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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel
Autoren: Stefan Wolf
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Versager.
Du hast immer Leistungen von mir erwartet.«
    »Das ist bei den Clausens so
üblich. Wir sind seit Jahrhunderten das, was wir sind.«
    Mario lachte unfroh. »Eine
lange Geschichte — vom Wegelagerer, auch Raubritter genannt, bis zum
Fußballidol. Aber was machen wir nun?«
    »Du meinst mit Wilson, dem
Erpresser? Er hat verdammt gute Karten. Es genügt völlig, dass du das Mädchen
verscharrt hast. Das ist Beweis genug für dein schlechtes Gewissen — Beweis
dafür, dass du was zu verbergen hattest.«
    »Mit diesem Damoklesschwert
über mir (Sinnbild für die Lebensgefahr, in der auch der Mächtigste ständig
schwebt) — wie soll ich da spielen?«
    »Wie wäre es damit? Du reißt
dich zusammen. Wegen Wilson lassen wir uns was einfallen. Erst mal... hm! Ja,
erst mal gehe ich ein auf seine Forderung. Er soll sich sicher fühlen. Dann
ziehen wir ihm den Beweis unterm Hintern weg.«
    »Vater, ich verstehe nicht.«
    »Ich erkläre es dir, wenn du
hier bist. Dann machen wir’s zusammen. Wie ich Wilson einschätze, hat er keinen
Komplizen.«
    »Was verlangt er?«
    »300 000 Euro. Fürs Erste.
Sonst zerrt er alles ans Licht. Das wäre das Ende deiner Karriere. Die Presse,
die Medien würden sich auf dich stürzen. Diese Sensation. Der Tiroler Panter,
der strahlende Held, hat als 16jähriger die Leiche seiner Freundin beseitigt und
danach mit Unschuldsmiene gelogen. Vielleicht bleibt sogar der hässliche
Verdacht an dir kleben, dass du nicht unbeteiligt bist an ihrem Ende. Du wärst
erledigt, Mario, für alle Zeiten. Du weißt, wie die Medien sind. Schnell wird
ein Halbgott erschaffen hoch oben auf seinem Podest. Aber wehe, er funktioniert
nicht, hält sich nicht an die Regeln! Dann wird er mit Wonne zerstört. Er wird
nicht nur vom Podest gestoßen — sie treten ihn in den Dreck, bis du nichts mehr
von ihm siehst.«
    Mario stöhnte. »Ich weiß schon
jetzt kaum noch, wie ich dem Druck standhalten soll. Dem Druck, der Beste zu
sein.«
    »Sag dir einfach, du willst
es.«
    »Ich versuch’s.«
    »Na, also!« Roberto legte auf.

4. Tim will
Schiedsrichter werden
     
    In großer Höhe schnatterte ein
Hubschrauber über den Nachmittagshimmel. Tim kniff die Augen zusammen, konnte
aber nicht erkennen, zu welcher Institution die Maschine gehörte: Polizei,
Bundeswehr, Rettungsdienst, Verkehrsüberwachung? Die Sonne blendete. Das
Stadion Vorstadt-Süd war noch immer verwaist bis auf TKKG und die Dohlen.
    Es gibt nur eine Möglichkeit,
dachte Tim, die beiden gerecht wird, Tatjana und Erik. Alles bliebe unter der
Decke. Der Skandal fände nicht statt. Vorausgesetzt, die beiden spielen mit.
    »Häuptling«, sagte Gaby, »du
grinst so zufrieden. Hast du ihn endlich entdeckt, den Sinn des Lebens?«
    Tim setzte sich auf. »Daran
arbeite ich noch, Pfote. Jetzt geht’s allein um unser Liebespaar, das kein
Liebespaar sein darf, weil Tatjana drei Jahre zu jung ist oder Erik zehn zu alt
— ganz wie man es sehen will. Tja, es liegt nun an uns, diese Romanze zu
beenden. Erik kann dann den aufrechten Gang beibehalten und Tatjana ist als
Jugendliche nicht mehr gefährdet. Moralisch.«
    »Verstehe«, sagte Karl. »Wir
reden also mit ihnen, outen uns als Mitwisser und wackeln mit erhobenem
Zeigefinger.«
    Klößchen griente und drohte
oberlehrerhaft mit dem Zeigefinger in Richtung Baracke. »Wehe, ihr küsst euch
noch mal! Das dürfen nur Tim und Gaby. Weil sie beide 14 sind. Dagegen hat das
Strafgesetz nichts.«
    »Andernfalls würde ich zum
Straftäter werden«, lachte Tim und legte den Arm um seine Freundin. »Aber mal
im Ernst: Wir haben nur die eine Möglichkeit. Wir müssen Erik ins Gewissen
reden. Und er muss versprechen, dass er von Tatjana die Finger lässt.«

    »Ich denke mal«, sagte Gaby,
»das wird ein total peinliches Gespräch. Er ist unser Pauker und wir müssen ihn
zur Räson (Vernunft) bringen.«
    »Sehr delikat«, nickte Karl.
    »Auf keinen Fall bauen wir uns
zu viert vor ihm auf«, sagte Tim. »Nein, das erfolgt unter vier Augen.
Sozusagen von Mann zu Mann.«
    »Erik ist der eine Mann«,
meinte Gaby, »aber wer ist der andere? Ich vermute mal du, Häuptling.«
    Tim hob grinsend die Schultern.
»Wenn ihr meint, dass ich der Richtige dafür bin — sensibel, glaubwürdig,
verständnisvoll, trotzdem unerbittlich — , dann mache ich’s natürlich. Wenn du,
Pfote, mit ihm sprichst, würde er vor Verlegenheit sterben.«
    »Ich wahrscheinlich auch«,
nickte Tims Freundin.
    »Also gut!« Tim straffte die
Schultern. »Das
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