herunter, und das Taxi fädelte sich in den Verkehr ein. Dann drehte sie sich zu ihm. »Mein Name ist Lexi. Lexi Corvin.«
    Darius, der eben noch interessiert aus dem Fenster gesehen hatte, wandte sich zu ihr. Ihm gefiel die Art, wie sie sprach. Ihre Stimme hatte etwas Verführerisches, wie alles an ihr. Er nahm sich fest vor, sie sehr genau kennenzulernen, bevor er von hier fortging. Und während er wieder aus dem Fenster schaute, blieben seine Gedanken bei der Frau. Wie sehr mochten Frauen sich im Laufe der Jahrhunderte verändert haben? Die Art, wie diese hier sich kleidete, diese engen Sachen, die sich perfekt ihrem Körper anschmiegten, und das gewagte Dekolleté legten nahe, dass sie viel Zeit damit
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