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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut
Autoren: Stacia Kane
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Männer holten sie ein und überholten sie.
    Das verfallene Holzgebäude des Flugplatzes stürzte in sich zusammen. Und aus dem Schacht daneben schoss eine Abwasserfontäne empor. Chess lief schneller. Es war nicht mehr weit, der Zaun war direkt voraus ...
    Im Erdboden bildeten sich Risse, schlängelten sich vor ihr. Schwärze drang von den Rändern in ihr Sichtfeld. Sie konnte dieses Tempo nicht mehr durchhalten. Steine flogen durch die Luft, Betonbrocken, scharfkantige Kiesel.
    Der Zaun riss entzwei, die Pfähle zerfielen. Der rostige Maschendraht schlotterte noch einmal und löste sich dann unter ihren Füßen auf. Sie sprangen in den Wagen. Terrible warf den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein, trat aufs Gas und jagte einen Schotterschwall unter seinen breiten Reifen hervor. Das Letzte, was Chess im Davonfahren sah, war eine große Betonplatte, ein Teil der Landebahn, die aufrecht stand und dann wie ein sinkendes Schiff in der Erde verschwand.

38
    »Und als am achten Tag die Sonne aufging, sahen die
    Menschen, dass die Geister verschwunden waren. Sie hätten
    nun vielleicht Gott gedankt, doch sie kannten die Wahrheit.
    Und daher dankten sie stattdessen der Kirche.«
    Das Buch der Wahrheit, »Ursprünge«, Artikel 1000
    Terrible steckte sich zwei Zigaretten an und gab Chess eine weiter, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Nie zuvor hatte ihr eine Zigarette so köstlich geschmeckt.
    Es war vorüber, die ganze Sache war vorbei. Kein Ereshdiran mehr, keine Mortons mehr, keine Gefahr mehr. Sie konnte endlich wieder nach Hause - musste sich nur noch eine neue Matratze zulegen. Sie konnte wieder in ihrem Job arbeiten und nicht für Bump.
    »Also«, sagte sie, zog ein paar feuchte Babypflegetücher aus ihrer Tasche und wischte sich damit über Gesicht und Arme. »Das hat doch echt mal Spaß gemacht.«
    »Ja, war nich schlecht.«
    »Was wird mit ihnen geschehen? Mit denen, die Bump gefangen genommen hat, meine ich.«
    Er warf ihr einen Blick zu. Ja, okay, das wollte sie sich im Grunde gar nicht vorstellen.
    »Ich schätze mal, Bump wird diesen Flugplatz wohl nun doch nicht nutzen können«, sagte sie.
    »Sieht nich so aus.« Er zuckte mit den Achseln. »Bump hat aber immer noch andere Pläne auf Lager. Mach dir darum mal keine Gedanken. Du hast ja getan, worum er dich gebeten hat, nich wahr?«
    Da waren die verdammten Gewissensbisse wieder. Nein, es war nicht ihre Schuld, dass das Abfertigungsgebäude eingestürzt war. Aber sie hatte die Geister herbeigerufen. Sie hatte es getan, um ihr eigenes Leben zu retten, und um Ereshdiran zu besiegen, doch sie hatte dabei nicht bedacht, was dann mit dem Flugplatz geschehen würde.
    Allerdings war es nicht der Gedanke an Bump, der ihr solche Schuldgefühle einflößte. Der hatte sie bloß ausgenutzt, hatte ihre Schulden mit irgend so einem Schwachsinn von wegen Zinsen in die Höhe getrieben und sie damit in eine Ermittlung hineingezwungen, mit der sie eigentlich nichts zu tun haben wollte. Verdammt noch mal, wenn sie nicht in Chester gewesen wäre und das Amulett gefunden hätte, wäre wahrscheinlich nichts von alledem geschehen. Sie hätte die Ältesten um Hilfe bitten können, den Traumdieb aus dem Haus der Mortons zu vertreiben. Brain wäre noch am Leben. Und Randy womöglich auch.
    Randy jedoch trug selbst die Schuld an seinem Tod, das war schon wahr. Sich mit den Lamaru einzulassen, so ein Wesen herbeizurufen beziehungsweise zuzulassen, dass sie es herbeiriefen ... Sie schüttelte den Kopf. Es war eine Dummheit gewesen, aber eine Dummheit, für die sie beinahe Verständnis aufbrachte. Das Bedürfnis dazuzugehören war bei Menschen nun einmal sehr stark ausgeprägt. So stark, dass sie selbst tagtäglich dagegen ankämpfte. So stark, dass es auch dann, wenn sie schon glaubte, es besiegt zu haben, jederzeit wieder zum Vorschein kommen konnte.
    Randy war nie so stark gewesen, und er war dem erlegen. Und es wäre vermutlich auch okay gewesen, wenn es dabei nicht um ihr Blut gegangen wäre, wenn sich Ereshdiran nicht in ihrer Seele eingenistet und ihre und Slipknots Macht nicht genutzt hätte, um sich von seinen Bändigern zu befreien. Denn so war auch sie eine treibende Kraft bei der ganzen Sache geworden ... und das auch noch auf Bumps Befehl.
    Und Bumps Befehle hatten auch Brain zu ihr geführt, worauf Randy von dem Plappermaul Doyle erfuhr, dass Brain in ihrer Wohnung aufgetaucht war, woraufhin Randy und die Lamaru diesen Zusammenhang herstellen konnten und wussten,
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