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Geliebter Barbar

Geliebter Barbar

Titel: Geliebter Barbar
Autoren: Julie Garwood
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Judith befanden, verklangen. Dann sagte er: »Wieso haben wir sie übergangen?«
    »Ihr erlaubt keiner von uns Frauen, uns ratsuchend an Euch zu wenden«, antwortete Judith. »Dabei sollten unsere Probleme genauso ernst genommen werden wie die von euch Kriegern. Und es wäre nur gerecht, wenn wir in wichtigen Fragen auch eine Meinung äußern dürften.«
    »Judith, jede Frau hier wird ernst genommen.«
    »Dann frage ich mich, warum wir nicht vor den Rat treten dürfen!«
    Graham war noch nie zuvor auf solch eine Art herausgefordert worden. Er rieb sich das Kinn, während er über seine Antwort nachdachte. »Wenn eine von euch ein Problem hat, kann sie zu ihrem Mann gehen und darüber sprechen«, sagte er schließlich. Er schien höchst zufrieden zu sein, daß ihm diese Lösung eingefallen war, und brachte sogar ein Lächeln zustande.
    »Das ist ja alles schön und gut«, entgegnete Judith. »Ehepaare sollten ohnehin immer ihre Sorgen und Nöte miteinander besprechen. Aber was ist mit den Frauen, die keine Männer haben? An wen können sie sich wenden? Oder sind sie nicht wichtig? Wenn Helen Sorgen wegen ihres Sohnes hat, sollte sie zu euch oder Gelfrid oder einem anderen Ratsmitglied gehen können, um sich helfen zu lassen. Bisher durfte sie dies aber nicht. Als ihr Mann starb, ist sie zur Außenseiterin geworden.«
    »Ich hätte mit Freuden ihre Probleme für sie gelöst«, gab Graham zurück.
    Judith versuchte, ihre aufkommende Verzweiflung zu verbergen.
    »Helen braucht niemanden, der ihre Probleme für sie löst«, erklärte sie. »Das ist unnötig. Wir wollen doch bloß unsere Angelegenheiten mit euch besprechen, eine andere Meinung dazu hören … wir wollen einfach in den Clan einbezogen werden, Graham. Helen hat genug Menschenverstand. Sie kann sich selbst helfen. Versteht Ihr nun?«
    »Denkt an Dorothy«, erinnerte Helen ihre Herrin. »Ihr solltet sie auch erwähnen, wenn Ihr ihm erklärt, wie unser Leben hier abläuft.«
    »Ja, Dorothy«, stimmte Judith zu. Helen hatte ihr erst vor kurzem über die werdende Mutter erzählt. »Dorothy wird in etwa einem Monat ihr Baby bekommen. Ihr Mann ist bei der Treibjagd, nur wenige Wochen nach ihrer Hochzeit, umgekommen. Der Rat sollte jetzt eigentlich ihre Familie sein. Sie ist sonst ganz allein! Und bestimmt wird der Rat nun einige Veränderungen bewirken wollen … um der Frauen und Kinder willen!«
    Graham konnte nicht anders, als vor ihren Argumenten zu kapitulieren. Sie hatten die Frauen bisher ignoriert. »Ja, wir waren nachlässig«, gab er zu.
    Er war jedoch nicht bereit, mehr zuzugestehen. Dies müßte fürs erste genügen. Judith wandte sich wieder zu Iain. Nun konnte auch er ruhig ein paar Zugeständnisse machen. »Meine Mutter ist Engländerin, mein Vater Clansherr Maclean, und das kann ich nicht ändern. Du bist hier der Clansherr, Iain, und ich glaube nicht, daß du das ändern kannst.«
    Iain furchte die Stirn. »Judith, ich habe nicht auf einem Bündnis bestanden, weil Maclean dein Vater ist. Meine Männer können es leicht mit einem ganzen Heer Maclean-Krieger aufnehmen, denn sie sind besser ausgebildet als jede andere schottische Truppe. Dennoch«, fuhr er mit einem bedeutungsvollen Blick auf Graham fort, »die Dunbars, vereint mit den Macleans, können uns allein von ihrer Anzahl her überwältigen. Als Clansherr ist es meine Pflicht, jedes Mitglied hier zu schützen. Das kann ich aber nicht in der Funktion des Beraters. Das Amt ist sinnlos ohne Macht. Und das, Frau, ist für mich nicht länger annehmbar.«
    »So, wie es jetzt ist«, schränkte sie ein.
    »So, wie es immer gewesen ist«, berichtigte er.
    »Bis du es änderst!«
    Iain setzte sich plötzlich in Bewegung. Vor Graham blieb er stehen. »Ich will kein Berater bleiben. Ich will die Macht zu handeln.«
    Lange Zeit verstrich, während Graham über Iains Forderung nachdachte. Er wandte den Kopf, um den anderen Ratsmitgliedern einen Blick zuzuwerfen, und drehte sich dann wieder zu Iain um. Und er zögerte immer noch. »Absolute Macht …«
    Judith wollte gerade unterbrechen, als sie sich doch lieber zusammenriß. Mit Männern mußte man weitaus vorsichtiger umgehen als mit Frauen. Ihr kostbarer Stolz machte auch die einfachsten Lösungen schwierig.
    »Du mußt für das, was du tust, verantwortlich gemacht werden können, Sohn«, sagte Graham müde. Judith befürchtete, daß er sich bereits dagegen entschieden hatte und nun damit kämpfte, das Unvermeidliche als gegeben zu akzeptieren.
    Dann
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