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Geliebte Schwindlerin

Geliebte Schwindlerin

Titel: Geliebte Schwindlerin
Autoren: Barbara Cartland
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floß und daß der rote Bordeaux, den er mit seinen Freunden im Club getrunken hatte, ausgezeichnet gewesen sei. Beides zusammen war jedoch seiner Gesundheit abträglich, bis die frische Luft, sportliche Betätigung und natürlich das deftige Essen, das sie zu Hause zu sich zu nehmen pflegten, ihn von den Nachwehen der Feste befreiten und ihm seine heitere Gelassenheit wiederbrachten.
    Bei seiner Rückkehr an jenem Abend jedoch hatte er besonders mitgenommen ausgesehen und ihr die Hand hingestreckt, die mit einem blutigen Taschentuch umwickelt war.
    „Was ist passiert, Papa?“
    „Ich habe mich an einem Stück Draht oder irgend etwas anderem verletzt, das an der Zugtür hing. Es tut höllisch weh, und du solltest schleunigst etwas dagegen tun.“
    „Selbstverständlich, Papa.“
    Minella hatte die verletzte Hand, die eine häßliche gezackte, tief ins Fleisch einschneidende Wunde aufwies, mit einem Seifenbad behandelt und dann verbunden.
    Insgeheim hatte sie den Verdacht, daß er nicht mehr ganz sicher auf den Beinen gewesen war, als er den Zug bestieg. Er konnte getaumelt oder gestürzt sein, was ihm allerdings noch nie passiert war.
    Ihr Vater war immer sehr gut zu Fuß gewesen und erfreute sich einer so rubusten Gesundheit, daß Verletzungen, die er sich beim Reiten oder bei Außenarbeiten zuzog, schneller heilten als bei anderen Menschen.
    Deshalb war sie sehr besorgt, als sie am nächsten Morgen feststellen mußte, daß seine Hand trotz der Behandlung geschwollen war und eiterte.
    Ohne den Protest ihres Vaters zu beachten, schickte sie nach dem Arzt. Der hielt die Wunde für harmlos, verschrieb eine desinfizierende Salbe und verschwand wieder.
    Lord Heywoods Hand wurde immer schlimmer, und die Schmerzen wurden unerträglich. Als er schließlich auf Minellas Drängen hin einen Chirurgen aufsuchte, war es zu spät.
    Das Gift hatte sich bereits in seinem ganzen Körper ausgebreitet, und nur den starken Schmerzmitteln, die ihn betäubten, verdankte er es, daß er nicht ständig vor Qual schreien mußte.
    Es ging so schnell mit ihm zu Ende, daß Minella zunächst gar nicht begriff, was und wie es geschehen war. Erst als ihr Vater auf dem stillen Friedhof neben ihrer Mutter beigesetzt worden war, wurde ihr bewußt, daß sie ganz allein war.
    Zunächst hatte sie daran gedacht, im Herrenhaus wohnen zu bleiben und das Land, das noch nicht veräußert worden war, zu bewirtschaften. Doch da hatte sie noch keine Ahnung gehabt, welche zerrütteten finanziellen Verhältnisse ihr Vater hinterlassen hatte.
    Mr. Mercer war es dann gewesen, der ihr reinen Wein eingeschenkt und ihre Pläne als Tagträume bezeichnet hatte.
    Das Haus war mit Hypotheken belastet und über die Hälfte des Grundbesitzes ebenfalls. Nachdem diese Belastungen abgegolten waren und der Schuldenberg ihres Vaters in London immer weiter anwuchs, wurde ihr die bittere Wahrheit bewußt.
    Sie war nicht nur allein, sondern auch völlig mittellos.
    Sie blickte den Anwalt über den Schreibtisch hinweg an und sagte aus ihren Gedanken heraus: „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen für all Ihre Mühe und Freundlichkeit danken soll, Mr. Mercer. Sie hatten soviel Arbeit mit mir, und ich kann nur hoffen, daß Sie sich ein angemessenes Honorar gesichert haben, wie das alle anderen auch getan haben.“
    „Darüber machen Sie sich nur keine Sorgen, Miß Minella“, erwiderte Mr. Mercer. „Ihre Eltern waren sehr nett zu mir, als sie sich hier niederließen, und Ihr Vater hat mir zu vielen guten Klienten verholfen, die ich nach der Übernahme unserer kleinen Familienpraxis dringend nötig hatte.“
    Minella lächelte. „Papa wollte immer allen Leuten helfen.“
    „Das ist wahr“, bestätigte Mr. Mercer, „und das war wohl auch der Grund dafür, daß seine Gläubiger ihn nicht so hart unter Druck gesetzt haben, wie es sonst üblich ist. Jeder einzelne von ihnen hat seinem aufrichtigen Bedauern Ausdruck verliehen, daß Ihr Vater verschieden ist.“
    Dieser bewegende Beweis der Wertschätzung ihres Vaters trieb Minella die Tränen in die Augen. „Papa hat mir immer versprochen, mich nächstes Jahr mit nach London zu nehmen und seinen Freunden vorzustellen, die sich um mich kümmern und dafür sorgen würden, daß ich mich gut amüsiere.“
    „Vielleicht tun sie das jetzt auch“, meinte Mr. Mercer hoffnungsvoll.
    Minella schüttelte den Kopf. „Ohne Papa, der immer alle zum Lachen brachte und eine Bereicherung für jedes Fest war, wäre es nicht das gleiche.“
    Der
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