Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Himmelsrichtungen heran und strebten auf die Halle zu. Die Tejed benutzten ihre Schlüssel und traten zurück. Der Junge sah zu, wie die Portaltüren auf- und dann wieder zuglitten, sobald der Tej und dessen Gefolge hineinmarschiert waren. Auf den Plattformen blieb jeweils ein einzelner Wächter zurück. Noch während sich die Türen schlossen, baute sich der Energiedom auf. Hinter dem Jungen stieg der Dieb in seinen Kampfanzug aus Chamäleongewebe. Er streifte die Kapuze nicht über; lässig wischte er sich die Hände ab und kam zu dem Jungen heran. „Wird dir die Energiekuppel Schwierigkeiten machen?”
    „Nein, das weißt du.”
    Der Dieb zerstrubbelte die Mähne des Jungen, noch immer ein helles Blond, da sie sich nicht die Zeit genommen hatten, die Färbung herauszuwaschen. „Muffig, wie? Sie hatten Zeit, sich niederzulassen. Laß sie hochgehen.”
    Der Junge griff’ in das Gebäude hinein und tastete nach den Gasblasen. Einen nach dem anderen, riß er die Stöpsel fort und ließ das Gas herausströmen. Nahezu geruchlos, farblos, nur wenig schwerer als Luft, würde es nicht lange brauchen, den Raum zu füllen. Sie warteten, Junge und Dieb, eine scheinbar endlose Zeitspanne, die in Wirklichkeit jedoch nur wenige Minuten umfaßte, dann richtete sich der Dieb auf. „Ich bin dran”, murmelte er, zog das Gewebe über die Hände, strich die Handgelenkschlitze zu, zog die Kapuze hoch und klammerte die Maske fest.
    Der Junge konnte ihn wahrnehmen und das leise Huschen seiner Füße hören, doch er sah nichts - wie auch die beiden Wachen nichts sahen, die herüberspähten. Am Rand des kahlen Erdstreifens sah der Junge einen Lichtkreis über dem Gras aufblitzen und dann emporsteigen, fast unsichtbar im strahlend hellen Sonnenschein. Er kippte ein wenig und schwebte zur Halle hinüber - über den Boden hinweg und dann über den Zaun. Sekundenlang verhielt er vor der Energiekuppel. Der Junge hörte ein leises Jaulen und ein mehrmaliges Knirschen, dann verschmolz die Helligkeit sanft mit derjenigen der Kuppel und durchdrang sie; sobald der Kreis innen war, sank er rasch und verschwand, als er den Boden berührte.
    Der Junge schaute zu und lächelte, als der Wachtposten herumruckte und im nächsten Moment zusammenbrach. Gleich darauf erging es dem zweiten Wächter genauso. Er kauerte auf den Fußballen und wartete, und in der Ferne sangen Vögel, hoch oben raschelten die weichenjungen Blätter im Wind. Dann lachte er und erhob sich. Die Energiekuppel war desaktiviert.
    Behende rannte er den Hügel hinauf, stoppte am Rand des freigelegten Bodens, konzentrierte sich und hob sich in einem schrägen Aufstieg selbst über den Zaun, kugelte sich zusammen und ließ sich fallen. Mit einem geschmeidigen Sprung und einem erneuten Lachen kam er wieder auf die Füße und stürmte auf die hohen Bronzeportale zu. Ein Kopf erschien aus dem Nichts heraus - der Dieb schälte sich aus dem Gewebe, rollte es zu einem kleinen, kompakten Bündel zusammen und steckte es in die Tasche. „Fertig?” fragte er.
    Der Junge nickte. Er legte die Hände rings um das Schloß flach auf die Tür; eingehend untersuchte er es - dann löste er die Verriegelung. Rings um die Halle herum glitten die Türen auf. Ein jäher Schwall von mit Gas verseuchter Luft fauchte an ihnen vorbei, zusammen mit musikalischen Weisen, wirbelnder, pfeifender, unpassend lebhafter Musik. Der Junge schnaubte und stieß das Gas aus, das in seine Nase gekrochen war, steckte Filter in die Nasenlöcher und folgte dem Dieb hinein - und bewegte sich unwillkürlich im Takt der Musik.
    „Die Aghir-Tejed.” Der Dieb sprach mit tiefer Befriedigung, und erneut glitzerte das Spielfieber in seinen Augen. „Wir haben sie geschlagen, kleiner Bruder.”
    Der Junge nickte abermals und blieb neben einem Mädchen stehen, das unter einem Busch zerknüllter Kleider lag. Sie hatte einen Schleier getragen, doch ihre Hand hatte sich darin verfangen und wahrscheinlich im Zusammenbrechen - ihn zur Seite gezogen. Sie war nicht gerade hübsch, aber wenn ein wenig Leben in ihrem Gesicht gewesen wäre, so hätte sie nahe daran kommen können, schön zu sein. Wie sie bewußtlos auf dem Steinboden lag, blickte sie finster drein. „Was ist mit dem Mädchen? Sie sieht wichtig aus.”
    „Laß sie zurück. Wir haben genug Arbeit mit den fünf Burschen.
    Nimm du den hier an den Fersen. Es ist Liros, nach allem, was ich gehört habe, der einzige, der das wert ist, was wir für ihn verlangen werden. Ich habe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher