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Geliebte Schwindlerin

Geliebte Schwindlerin

Titel: Geliebte Schwindlerin
Autoren: Barbara Cartland
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ihren Vater kursierten.
    Die Blicke, die sie trafen, wenn sie einkaufen ging, verrieten ihr deutlich, was die Leute dachten. Selbst die Trauerpredigt des Pfarrers hatte einen mißbilligenden Unterton gehabt.
    Der alte Pastor hatte ihn stets ausgenutzt und war nie mit leeren Händen von ihm weggegangen, doch für das bewegte Leben, das Seine Lordschaft seit dem Tode seiner Frau führte, zeigte er nicht das geringste Verständnis.
    Ihr Vater hatte immer nur gelacht, wenn sie ihm den neuesten Klatsch aus dem Dorf über ihn erzählte.
    „Da haben sie wenigstens was zu reden“, meinte er. „Eine willkommene Abwechslung von Ackerbau und Viehzucht, dem Wetter und dem wackligen Kirchturm.“
    „Du bist doch nicht schon wieder schwach geworden, Papa!“ rief Minella recht ahnungsvoll aus, denn sie wußte genau, wieviel ihr Vater bereits für die Restaurierung der Kirche gestiftet hatte.
    „Man sollte ihn einstürzen lassen“, hatte Lord Heywood erwidert, „wie sie mich in einen Abgrund stürzen sehen.“
    Minella lachte. „Sie reden zu gern über dich, Papa, und wären arm dran, wenn du plötzlich aus ihrem Blickpunkt verschwinden würdest und ihnen somit der Gesprächsstoff ausginge.“
    Und jetzt war er tatsächlich für immer davongegangen, und im Dorf würde sich das Gespräch wieder Ackerbau und Viehzucht zuwenden.
    Sie zog die obere Schreibtischschublade auf, die unzählige ungespitzte Bleistifte enthielt, Federhalter, ungültige Scheckbücher und schwarz angelaufene Knöpfe, die einst die Livree eines Lakaien geziert hatten.
    Der erste Lord Heywood, der Onkel ihres Vaters, hatte drei Lakaien und einen Butler zu seiner Verfügung gehabt.
    Als ihr Vater das Herrenhaus bezogen hatte, war ein sehr tüchtiges Ehepaar dagewesen, das den Haushalt versorgt hatte, außerdem gab es ein Kindermädchen für Minella, einen Kammerdiener für ihren Vater und einen Laufburschen.
    Zuerst hatte dieser gehen müssen, dann der Kammerdiener, dann waren die Haushälterin und ihr Mann zu alt geworden und hatten sich zur Ruhe gesetzt, und schließlich war nur noch Minellas alte Kinderschwester übrig gewesen.
    Sie hatte schon ihre Mutter großgezogen und gehörte zum lebenden Inventar des Hauses.
    Im Alter von neunundsiebzig Jahren war sie kurz vor ihrer Mutter gestorben.
    Minella war der festen Überzeugung, daß ihre Mutter niemals so krank geworden wäre, wenn Nanny noch gelebt hätte, denn sie hätte dafür gesorgt, daß es immer warm im Haus war.
    Die beiden Frauen, die nur stundenweise aushalfen, hatten das nicht fertiggebracht. Sie hatten zwar immer für Sauberkeit gesorgt, waren aber ständig in Eile gewesen, weil sie zu ihren Familien zurück wollten.
    Jetzt gab es überhaupt keine Hilfe mehr.
    Nach dem Tode ihres Vaters hatte Minella den Staub, der sich überall in den unbenutzten Zimmern ansammelte, bewußt übersehen. Sie hielt es für überflüssig, dafür Geld zu verschwenden, und kam sehr gut allein zurecht.
    Ein Stück Löschpapier kam in der Schublade zum Vorschein, auf dem ihr Vater einige Summen zusammengerechnet hatte. Sie knüllte es zusammen und warf es in den Papierkorb. Andere Papiere schichtete sie ordentlich auf, um sie irgendwann in einen Karton zu legen.
    Die Silberknöpfe mit dem Familienwappen bewahrte sie als Andenken auf und als Notgroschen, falls sie keine Arbeit fand und dringend Geld brauchte.
    Nach der Schublade nahm sie sich die Seitenfächer vor. Sie waren bis obenhin mit Briefen gefüllt. Ihr Vater hatte nie geantwortet, jedoch immer alles aufbewahrt, um eines Tages all seine Briefschulden zu erledigen. Es war nie dazu gekommen.
    Die Schreiben älteren Datums zerriß sie ungelesen, andere enthielten Einladungen zu irgendwelchen Festlichkeiten und hatten alle den gleichen Wortlaut, wie etwa:
    „Lieber Roy,
    Wir erwarten Dich auf unserem Jagdfest. Du weißt, daß Du der einzige bist, der für Stimmung sorgen kann, und der die Gesellschaft von St. Pancras sicher hergeleiten wird …“
    Auch diese und ähnlich lautenden Einladungen landeten im Papierkorb. Aus allen ging deutlich hervor, daß ihr Vater als amüsanter Gesellschafter begehrt gewesen war. Eine Dame drückte das so aus:
    „Das Ganze wird ein Reinfall, wenn Du nicht teilnimmst und uns zum Lachen bringst, und mich persönlich würdest Du überglücklich machen …“
    Hastig zerriß Minella das Schreiben. Wenn so etwas in falsche Hände gelangte* würde es zweifellos zu Mißdeutungen Anlaß geben.
    Um selbst nicht in Versuchung zu
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