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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut
Autoren: Stacia Kane
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von den Männern rings umher. Es waren nun doch nicht ganz so viele, wie Chess ursprünglich geglaubt hatte, doch offenbar war kein einziger von ihnen bereit, sich geschlagen zu geben. Bumps Männer wurden von Speed und Loyalität angetrieben, und bei den Lamaru, mutmaßte sie, war es Wut und Gier und allerhand illegale Magie.
    Der Traumdieb kam nun wieder auf sie zu, und da sah sie ihre Chance. Sie duckte sich unter einem Fausthieb hindurch und lief so schnell sie konnte zurück zu den Überresten ihres Altars. Sie hatte noch etwas Melidia, Krähenknochenpulver und Corrideira übrig. Das zusammen mochte ihr genug Kraft verleihen, um ihn für ein paar Minuten zu bannen, lang genug, um das Feuer wieder zu entfachen und den Zirkel zu schließen.
    Sie huschte an zwei weiteren Kämpfern vorüber und schnappte sich, was sie nur konnte. Ein schwerer Leib fiel auf sie drauf. Es war einer von Bumps Männern, bewusstlos oder tot, das konnte sie nicht erkennen. Dann sah sie, wie sich mit einem Mal der Erdboden emporhob. Er versetzte ihr einen Schlag und trieb ihr das Amulett mit der Kante durch das Hemd tief in die Haut. Mit triumphierendem Lächeln kam der Traumdieb auf sie zu, und ihr Blut ergoss sich erneut über sein Amulett.

37
    »Und so rettete die Kirche die Menschheit, und ein Bund
    wurde geschlossen, und er beruhte auf der Wahrheit.«
    Das Buch der Wahrheit, »Veraxis«, Artikel 27
    Ihr brannte der Bauch, so heiß, dass es sich eiskalt anfühlte, und in ihren Eingeweiden regte sich etwas. Der Traumdieb sog jetzt Macht von ihr ab, er nutzte sie und verstärkte ihre Verbindung. Chess spürte, wie sie in die Tiefe seiner schwarzen Augen gesogen und gleich darauf in die Träume der Schläfer der ganzen Stadt versetzt wurde.
    Stimmen erhoben sich hinter ihr, so als spürten die Lamaru-Hexer, was geschehen war. Ein Sprechchor erscholl, Worte der Macht, die immer mehr an Kraft gewannen. Chess kriegte keine Luft mehr. Ihre Lunge verweigerte den Dienst, und ihre Gliedmaßen wollten nicht mehr gehorchen. Sie versuchte vorwärts zu kriechen, sackte aber zusammen, da sie nicht mal mehr fähig war, sich lange genug vom Boden hochzustemmen.
    Unter ihr in der Erde lauerte immer noch Macht. Sie hatte es schon zuvor gespürt, als sie den Zirkel geschlossen hatte, sie wusste, dass diese Macht dort war. Ihr müder Geist rebellierte, doch sie wusste nicht mal mehr, wogegen, und auch nicht, ob es noch irgendeine Rolle spielte. Das war’s jetzt, sie hatte verloren. Sie war mit ihm verbunden, und er würde sie aussaugen, als wäre sie weiter nichts als eine Batterie, und anschließend würde er sich einem anderen zuwenden - allen anderen. Und ihre Seele, dieses wertlose kleine Ding, würde hier in ihrem verwesenden Körper eingesperrt bleiben. Zwar nicht in der Stadt der Ewigkeit, doch genauso ohne all das, worauf sie in der Stadt der Ewigkeit verzichten müsste. Sie hätte keine Pillen, nichts zu rauchen, überhaupt gar nichts von dem, was das Leben lebenswert machte. Weiter nichts als eine Seele wäre sie, die womöglich auf ewig am Grunde dieses Brunnenschachts vor sich hinschmachtete.
    In der linken Hand hielt sie die Ingredienzien, die sie sich geschnappt hatte. Ihr lief immer noch Blut am kleinen Finger entlang und tropfte auf den Erdboden. Ihr Blut speiste die Erde. Ihr Blut speiste den Traumdieb. Die Erde ... und darunter die Stadt der Ewigkeit und der Plan der Lamaru, die Geister freizulassen ...
    »Chess! Chess!« Terribles Brüllen übertönte die Sprechchöre. Endlich suchte jemand nach ihr, endlich achtete jemand auf sie. Was hatte er noch gesagt, wie man diese Piloten damals genannt hatte? Fliegerasse, nicht wahr? Immerhin etwas hatte sie erreicht: Sie hatte herausgefunden, wer auf diesem Flugplatz spukte ... Es waren die Fliegerasse. Dutzende von ihnen.
    Diese Asse spukten immer noch hier herum. Sie waren nicht in die Stadt der Ewigkeit eingegangen. Die Worte schwirrten ihr durch den Kopf, so als sollten sie irgendetwas bedeuten, als versuchte sie sich damit etwas zu sagen und könnte sich aber selbst nicht verstehen aufgrund des lauten, schwarzen Rauschens, das von der Verbindung mit dem Traumdieb stammte.
    Sie zwang sich, sich zu entspannen, und legte die Stirn auf den Erdboden. Die Stadt der Ewigkeit. Die mörderischen Geister ... die Lamaru, die diese Geister lenkten ... die lenkten, was sie herbeigerufen hatten ...
    Der Geruch von Erdboden, Rauch und Grünzeug stieg ihr in die Nase, und davon bekam sie den Kopf gerade
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