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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)
Autoren: Svetlana Sekulic
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seine
Hilfe sein würde. Er überlegt wieder hinaus zu gehen,
draußen zu warten, bis dass sie zu ihm herauskommt und ihn
hinein geleitet. Er dreht sich um, als es plötzlich laut in
seinen Ohren dröhnt :`Setzen sie sich hin`. Nicola war auf einer
Seite dankbar, endlich eine Anweisung bekommen zu haben, was er zu
tun hat, andererseits hat ihn ihre aggressive Stimme nur noch mehr
erschreckt. Er nimmt Platz und atmet tief durch. Nur keinen Fehler
machen, redet er sich voller Anstrengung ein. Er erinnert sich an
sein Vorhaben, dieser Leiterin überlegen zu werden, indem er sie
mit seinem Charme versucht zu manipulieren. Sofort setzt sich sein
breites Grinsen ein. Er starrt sie an, ohne mit dem Grinsen aufgehört
zu haben. Sie blickt zurück und lässt ihn nicht aus den
Augen. Nach etlichen Minuten notiert sie etwas in ihren Unterlagen.
Nicola fühlt sich überlegen und spürt ihre
Unsicherheit. Er öffnet seinen Mund: `Wie geht es ihnen, gnädige
Dame?´ Die Leiterin schaut überrascht hoch. Ihre Augen
kneifen sich angestrengt zusammen, während sie nicht von ihm
ablassen. Nicola setzt noch einen drauf und steht kurzerhand vom
Stuhl auf, um sich wie ein Gentleman vor ihr zu verbeugen oder so,
wie er es früher mit seiner Großmutter Babu häufig
auf den Theaterbühnen gesehen hatte. Er möchte damit seine
Untergebenheit beteuern, ohne dabei innerlich sich kaputt gelacht zu
haben. Die Leiterin muss dies jedoch als körperlichen Angriff
von ihm gedeutet haben, denn kurzerhand drückt sie auf einen
Knopf, der zu ihrer Rechten an der Wand angebracht war. Während
Nicola noch mit dem Kopf nach unten gebeugt dasteht und mit der
rechten Hand eine Geste gen Himmel deutet, fassen ihn mehrere Arme
unter den Achseln und zerren ihn zu Boden. Für einen Moment
denkt Nicola, dass sich die Leiterin auf ihn gestürzt hat, um
ihm ihre Dankbarkeit oder gar Liebe für seine empathische
Haltung zu zollen, kann sie aber aus einem Augenwinkel, während
seine Gesichtsbacke den kalten Boden berührt, sitzend auf dem
Stuhl erkennen, die sich daran macht, ihre Unterlagen gänzlich
vollzuschreiben. Nicola spürt außer einem Stich in seiner
Armbeuge nicht mehr vie l.

    Und
so betrachtet Nicola seinen Sohn noch aus weiter Ferne und vermag
doch nicht, ihn zurückzurufen.
    Und
nur seine Gedanken reden mit ihm und erklären ihm.
    Fjodor,
mein Junge. Ich kann dir im Moment nicht wirklich beistehen, denn ich
habe vieles noch zu erledigen. Ich bin eigentlich nur auf dem Weg, um
zehn Birnen zu kaufen. Sie haben mich beauftragt dies zu besorgen, um
mich zu testen, ob ich normal im Kopf und fähig bin, zehn Birnen
selbständig einkaufen zu können. Ich darf sie nicht
enttäuschen, denn ich möchte Leila wieder zurückgewinnen.
Sie wird sichtlich stolz auf mich sein, wenn sie erfährt, dass
ich die Aufgabe gut gemeistert habe. Ich konnte ihr nur ein einziges
mal näher kommen, als ich sie in ihrem Zimmer entdeckte und die
Tür offen stand. Ich ging auf sie zu und sprach mit ihr, dass
alles wieder gut wird und wir wieder zusammenkommen werden. Sie sagte
nicht viel, aber ich entdeckte ein Lächeln auf ihrem zarten
Gesicht und das bestärkte mich in meinem Tun. Ich werde jegliche
Aufgaben gut meistern, damit wir wieder eine Familie werden. Leider
hatte ich nicht mehr Geld dabei, als das Wechselgeld. Das nächste
mal werde ich dich zu einer Limonade sicherlich einladen können.
Ich hatte auch nicht allzu viel Zeit, da sie bereits auf mich
warteten, wahrscheinlich mit der Stoppuhr in der Hand. Deswegen
konnte ich mich nicht intensiver mit dir unterhalten, da sie auf die
Zeit schauten und sich gespannt fragten, ob ich überhaupt zu
ihnen zurückkommen würde oder sie eine große
Suchaktion starten müssten, vielleicht sogar mit einem
Helikopter. Ich hätte auch abhauen können. Aber warum? Ich
bin doch selbst in die Anstalt hinein, um alles über mich
ergehen zu lassen und alles vorzüglich zu meistern. Mein Junge.
Ich wollte dich unbedingt noch einmal sehen. Ich wollte dich nicht
unnötig länger warten lassen zu einem Treffen, nicht nach
so langer Zeit. Leider ging es nicht schneller, denn ich musste einen
geeigneten Zeitpunkt abfangen, um aus der Anstalt raus gehen zu
dürfen und gleichzeitig dich in der Stadt treffen zu können.
Ich wollte dich nicht in der Anstalt zufällig antreffen, wenn du
Mutter besuchst oder sonst etwas. Wahrscheinlich hättest du mich
auch nicht erkannt. Nein, ich möchte dir wieder ordentlich als
Familienvater begegnen, deswegen habe
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