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Geliebte Schwindlerin

Geliebte Schwindlerin

Titel: Geliebte Schwindlerin
Autoren: Barbara Cartland
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geraten, falsche Schlüsse zu ziehen, zerriß sie alle weiteren Briefe ungelesen. Bei einem fiel ihr zufällig ein Name ins Auge: Connie.
    Sie sah sich den Brief genauer an und erkannte die Handschrift wieder. Sie gehörte Constance Langford, der Tochter des Pfarrers im Nachbarort. Er war ein kluger, gebildeter Mann, der niemals eine Stelle als Landpfarrer hätte annehmen dürfen, sondern als Dozent an eine Universität gehörte.
    Ihre Mutter hatte ihn überredet, Minella in all den Dingen zu unterweisen, die das Wissen der pensionierten Erzieherin im Dorf überstiegen.
    Eine Viertelstunde lang hatte Minella querfeldein reiten müssen, um zur Pfarrei Little Welham zu gelangen, wo Reverend Adolphus Langford sie hart arbeiten ließ.
    Vierzehn Jahre war sie alt gewesen, als sie den Unterricht bei ihm angetreten hatte, gemeinsam mit der drei Jahre älteren Tochter des Pfarrers, Constance.
    Es machte viel mehr Spaß, mit einem anderen Mädchen zusammen zu lernen, und Minella war stolz darauf gewesen, daß sie schneller begriff und intelligenter war als Constance.
    Sobald sie einmal im Arbeitszimmer des Pfarrers allein waren, machte Constance kein Hehl daraus, daß sie die ganze Büffelei langweilig fand.
    „Du solltest dich glücklich schätzen, einen so klugen Vater zu haben“, hatte Minella die Freundin ermahnt.
    „Und du solltest dich glücklich schätzen, einen so gutaussehenden und aufregenden Mann zum Vater zu haben“, hatte Constance erwidert.
    „Das erzähle ich Papa“, sagte Minella lachend. „Bestimmt fühlt er sich geschmeichelt.“
    Sie hatte Constance einmal zu einer Tasse Tee mit nach Hause genommen, und ihr Vater war sehr liebenswürdig und unterhaltsam gewesen und hatte bei Constance Begeisterungsstürme ausgelöst.
    „Er ist so hinreißend und charmant!“ hatte sie geschwärmt. „O Minella, wann darf ich wieder zu euch kommen? Es ist so aufregend, ihn nur anzuschauen!“
    Minella empfand dieses Kompliment als ungerecht Constances Vater gegenüber. Sie mochte den Pfarrer und seine anregende Lehrmethode. Außerdem wurde sie den Verdacht nicht los, daß Constance nur deshalb besonders nett zu ihr war, weil sie wieder ins Gutshaus eingeladen werden wollte.
    Doch sie hatte wenig Freunde und war deshalb nur allzu gern bereit, Constance den Gefallen zu tun. Ihre Freundin durfte das Pferd ihres Vaters reiten, wenn er es nicht brauchte, und so ritten sie querfeldein zum Heywood-Besitz. Dort pflegte Minella sich dann gleich auf die Suche nach ihrem Vater zu begeben, um Constance eine Freude zu machen.
    Er hielt sich gewöhnlich im Garten oder in den Ställen auf, und da es jedem auffiel, wie Constance ihn mit großen Augen und voller Bewunderung anhimmelte und jedem seiner Worte hingebungsvoll lauschte, als sei es das Evangelium, sagte Lady Heywood lachend: „Du hast zweifellos das Herz der Kleinen erobert, Roy. Hoffentlich wird es dir nicht lästig.“
    „Sicher nicht“, erwiderte er gutmütig. „Mädchen in diesem Alter schwärmen für den erstbesten reiferen Mann, der ihnen über den Weg läuft. Das ist ganz natürlich.“
    „Kann dem Gegenstand ihrer Schwärmerei aber ganz schön auf die Nerven gehen“, meinte Lady Heywood.
    „Sollte das der Fall sein, flüchte ich mich schutzsuchend zu dir“, erwiderte Lord Heywood lächelnd.
    Er legte den Arm um die Schultern seiner Frau und ging mit ihr durch den Garten aufs Haus zu. Die beiden boten ein Bild vollkommener Harmonie, das sich Minella fest eingeprägt hatte.
    Ein Jahr später war Connie, wie sie sich jetzt nannte, weil sie Constance zu steif und förmlich fand, nach London gegangen. Sie schrieb, sie habe eine recht interessante Beschäftigung gefunden, über die ihre Eltern sich allerdings nur vage äußerten.
    Minella erinnerte sich, daß Connie ein einziges Mal wieder bei ihnen aufgetaucht war; das war kurz nach dem Tode von Minellas Mutter gewesen.
    Ihr Vater war gerade aus London zurückgekehrt und in sehr bedrückter Stimmung gewesen.
    Connie sah sich überhaupt nicht mehr ähnlich, fand Minella. Sie hatte sie im ersten Augenblick gar nicht erkannt. Schlanker und größer war sie geworden und so elegant gekleidet, daß Minella aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Zunächst hatte sie die junge Frau für eine Besucherin aus der Grafschaft gehalten, die ihnen ihr Beileid bezeugen wollte, doch dann hatte Connie sie gefragt: „Erkennst du mich nicht mehr, Minella?“
    Einen Augenblick war es still geworden, dann hatte Minella einen
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