Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
sich nicht selbst die Hände schmutzig machen, sondern es von einem Handlanger erledigen lassen.
    »Haben Sie eine Liste von den fehlenden Gegenständen?«
    »Würde Ihnen das nützen?«
    »Vielleicht. Wer etwas stiehlt, will es versilbern, richtig? Ich kenne ein paar Einzelhändler, deren Lieferanten Dreck am Stecken haben. Wollen Sie das Zeug zurückhaben oder nur wissen, wer es sich unter den Nagel reißt?«
    »Zunächst einmal letzteres, Mr. Garrett. Über die Wiederbeschaffung können wir uns immer noch Gedanken machen.« Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf ihn der nächste Anfall. Ich war hilflos, weil ich nichts für ihn tun konnte. Es war kein angenehmes Gefühl.
    Er erholte sich, war aber schwächer als beim ersten Mal.
    »Leider müssen wir dieses Gespräch kurz halten, Mr. Garrett. Ich brauche Ruhe, sonst ist vielleicht der folgende Anfall der letzte.« Er lächelte. Ihm fehlten ein paar Zähne. »Noch ein Grund, warum ich Ihnen Ihr Honorar im voraus bezahlen möchte. Meine Erben sehen sich vielleicht außerstande, Sie zu entlohnen.«
    Ich hätte gern etwas Beruhigendes gesagt, daß er mich überleben würde oder ähnlichen Schmus. Aber das wäre zynisch gewesen. Also hielt ich die Klappe. Manchmal schaffe selbst ich das, allerdings meist im falschen Augenblick.
    »Ich würde Sie gern näher kennenlernen, Mr. Garrett, aber die Natur geht nach ihrer eigenen Priorität vor. Ich werde Sie engagieren, wenn Sie mich als Klienten akzeptieren. Suchen Sie den Dieb für mich? Zu den genannten Bedingungen?«
    »Keine Bedingungen? Und keinen Rückzieher?«
    »Genau.«
    »Ja, Sir.« Ich mußte mich zwingen. Anscheinend war ich wirklich faul geworden. »Ab sofort ist es mein Fall.«
    »Gut. Sehr gut. Dellwood müßte draußen warten. Sagen Sie ihm, er soll mir Peters reinschicken.«
    Ich stand auf. »Jawohl, General.« Ich ging rückwärts zur Tür. Trotz seines Zustandes strahlte der alte Mann noch etwas von dem aus, was ihn zu einem charismatischen Kommandeur gemacht hatte. Ich wollte ihn nicht bemitleiden. Sondern ihm helfen. Wirklich helfen. Ich wollte den Verbrecher finden, der den General laut Aussage des Schwarzen Peters Schritt für Schritt umzubringen versuchte.
     
     
     

 
3. Kapitel
     
    Im Flur schien arktischer Winter zu herrschen. Einen Augenblick befürchtete ich, Frostbeulen zu bekommen.
    Der General hatte richtig getippt. Dellwood stand da und wartete. Anscheinend hatte er auch Skrupel gehabt, zu dicht an der Tür zu stehen, damit er ja nicht unfreiwillig etwas belauschte. Obwohl ich annahm, daß man durch diese Tür nicht einmal eine Explosion hören konnte. Der Kerl gefiel mir, trotz des Besens, den er verschluckt zu haben schien.
    »Der General will Peters sehen.«
    »Sehr gut, Sir. Ich kümmere mich darum. Würden Sie zum Springbrunnen zurückkehren und dort warten?«
    »Sicher. Aber einen kleinen Moment noch. Woran leidet der General? Als ich bei ihm drin war, hatte er zwei heftige Anfälle.«
    Dellwood blieb wie angewurzelt stehen und sah mich an. Zum ersten Mal zeigte er so etwas wie Gefühl. Anscheinend liebte er den alten Mann und machte sich Sorgen. »Schlimme Anfälle, Sir?«
    »Fand ich schon. Aber ich bin kein Arzt. Er hat das Gespräch abgekürzt, weil er fürchtete, daß ein weiterer Anfall zuviel für ihn sein könnte.«
    »Ich sollte wohl besser nachsehen, wie es ihm geht, bevor ich irgend etwas anderes mache.«
    »Was fehlt ihm denn?« fragte ich erneut.
    »Ich weiß es nicht, Sir. Wir haben versucht, Ärzte ins Haus zu schleusen, aber er wirft sie raus, sobald er herausfindet, was sie sind. Er hat eine Todesangst vor Ärzten. Soweit ich sie verstanden habe, würde ihre Behandlung ihm sowieso nichts nützen. Sie kratzen sich nur die Köpfe und sagen, sie würden aus der Krankheit nicht schlau.«
    »Sie können ja doch plaudern, Dellwood. Gut zu wissen.«
    »Ich nehme an, daß der General Sie an Bord geholt hat, Sir. Sie gehören jetzt zum Haushalt.«
    Diese Einstellung gefiel mir. Die meisten Menschen, die ich treffe, bleiben entweder verklemmt oder tischen Lügen auf. »Ich würde mich gern weiter mit Ihnen unterhalten, wenn Sie Zeit haben.«
    »Ja, Sir.« Er stürmte durch die Tür zum General.
    Ich schlenderte zum Springbrunnen zurück. Den Weg fand ich ohne Probleme. Immerhin war ich Scout unserer Kompanie gewesen, nachdem Sexton verschwunden war. Ich war übrigens ein sehr gut ausgebildeter Scout. Peters hat mir oft unter die Nase gerieben, wieviel die Krone in mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher