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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut
Autoren: Stacia Kane
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war tatsächlich noch da. Die schwarze Kreide war futsch, aber sie hatte ihr Messer. Nicht die beste Option, aber immerhin.
    Das Dröhnen wurde immer lauter, übertönte nun alles andere. Chess ergriff ihr Messer und setzte sich die Spitze an den linken Arm. Bei dem Schmerz biss sie die Zähne zusammen, und als sie den Blick hob, sah sie, dass der Traumdieb schon wieder stand.
    Hände packten sie von hinten, doch kaum hatten sie sich um ihre Schultern gelegt, ertönte ein scheußliches Krachen. Der Hexer ging zu Boden, den Kopf seitwärts verdreht. Sie erblickte Terribles Füße neben ihrem Bein. Er hatte dem Mann das Genick gebrochen.
    Sie fuhr sich mit der Messerspitze am Arm entlang. Hinauf, kreuz und quer, hinab ... eine Binde-Rune, eine Schutz-Rune und eine Rune der Reinheit, direkt ins Fleisch geritzt. Unerträgliche Schmerzen packten sie, und einen Moment lang sah sie nur noch verschwommen, während die Runen mit dem bösen Beigeschmack des Traumdiebs in ihrem Blut rangen.
    Der Wind wehte ihr die Haare ins Gesicht. Sie schnappte sich das Melidia und sprang auf, während sich der Traumdieb erneut auf sie stürzte. Sein Messer traf die Stelle, wo sie eben noch gelegen hatte.
    Da fiel ihr auf, dass keiner mehr kämpfte. Sie hatten alle innegehalten und sahen zum Himmel auf, zu den Flugzeugen, die dort oben dröhnten. Es waren so viele, dass man den Himmel kaum noch sah.
    Es hatte funktioniert. Die Geister kamen.
    Chess duckte sich, schlängelte sich zwischen den Männern hindurch und kippte, als sie den Pulk hinter sich gelassen hatte, den letzten Rest Melidia aus dem Beutel auf den Boden. Fauchend fing es Feuer. Sie drückte die Wunde an ihrem kleinen Finger, ließ Blut in den brennenden Kräuterhaufen tropfen und legte dann auch das Amulett hinein.
    Hinter sich hörte sie, wie die Prügelei fortgesetzt wurde. Instinktiv blickte sie sich um und sah Terrible, der vor Schmerz und Zorn die Zähne bleckte. Mit beiden Händen hielt er die stoffliche Hand des Traumdiebs gepackt, die knapp über Chess’ Kopf in der Luft hing.
    Der Traumdieb verschwand.
    Weiße Lichter verwandelten die Landebahn in eine farblose, bizarre Landschaft, während das erste Flugzeug zur Landung ansetzte. Die Männer zerstreuten sich und kämpften dann zu zweit oder dritt weiter.
    »Ereshdiran, ich befehle dir zurückzugehen! Zurückzugehen an deinen Ort der Stille, in dein Versteck, zurückzugehen an den Ort, an dem du über keine Macht verfügst! Ich befehle es dir mittels Feuer! Ich befehle es dir mittels Rauch! Geh zurück!«
    Noch ein Flugzeug landete, dann noch eins. Geisterhafte Männer stiegen aus den offenen Kanzeln.
    Ereshdiran tauchte wieder auf, diesmal an ihrer Seite. Er hatte das Messer verloren, als er verschwunden war, doch seine Zähne sahen stofflich genug aus und auch seine beiden Hände.
    Chess wappnete sich und ergriff sie, und es fühlte sich an, als würde sie in Trockeneis greifen. Sie langte nach der Macht im Erdboden und langte nach den toten Piloten und zog sie herbei.
    Sie schrie, und die Beine wurden ihr schwach. Sie musste ihn nur festhalten, bis das Amulett schmolz ... Sie jagte Macht in das Feuer hinein, fachte es an, zwang es, so hell zu brennen, dass sie davor die Augen verschließen musste.
    Der Traumdieb verschwand erneut, und sie griff ins Leere, und die Energie raste ihr im Körper herum wie ein Rennwagen.
    Das Feuer. Sie hielt beide Hände schützend darüber, so nah, wie sie es nur ertragen konnte, da sie ahnte, was er wohl als nächstes unternehmen würde.
    Doch da irrte sie sich. Ein Lamaru sprang darauf zu, das Gesicht ihr zugewandt, sodass sie sah, wer aus seinen Augen blickte: der Traumdieb. Er schlüpfte also in Menschen hinein. Ein geschickter Schachzug, aber auch ein dummer. Er hatte nicht bedacht, dass Menschen verletzbar und sterblich waren.
    Terribles Messer blitzte auf. Blut spritze Chess ins Gesicht und ins Haar. Der Hexer ging zu Boden, mit beiden Händen seinen Hals betastend. Der Traumdieb tauchte aus seinem Körper auf, wie der Mond über den Bäumen aufgeht.
    Das Blut des Hexers spritzte in ihr Feuer und speiste es mit zusätzlicher Macht von Ereshdiran. Der Traumdieb flackerte, versuchte zu verschwinden. Seine hässlichen, vorstehenden Augen wandten sich nach rechts und sahen, wie die Geister auf ihn vorrückten.
    Ein weiteres Flugzeug landete. Dann noch eins gleich hintendrein, und die Präzision der Flug- und Landemanöver war ebenso atemberaubend wie beängstigend. Und immer noch
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