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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)
Autoren: Svetlana Sekulic
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im Zimmer umher
wanderten. Der Mann setzte sich auf den Stuhl gegenüber von
Nicola und stellte sich als Dr. Blawala vor. Nicola überlegte
kurz und atmete erleichtert auf. Er hatte es also doch geschafft. Er
war in der Anstalt und konnte sich endlich mit seiner Leila befassen.
    Dr. Blawala
stellte sehr viele Fragen, die er sich zum Teil auf einem Zettel
notiert hatte. Nicola antwortete ordnungsgemäß, nicht mit
einem dumpfen Gefühl in der Magengegend. Aber da musste
er jetzt durch und sogleich nannte er seinen Namen und den Namen von
Leila und ihren gemeinsamen Familiennamen und fragte nach ihrer
Zimmernummer, um sich bei ihr vorzustellen und um sich mit ihr
beschäftigen zu können. Dr. Blawala betrachtete Nicola sehr
lange, um sich danach etwas auf dem Zettel zu notieren. Nicola
bemerkte sehr schnell, dass er seine Strategie etwas ändern
musste. Und während er darüber nachdachte, erhob sich der
Doktor und ging ohne weiteren Kommentar aus dem Zimmer. Über
viele Stunden hinweg kam niemand mehr in sein Zimmer. Und Nicola
bemerkte auch, dass er richtig eingesperrt war und sein Klopfen und
sein Rufen keinen hier interessierte und es auch keiner hier
anscheinend bemerkte. Er wartete geduldig. So hatte er Zeit zu
überlegen, wie er jetzt an die Sache heran gehen konnte. Die Tür
ging wieder auf und ein jemand kam herein und überreichte ihm
einen Teller mit Deckel darauf. Dieser ging wieder heraus, ohne ein
Wort gesagt zu haben. Nicola legte den Deckel beiseite und aß
sehr schnell den Teller leer, da er großen Hunger hatte. Durch
das Fenster vernahm er den heran nahenden Abend, die Dunkelheit
gepaart mit seiner heran schleichenden Einsamkeit. Die Tür ging
irgendwann wieder auf und ein anderer jemand nahm den Teller mit
Deckel und Löffel wieder mit, genauso wie zuvor, ohne ein Wort
mit ihm gewechselt zu haben. Nicola legte sich hin und schlief sogar
ein. Die Tür ging am frühen Morgen auf und zwei Männer
traten ein. Sehr schnell erhob sich Nicola vom Bett, weil er nicht so
recht ausmachen konnte, was nun mit ihm geschehen würde. Beide
Männer packten ihn am Ärmel und geleiteten ihn aus dem
Zimmer, ohne mit ihm zu sprechen. Nicola ließ gewähren,
weil er sich dachte, dass Widerstand ohnehin zwecklos sei und er
nicht unnötig die Sache hier komplizieren wollte. Für einen
kurzen Augenblick dachte er sogar, sie würden seinem Wunsch
entsprechen und führten ihn zu dem Zimmer von Leila, so wie er
gestern vorsichtig und doch energisch bei dem Doktor angefragt hatte,
denn schließlich war er der Ehemann von Leila und nicht
irgendein Nachbar. Nur seltsam, dass sie ihm keine Gelegenheit gaben,
sich vorher zu waschen und sich frisch zu kleiden, für solch
einer Begegnung. Nicola landete in einem anderen Zimmer, das sich
sehr, dem von gerade eben ähnelte. Er blieb darin stehen. Die
beiden Männer waren plötzlich verschwunden. Nicola wartete.
Vielleicht schickten sie Leila zu ihm. Schnell drehte sich Nicola um,
auf der Suche nach einem Spiegel, irgendwo in diesem Raum. Er fand
nichts, worin er sich hätte erkennen können. Er spuckte
sich in die Hände und strich damit seine langen Haare aus dem
Gesicht und den Schlafdreck aus den Augen. Er stopfte sich sein Hemd
ordentlich in seine Hose und bemerkte, dass er bald dringend pinkeln
müsste. Er entdeckte zwei Stühle in dem Raum und setzte
sich auf einen davon. Es kam ein Mann herein. Er kam direkt auf
Nicola zu und Nicola entdeckte, dass es eine Frau war und zwar
dieselbe, die er damals auch im ersten Stock getroffen hatte und mit
der er sich nicht anlegen wollte, weil ihr Geschlecht nicht sofort
auszumachen war. Nicola stand auf, vielleicht in der Annahme, sich
jetzt doch mit ihr prügeln zu müssen. `Setzen sie sich`,
kam es forsch aus ihrem Mund. Nicola gehorchte. ´Jetzt erzählen
sie mal´. Zwei strenge Augen stachen ihm voll ins Gesicht und
Nicola konnte nicht den Blick davon lassen, so sehr er sich auch
bemühte. Er überlegte. Was genau hatte er jetzt zu
erzählen? Er wusste nichts mehr oder nur soviel, dass er
gemeinsam mit Georg einen Plan schmiedete und zwar des nachts bei
sich zu Hause. Und am nächsten Tag, er sich auf dem Weg zum
Beerdigungsinstitut machte und eine Kutsche mit schwarzen Pferden
mietete. Nicola wurde von seinem Gedankengang unterbrochen. `Es wird
ihnen absolut nichts bringen, wenn sie nur schweigen`. Nicola musste
sich überwinden. Er strengte sich an. Er versuchte seinen Mund
zu bewegen, nur um zu signalisieren, dass er sich bemühte,
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