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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wiederherstellen würde, war sein Töchterchen.
    Später versuchte er es noch einmal, Don Fernando zu erreichen, bekam aber keine Antwort. Er fuhr nach Belize City zurück, setzte sich in eine Bar in der Hafengegend und trank auf seinen Erfolg harte Rum-Mixgetränke.
    Viel später sagte der Barmixer zu ihm: »Jetzt ist es genug. Gehen Sie nach Hause, Don Ernano …«
    Die ganze Nacht über dachte Annette an das Gespräch mit dem fremden Mann. Ruhelos lief sie durch das große Haus, Mr. Ben immer hinterher. Dann saß sie im Morgengrauen auf der Mauer der Terrasse und blickte über das Meer, das sich in der aufgehenden Sonne zu einer erst violetten, dann golden-orangenen Scheibe verwandelte. Der ganze Himmel glühte, als verbrenne das Firmament. Endlich hatte der Tag gesiegt, und das Blau des Himmels vermischte sich mit dem Blau der See.
    Zuerst hatte Annette vorgehabt, den Gouverneur auf Grand Cayman anzurufen und ihm alles zu erzählen. Aber dann tat sie es doch nicht.
    Sir Howard Betford würde wieder seine diplomatischen Beziehungen in Bewegung setzen und Saba samt den Piratenyachten von der Kriegsmarine einkreisen lassen. Nicht nur die Holländer waren an dem Gespenst der Karibik interessiert, sondern alle Staaten, die dieses Gebiet als ›ihre See‹ ansahen. Seit Jahren jagten sie erfolglos die Piraten, es würde einen Aufmarsch vor Saba geben, als handelte es sich um eine Seeschlacht. Für ihren Papa würde das das Ende bedeuten …
    Mary-Anne Tolkins, dachte Annette. Sie also verbirgt sich hinter Joanna Tabora. Vieles, was Joanna zu ihr gesagt hatte, bekam jetzt einen anderen Sinn.
    Sie trank ihren Morgenkaffee ruhig wie immer. Niemand sah ihr die ruhelose Nacht an. Sie rief die einzelnen Geschäftsführer der Rainherrschen Firmen an und sagte ihnen, daß sie für einige Tage verreisen würde.
    Dann telefonierte sie mit dem kleinen Flugplatz auf Gran Cayman und mit dem Leiter der dortigen privaten Flugschule, der Privatpiloten ausbildete.
    »Jack, ich brauche sofort ein Wasserflugzeug!« sagte sie energisch. »Bitte, fragen Sie nicht, warum, und sagen Sie nicht, es geht nicht. Sie haben eins in der Bucht, und wenn Sie es heute für Schulzwecke brauchen, sagen Sie allen Schülern ab! Ich zahle Ihnen den Ausfall mit hundert Prozent Aufschlag! Ist das ein Wort? Sie sollen mich nur bis Jamaika bringen. Holen Sie mich hier ab, Jack. Sie kennen ja unser Haus. Sie können in der Bucht gut wassern. Jack … keine Ausreden! Ich erwarte Sie. Bitte, bitte … steigen Sie sofort auf. Es ist dringend …«
    Jack Porter, Fluglehrer und Chef der Flugschule Gran Cayman, fragte nicht lange. Wenn Annette Rainherr rief, wenn sie ihn um einen Gefallen bat, war es für ihn selbstverständlich, daß man ihn erfüllte. Um das Geld brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Jeder wußte, daß Dr. Rainherr zu den reichsten Männern der Cayman Islands gehörte. Wenn seine Tochter 100 % Aufschlag bot, dann war das so gut wie ein Barscheck.
    Um neun Uhr morgens stieg Jack Porter mit seinem Wasserflugzeug, einem massiven Doppeldecker, auf und flog nach Cayman Brac.
    Als er in der Bucht vor Rainherrs Felsenhaus zur Landung ansetzte, sah er Annette schon am langen hölzernen Bootssteg stehen. Neben ihr wartete ein kleiner Reisekoffer. Um das blonde Haar hatte sie ein buntes Seidentuch geschlungen.
    Jack Porter landete und fuhr dann langsam an den Steg heran. Ein hübsches Mädchen, dachte er. Lange Beine in engen Jeans. In der Bluse schöne, runde Wölbungen. Ein Gesicht wie eine nordische Göttin.
    Er stellte den Motor ab und erinnerte sich daran, daß er seit 10 Jahren verheiratet war, zwei Kinder besaß und Annette Rainherr sowieso als unerreichbar galt. Er ließ das Wasserflugzeug an den Steg treiben und warf dann Annette die Halteleine zu. Sie fing das Seil geschickt auf und machte um den kleinen eisernen Kreuzpoller einen Knoten, den man später vom Flugzeug aus wieder lösen konnte. Es kam ja nur darauf an, daß sie auf einen Schwimmer steigen und dann die Leiter hinauf in die Kabine klettern konnte.
    Jack Porter lachte ihr entgegen und half ihr mit beiden Händen in die Kabinentür. »Willkommen an Bord!« sagte er. »Ich will nicht fragen, was Sie so dringend nach Jamaika treibt, aber es muß ja etwas Wichtiges sein! Wo ist Mr. Rainherr?«
    »Er angelt draußen in der Karibik.« Annette setzte sich neben Porter und schnallte sich an. Porter musterte sie aus den Augenwinkeln.
    »Gab's Ärger?« fragte er kurz.
    »Wieso?«
    »Weiß Ihr
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