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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Jo Clayton
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den Flitzer da hinten aufbekommen. Wir benutzen ihn, um die Männer zum Schiff zu bringen.”
    Der Junge ergriff die glänzenden schwarzen Stiefel und hob sie an, als der Dieb die Schultern des Mannes anhob. Sie trugen ihn hinaus, stopften ihn in den Fond des Flitzers und holten den nächsten.
    Der Schutzschirm der Butterkugel flimmerte bereits, als die ersten Cazarits ankamen. Der Junge war im Kontrollraum - Wachbereitschaft. Unruhig behielt er die Umgebung im Auge, während der Dieb in der Halle war und die Schlafgeräte auf die Gehirne ihrer Gefangenen justierte. Das Luftfloß peitschte von Osten heran, umkreiste die Halle, schwebte einen Moment lang reglos im Sonnenschein und landete schließlich auf der Bühne, auf der zuvor der jetzt außerhalb ihres Schiffes befindliche Flitzer stationiert gewesen war. Der Junge sah mehrere Gestalten herausspringen und in die Halle stürmen.
    Der Dieb kam herein, sah, was draußen vorging, und fluchte.
    „Das Werk deiner Mutter, kleiner Bruder. Gleich wird es an diesem Ort von ihnen wimmeln.” Er ließ sich an der Konsole nieder. „Gurte dich an, wir dampfen ab.”
    Das Schirmflackern war minimal, und das Schiff kroch geradezu über die in weiten Wogen ausgebreiteten Hügel - gerade genügend Spähaugen aktiviert, um zu verhindern, daß sie mit einem Flitzer oder Gleiter zusammenstießen, der auf seiner Suche landeinwärts eilte. Zweimal sah der Junge größere Fluggeräte, aber diese waren zu fern, um eine Beunruhigung darzustellen.
    Was ihn beunruhigte, war die Leerung der Treibstoffzellen; dieses Schwebemanöver kostete eine Menge Treibstoff. Der Dieb beobachtete das Zittern der Anzeigernadeln und schüttelte den Kopf. „Der erste Sprung wird kurz ausfallen müssen. Wir müssen auf Hadelvor anhalten und auftanken.”
    Der Junge blickte ihn nachdenklich an und sah ihn mit einem Flat- tern hinter dem Zwerchfell lächeln, doch er sagte nichts. Handelvor war eine weite, große Welt, die allen offenstand, eine Art Kreuzweg-Gasthof für kleine Händler, Schmuggler, Söldner, Mörder, Diebe auf der Flucht, für beinahe jeden, der nicht mit dieser oder jener Gesellschaft verbunden war. Dort gab es Spiele aller Arten für jene, die gern spielten. Die einzige Hoffnung, die er aus der augenblicklichen Situation beziehen konnte, bestand in den fünf schlafenden Männern in der Festung. Für gewöhnlich schaffte es der Dieb, seine Schwächen zu mißachten, solange er mit einem Job beschäftigt war, aber danach … der Junge unterdrückte einen Protest, der noch schlimmer wäre als nutzlos - wahrscheinlich würde er den Dieb dazu anstacheln, genau das zu tun, woran er ihn hindern wollte. In letzter Zeit schien es ihm, daß das Fieber heißer wütete in dem Mann, und vielleicht würde irgendwann die Zeit kommen, da es außer Kontrolle geriet. Halte ihn beschäftigt, dachte er. Mit Arbeit.
    Er dachte: Wenn meine Mutter uns einholt und die Aghir zurückbringt, dann wird er sich um so schneller um einen neuen Job kümmern müssen - und fühlte sich wie ein Verräter, weil er dies dachte.
    „Wasser voraus”, brummte der Dieb. „Noch ein paar Minuten und wir starten durch.”
    Sie entfernten sich langsam von Cazarit, auf dem Bildschirm verhärtete sich Düsternis zu beinahe vollkommener Undurchdringlichkeit.
    Der Schiffsbug stieß sanft gegen das Netzwerk der Detektorfelder zwischen den Wachsatelliten und wühlte ein Loch hinein, das gerade groß genug war, um das Schiff hindurchgleiten zu lassen. Ohne einen einzigen Alarm auszulösen, passierte es den Wachring und floh in einer engen Spirale in den freien Weltraum hinaus. Die Hitze innen wurde beinahe unerträglich - der Schild machte jede Abstrahlung unmöglich, und der Dieb konnte keine Energie erübrigen, um die Kühlsysteme laufen zu lassen.
    Nach der ersten Stunde senkte der Dieb das Schiff einen Solarradius unter die Ekliptikachse ab und setzte das Flimmern in Gang.
    Langsam, sehr langsam, löste sich die Hitze auf. Obgleich ihnen dadurch behaglicher wurde, war es auch gefährlich, da es ihre Tarnung verwundbar machte für Hitzetaster. Wenn ein Schiff nahe genug vorbeikam … Aber das war dort, wo sie momentan unterwegs waren, nicht allzu wahrscheinlich.
    Eine weitere Stunde verging. Nicht viel schien zu geschehen. Der Dieb redete nicht, sondern beobachtete - mit einem kleinen, straffen Lächeln - nur den Schirm. Der Junge hatte es satt, nur dazusitzen und nichts zu sehen; er stand auf und schlenderte in den Laderaum hinunter, um
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