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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rauskommen, Miss, dann male ich ein Bild für die Kirche!«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann bekommen wir nasse Füße! Mit den Schwimmwesten können wir uns schon eine lange Zeit halten … aber da sind die Haie …«
    »Die Haie!« sagte Annette leise.
    »Das Paradies der Karibik ist auch nur eine angemalte Hölle! Verdammt, wir müssen aus diesem Wind heraus!«
    Er flog einen Bogen und vertraute seinem Gefühl, daß er jetzt den richtigen Kurs auf Saba hatte. Zu erkennen war nichts … Nicht, wo das Meer war, nicht, wo der Himmel anfing.
    Nur ein heulendes Grau umgab sie.
    Ein mörderischer Schlag traf plötzlich die kleine Maschine. Sie bäumte sich auf, überschlug sich und flatterte dann wie ein welkes Blatt im Sturm steuerlos durch das wirbelnde Grau.
    »Beten Sie!« schrie Red Lawrence und hielt sich am Armaturenbrett fest. »Vielleicht fliegen wir geradewegs dem lieben Gott in den Schoß …«

XXI
    Auch über Saba heulte der Sturm.
    Er war so plötzlich gekommen, daß sich niemand mehr davor schützen konnte. Die Leute von Bottom, der kleinen ›Hauptstadt‹, verkrochen sich in ihre Steinhäuser, wer noch draußen auf den Felsterrassen war oder an den Hängen des Kraters, wo kleine fruchtbare Gärten angelegt worden waren, suchte Schutz in den Höhlen, von denen es hier eine Vielzahl in allen Größen gab.
    Die Schiffe draußen auf Reede verstärkten ihre Anker mit Stahltrossen und schweren Treibankern; die ANNETTE I tanzte wie ein Gummiball auf den schäumenden Wellen. Die GOTLAND in der kleinen Bucht vor Luis de Vegas' Lagerhaus war gerade noch rechtzeitig von McDonald und seinen Männern mit dicken Nylontauen vertäut worden, bevor auch sie der Sturm erfaßte und beinahe an Land warf.
    »Das kostet wieder Menschenleben!« sagte Dr. Meier XXIII prophetisch und steckte sich eine Zigarette an.
    Er saß mit Joanna und Andreas Rainherr im Lagerhaus und starrte auf die vom Sturm umhergeworfene GOTLAND. McDonald und der Bärtige hielten als Bordwache auf ihr aus, die andere Mannschaft saß bei Bier und Pfeife in einem Nebenraum des Lagerschuppens.
    »Ich liebe die Karibik … aber mit diesen Saustürmen habe ich mich immer noch nicht anfreunden können. Sie sind plötzlich da … kommen aus dem blauen Himmel gefallen und sind ebenso plötzlich wieder weg … Aber ihr Weg ist besät mit Trümmern und toten Menschen! Luis, ist nichts zu hören?«
    Luis de Vegas hockte vor dem Funkgerät und hatte den Notruf eingestellt. Es krachte und knatterte im Lautsprecher, aber kein SOS rief um Hilfe. »Es ist nur ein begrenzter Sturm«, meinte Luis, »und zum Glück scheint niemand in diesem Gebiet zu sein.«
    »Früher war das anders.« Dr. Meier trank einen Schluck Bier. Er brauchte kein Glas, er trank es gleich aus der gekühlten Dose. »Der Meeresgrund ist voll von gesunkenen spanischen Galeonen. Für sie war solch ein plötzlicher Sturm fast immer das Todesurteil. Rainherr … Wenn man bedenkt, wieviel Milliarden an Gold da unten auf dem Meeresboden liegen! Für immer!«
    »Da ist etwas!« schrie Luis plötzlich.
    Er drehte an verschiedenen Knöpfen, das Knattern und Rauschen verschob sich. »Verdammt! Ich habe doch was gehört … Ganz schwach nur …! Da … hören Sie es? Da ist es wieder …«
    Im Lautsprecher, unterbrochen durch die atmosphärischen Störungen, ertönte dünn der Ruf: »MAYDAY! MAYDAY! MAYDAY!«
    Der internationale Ruf um Hilfe.
    Mit fliegenden Fingern stellte Luis de Vegas die Frequenz ein und antwortete:
    »Wir hören! Wir hören! Wo sind Sie? Position bitte! Wer sind Sie?«
    Im Lautsprecher war der Ton jetzt klarer. Eine Männerstimme …
    »MAYDAY! MAYDAY! Hier Red Lawrence aus St. Barthélémy! Mußte mit meiner Maschine ins Wasser! Orientierung längst verloren. Treiben auf wilder See und können uns noch etwas halten. Waren im Anflug auf Saba. Müssen irgendwo in der Nähe von Saba sein. MAYDAY! MAYDAY! Kommt schnell, ehe die Maschine zerbricht. Habe ein Girl an Bord, Miss Annette Rainherr …«
    Durch Andreas Rainherr zuckte es wie ein Schlag. Auch Dr. Meier XXIII zog plötzlich die Schultern hoch, als friere er. Luis starrte Rainherr hilflos an. Nur Joanna war aufgesprungen und rannte zur Tür.
    »Annette …«, stotterte Rainherr. »Was macht denn Annette da draußen? Vor Saba?« Er drehte sich um, sah Joanna losrennen und schrie: »Wo willst du hin?«
    »Aufs Boot!«
    »Bist du wahnsinnig?«
    »Willst du Annette etwa ertrinken lassen?«
    Er sprang ebenfalls auf und schlug die Fäuste
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