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Geliebter Barbar

Geliebter Barbar

Titel: Geliebter Barbar
Autoren: Julie Garwood
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seiner Frau. Sobald sie davon trinkt, hat sie ein Baby in ihrem Bauch.«
    Judith verzog das Gesicht. So was Ekliges. Sie wollte ihre neue Freundin gerade um weitere Einzelheiten bitten, als Frances Catherine plötzlich anfing, laut zu jammern. Judith beugte sich noch ein Stückchen vor und stimmte augenblicklich in das Gejammer ein. Die Biene hatte sich auf der Schuhspitze des Mädchens niedergelassen. Und je länger Judith sie anstarrte, desto größer und bedrohlicher schien das Insekt zu werden.
    Keine der beiden dachte mehr an Geburt und Kinderkriegen.
    »Tust du’s? Jagst du sie weg?« fragte Frances Catherine.
    »Ja … gleich!«
    »Hast du Angst?«
    »Nein«, log Judith. »Ich hab’ vor nichts Angst. Und ich dachte, du auch nicht.«
    »Wieso?«
    »Weil du nicht geweint hast, als dein Vater dich gehauen hat!« erklärte Judith.
    »Er hat nicht sehr fest geschlagen«, gab Frances Catherine zu. »Das tut er nie. Es schmerzt ihn nämlich mehr als mich. Jedenfalls sagen Gavin und Kevin das. Und sie sagen, Papa ruiniert mich für den Mann, der mich mal heiraten soll, weil Papa mich nämlich verwöhnt.«
    »Wer sind Gavin und Kevin?«
    »Meine Halbbrüder«, erklärte Frances Catherine. »Papa ist auch ihr Papa, aber sie haben eine andere Mama. Sie ist tot.«
    »Weil sie ein Kind gekriegt hat?«
    »Nein.«
    »Warum ist sie dann gestorben?«
    »Papa hat gesagt, sie war einfach erschöpft«, sagte Frances Catherine. »Ich mach jetzt die Augen ganz fest zu, und du jagst die Biene weg, ja?«
    Judith war so fest entschlossen, ihre neue Freundin zu beeindrucken, daß sie nicht mehr über die Folgen nachdachte. Sie holte aus und schlug nach der Biene. Doch als sie das Flattern der kleinen Flügel an ihrer Handfläche spürte, machte sie intensiv eine Faust – und heulte auf.
    Frances Catherine sprang vom Felsen und half auf die einzige Art, die ihr einfiel: Sie heulte mit.
    Judith rannte immer um den Felsen herum und schrie dabei so laut, daß sie fast keine Luft mehr bekam. Frances Catherine lief hinterher und brüllte genausolaut – aus Mitgefühl und Angst.
    Da kam auch schon Frances Catherines Vater über das Feld herbeigerannt. Er schnappte sich zuerst seine Tochter, und nachdem sie ihm stammelnd erzählt hatte, was geschehen war, fing er auch Judith ein.
    In wenigen Augenblicken waren die beiden Mädchen getröstet. Frances Catherines Vater hatte den Stachel aus Judiths Hand gezogen und kühlenden Schlamm daraufgestrichen. Dann trocknete er ihre Tränen mit einem Zipfel seines wollenen Umhangs. Nun saß er auf dem Straffelsen, seine Tochter auf dem einen und Judith auf dem anderen Knie.
    Niemand hatte je so viel Aufhebens um Judith gemacht. Die Zuwendung des fremden Mannes machte sie zwar verlegen, aber es gefiel ihr doch so gut, daß sie sich eng an ihn kuschelte.
    »Ihr zwei seid vielleicht ein Paar«, brummte der Mann, als ihr Schluchzen so weit verstummte, daß sie ihn verstehen konnten. »Erst übertönt ihr mit eurem Geschrei die Fanfarenstöße, die die Wettkämpfe ankündigen, und dann rennt ihr herum wie zwei kopflose Hühner.«
    Judith war sich nicht sicher, ob der Fremde wirklich böse war oder nicht. Seine Stimme klang zwar schroff, aber sein Blick war weiterhin freundlich. Als Frances Catherine kicherte, entschied Judith, daß der Vater wohl doch nur einen Scherz gemacht hatte.
    »Es hat ihr richtig weh getan, Papa«, sagte Frances Catherine.
    »Das glaub ich dir«, antwortete er. Dann wandte er sich Judith zu, die ihn fasziniert anstarrte.
    »Es war sehr mutig von dir, meiner Tochter zu helfen«, lobte er sie. »Aber beim nächsten Mal fängst du die Biene besser nicht. Einverstanden?«
    Judith nickte feierlich.
    Er tätschelte ihren Arm. »Du bist ein hübsches, kleines Ding«, bemerkte er. »Wie heißt du?«
    »Sie heißt Judith, Papa, und sie ist meine Freundin. Kann sie mit uns essen?«
    »Das hängt von ihren Eltern ab«, erwiderte der Vater.
    »Ihr Papa ist tot«, verkündete Frances Catherine. »Ist das nicht tragisch?«
    »Das ist es allerdings«, stimmte er zu. Um seine Augen bildeten sich kleine Fältchen, aber sein Mund lächelte nicht. »Sie hat die hübschesten blauen Augen, die ich je gesehen habe.«
    »Aber Papa. Hab’ ich denn nicht die schönsten Augen, die du je gesehen hast?«
    »Doch, Frances Catherine. Du hast die hübschesten braunen Augen, die ich je gesehen hab.«
    Zufrieden mit seiner Antwort, kicherte Frances Catherine erneut. »Ihr Papa ist schon totgegangen, bevor sie
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