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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fahrer.
    »Sie können am Abend wieder zurück sein und ins Bett der Dame steigen, die heute auf Ihrer Liste steht.«
    »Kein Rückflug?«
    »Nein!«
    »Das interessiert mich …«, sagte Lawrence ehrlich. »Was hat ein so hübsches Mädchen wie Sie auf einer so kleinen Insel wie Saba zu suchen? Das will ich sehen …«
    Es schien tatsächlich zu stimmen: Red Lawrence war einer der besten Flieger der Karibik. Schon wie er seine winzige Maschine startete und in den Himmel riß, war kunstflugreif. Die Startstrecke war verschwindend kurz.
    In der kleinen Kabine saßen sie eng beieinander, und als Lawrence aus Übermut zu einer Schleife ansetzte und das Flugzeug fast über die rechte Tragfläche abkippte, klammerte sich Annette in plötzlicher Angst irgendwo fest und umfaßte Reds Arm.
    »Sind Sie verrückt?« schrie sie.
    Lawrence lachte laut. Seine Zähne blitzten.
    »Wer mit mir fliegt, muß sich daran gewöhnen, in keinem gewöhnlichen Flugzeug zu sitzen. Vielleicht bin ich tatsächlich verrückt. Jetzt ist es zu spät, auszusteigen, Miss!«
    Dann begann er zu singen, stieg höher in den blauen Himmel und wandte sich dem Meer zu.
    »In einer halben Stunde, mein Kind, ist alles vorbei …«, sang er und lachte Annette dabei an, die wütend neben ihm saß, angeschnallt, mit verkniffenen Lippen. »Doch wenn die Stürme wehen übers Meer … gibt's keine Rückkehr … gibt's keine Rückkehr …« Er unterbrach seinen Gesang und blickte nachdenklich auf den Horizont. »O Scheiße!« sagte er plötzlich. »Miss, wir kehren um!«
    »Nein. Ich muß nach Saba.«
    »Wissen Sie, was eine Windhose ist? Nichts da von wegen Schlüpfer eines Darmkranken – ein ekelhafter Wirbelsturm, der alles, was ihm begegnet, kurz und klein schlägt. Blicken Sie mal vor sich! Sehen Sie den dünnen Streifen dort … über dem Meer? Den hellen senkrechten Streifen, der wie ein Webfehler im himmlischen Blau aussieht? Ich lasse mich von Ihnen fressen, wenn das keine Windhose ist!«
    »Ich habe keinen Appetit auf Sie!« versetzte Annette wütend. »Warum fragen Sie nicht die Wetterstation?«
    »Womit?«
    »Sie haben keinen Sprechfunk?« rief sie entsetzt.
    »Aber ja, nur funktioniert er nicht immer. Da ist ein Wackelkontakt drin. Starren Sie mich doch nicht so entgeistert an! Ich fliege nach Sicht, Gehör und Gefühl. Und letzteres signalisiert mir: Da vorn ist was los! Genau zwischen uns und Saba! Ich schlage vor, wir fliegen einen Bogen und gehen Saba von Westen her an. Über der Saba Bank wird es stiller sein. Einverstanden?«
    »Fragen Sie doch Ihr Gefühl, Ihre Sicht und Ihr Gehör!«
    »Miss, Sie gefallen mir!«
    Red Lawrence drehte ab und flog auf die weite Karibik hinaus.
    »Ihr Mundwerk ist phantastisch! Hoffentlich ist es noch da, wenn wir – was durchaus möglich ist – in ein Unwetter kommen. Die ziehen nämlich ganz plötzlich auf. Das Meer gefällt mir gar nicht. Diese Schaumkronen …«
    »Die sind schon seit heute morgen da.«
    »Ach!« Lawrence sah Annette forschend an. »Sie waren heute schon in der Luft? Sieh da!«
    »Ich komme von Cayman Brac …«
    »Und ausgerechnet bei mir bleiben Sie hängen!«
    »Sie haben die kleinste Maschine.«
    »Das stimmt!«
    »Und Sie können auf Saba landen!«
    »Stimmt auch. Sie sind ein mutiges Mädchen, Miss.«
    »Nein. Ich habe nur eine etwas verworrene Sache in Ordnung zu bringen …«
    Der Umweg hatte sich nicht gelohnt.
    Schon nach zwanzig Minuten wurden sie von einem starken Wind geschüttelt, die kleine Maschine tanzte auf Windstößen oder sackte in Luftlöcher ab, der Himmel verfärbte sich, aus dem Blau wurde ein schmutziges Grau, und dann war alles nur noch eine Farbe – Himmel und Meer –, man wußte nicht, was oben oder unten war … Nur der Horizontkreisel und der Wende- und Querneigungszeiger sagten ihnen, daß sie noch waagrecht geradeaus flogen.
    Annette saß bleich und mit gefalteten Händen auf ihrem Sitz. Um sie herum war graues Nichts. Das kleine Flugzeug war zum Spielball des Sturmes geworden.
    Red Lawrence hielt seine Maschine gerade, er hatte sich die Kopfhörer übergestreift, und sein Gesicht war kantig geworden.
    »Nichts!« schrie er gegen den Sturm und den knatternden Motor an. »Dieser Mistwackelkontakt! Kein Ton! Ich habe keine Ahnung, wohin wir fliegen!« Er sah Annette an. »Angst?«
    »Ja …« Sie nickte wie ein kleines Kind.
    »Endlich!« Red riß die Maschine wieder in die Waagerechte. Wie mit Hämmern drosch der Sturm auf sie ein. »Wenn wir hier heil
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