Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
verdiente.
    Dafür war St. Barthélémy seit kurzem ein besonders gutes Pflaster: Der Tourismus hatte die zauberhafte Insel mit dem schönsten Badestrand der Karibik entdeckt – Flugzeug nach Flugzeug landete auf dem neu ausgebauten Flugplatz. Tausende von sonnenhungrigen Urlaubern kamen aus den USA und England, aus Holland und Deutschland, aus der Schweiz und aus Frankreich. Sie alle zog es an den langen weißen, von Klippen und Riffen gegen die Meeresbrandung geschützten Sandstrand; sie bevölkerten die Bungalow-Hotels in den Palmenhainen und bewunderten die abgesperrten und schönsten Teile der Insel, die den Milliardärfamilien Rockefeller und Rothschild gehören.
    Hier war es für Red Lawrence leicht, Kunden zu finden, die sich unter den Palmen malen ließen. Ein handgemaltes Porträt aus der Karibik – das ist etwas Besonderes, was der neidische Nachbar nicht aufweisen kann!
    Annette traf Lawrence in einer Bar der Bungalow-Hotelanlage ›Beau Rivage‹; sie hatte sich bis zu ihm durchgefragt. Red kannte jeder, nur, wo er sich im Augenblick aufhielt … da gingen die Meinungen auseinander. Schließlich geriet Annette an einen Hotelportier, der zu ihr sagte:
    »Da gibt es drei Möglichkeiten, Mademoiselle. Erstens, er schläft noch seinen Rausch von gestern aus; zweitens, er schläft noch immer mit der hübschen Touristin, die er gestern abend mitgenommen hat; und drittens – er sitzt in der Bar vom ›Beau Rivage‹ und trinkt schon wieder. – Finden Sie ihn bei Nummer drei, so haben Sie Glück. Was möchten Sie von ihm, Mademoiselle? Sich malen lassen?«
    »Nein. Fliegen!«
    »O Gott! Mein Rat wäre, dann sich lieber malen lassen. Red Lawrence fliegt, als gäbe es keine Schwerkraft.«
    »Genau so einen suche ich!« sagte Annette. »Haben Sie schönen Dank, Monsieur.«
    Annette hatte Glück: Red war bei der Nummer drei seines Tagesablaufs und trank an der Bar Cuba libre – das ist Rum mit Cola.
    Als sie zu ihm an den Hocker trat, schnalzte er sofort mit der Zunge und knöpfte sein Hemd bis zum Gürtel auf. Er ließ eine üppig behaarte Brust sehen, über der zum Überfluß ein dickes goldenes Kreuz an einer massiven Goldkette baumelte.
    »Das können Sie sich sparen, Red!« sagte Annette unbeeindruckt. »Ich kenne schönere Männer als Sie! Ich will auch kein Porträt oder Sie selbst kaufen – sondern ich möchte Ihr Flugzeug chartern. Nennen Sie einen Preis?«
    »He?« Red Lawrence rutschte von seinem Barhocker. Er war zwei Köpfe größer als Annette, schlank in den Hüften und breitschultrig. »Sagten Sie fliegen, Miss? Mit mir? So richtig … durch die Luft?«
    »Wieviel verlangen Sie?«
    »Wohin soll's denn gehen?«
    »Nach Saba …«
    »Und dort landen?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, was Sie da verlangen?«
    »Entweder können Sie fliegen oder nur den Propeller bewegen. Was ist nun?«
    »Miss! Sie haben einen Ton am Leibe!« Red sah Annette begeistert an. »Ich bin der beste Sportflieger der Karibik!«
    »Na also! Was sind sie wert?«
    »Unbezahlbar!«
    »Das gibt es nicht. Ich biete fünfhundert Dollar.«
    »Wieviel?« fragte Red ungläubig. Die ist verrückt, dachte er. So hübsch sie ist, so übergeschnappt ist sie auch. 500 Dollar, um nach Saba zu fliegen. 70 Kilometer von hier! Die Kleine spinnt!
    »Siebenhundertfünfzig Dollar!« rief jetzt Annette.
    »Miss, hören Sie mal zu …«
    »Eintausend Dollar!« bot Annette weiter.
    »Sie gehören in eine Klapsmühle, Miss!« sagte Red laut. »Für tausend Dollar können Sie bis nach Washington fliegen!«
    »Mir genügt Saba. Machen Sie es, Red?«
    »Zum Teufel – ja! Wann?«
    »Sofort!«
    »Okay!« Red Lawrence kraulte sich die blonden lockigen Haare. Er war – Annette gab es unwillig zu – wirklich ein schöner Mann. »Für zweihundert Dollar setze ich Sie auf Saba ab.«
    »Ich habe Ihnen tausend geboten, dabei bleibt es!«
    Annette drehte sich um und ging zur Tür. Red Lawrence trottete ihr nach und tippte sich an die Stirn, als der Barmixer ihn ungläubig anstarrte.
    Draußen blieb Annette stehen und zeigte auf ein Taxi.
    »Es wartet schon!«
    »Und wenn ich nein gesagt hätte, Miss?« fragte Red.
    »Sie hätten nie nein gesagt!« Annette ging zu dem Taxi. »Denn Sie sind käuflich.«
    »Sauber! Ich kehre zurück zu meinem Cuba libre.«
    »Wirklich? Fünftausend Dollar, Red …«
    »Sie irrer Typ!« schrie Lawrence. »Wo sind Sie ausgebrochen?«
    »Fahren wir.«
    Annette stieg in den Wagen. Lawrence kletterte auf den Vordersitz neben den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher