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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen
Autoren: Michele Jaffe
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sicher, dass du ihn nicht gesehen hattest. Ich wollte trotzdem jede Gefahr ausschließen. Also fing ich an, Colin zu schreiben, während er bei der Armee war. Ich wollte wissen, ob er von dir gehört hatte. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, ihm als Victoria zu schreiben, entschied mich aber stattdessen, Regina zu erfinden. Menschen erzählen Fremden Dinge, die sie ihren Freunden niemals anvertrauen würden.« Sie sah mich an, als würde sie wirklich gern meine Meinung dazu hören, und ich nickte. Wie hypnotisiert.
    »Nach einigen Monaten begriff ich, dass er mich
brauchte
. Du hattest ihm so schlimm das Herz gebrochen, dass er völlig am Boden zerstört war. Er brauchte jemanden, an dem er sich festhalten konnte. Er stürzte sich in die furchtbarsten Einsätze und meldete sich für die schlimmsten Aufträge, weil er dir gegenüber solche Schuldgefühle hatte. Weiß der Himmel, warum. Egal, als er verletzt wurde, habe ich ihn besucht, und seitdem sind wir zusammen. Und werden es auch bleiben. Bis dass der Tod uns scheidet.«
    »Du scheinst dir so sicher zu sein. Aber die Geschichte ist noch nicht vorbei.«
    »Mein Teil nicht, deiner schon.« Sie beugte sich verschwörerisch zu mir. »Möchtest du wissen, wie sie endet?«
    Nein
, dachte ich, nickte aber.
    Sie klatschte in die Hände. »Du hattest Schuldgefühle, weil du deine liebe Freundin Liza einem Mörder überlassen hast. Also bist du an die Stelle gegangen, an der man ihre Leiche gefunden hat, und hast dich dort hinuntergestürzt. Ein letzter Akt der Buße.«
    »So wie J. J.?«
    Sie machte große Augen und schüttelte den Kopf. »Ach, J. J. Er hat Grant am Haus gesehen, in dem die Party stattfand, obwohl er angeblich schon nach Hause gefahren war. Jimmy Jakes war ein Schwein, eine dieser Kreaturen, die sich so lange im Dreck gesuhlt haben, dass sie den winzigsten Fleck an anderen erkennen können. Und Grant war natürlich eine leichte Beute.« Sie seufzte traurig. »Der arme Jimmy. Er war so durcheinander. Er war sich nicht sicher, was er gesehen hatte, glaubte aber, es wäre wichtig. Wir haben uns hier getroffen, und er hat meine Absichten falsch gedeutet, denn er wollte mich ausziehen. Kannst du dir das vorstellen. Er hat mich
begrapscht.
« Sie hielt bei der Erinnerung daran inne und schluckte. Sie war blass geworden, und ihre Augen blickten verletzt. »Ich habe mich gewehrt, und er … ist gestolpert und gestürzt.« Ihre Miene wurde einen Moment lang ausdruckslos. »Er hat mich angefasst. Das hätte er niemals tun dürfen. Wenn sich die Leute nur benehmen könnten.«
    »Was ist mit Grant? Weshalb hast du ihn getötet?«
    »Ich habe nichts dergleichen getan. Du warst doch da. Hast du mich etwa gesehen?« Sie heftete den Blick auf mich, als sei ich ein etwas enttäuschendes Haustier. »Ich dachte wirklich, du wärst klüger. Fesselnder. Ich dachte, wir können Freundinnen werden. Stattdessen bestellst du mich hierher und wirfst mir die furchtbarsten Dinge vor. Ich kann nicht zulassen, dass du herumläufst und so etwas über mich erzählst.«
    »Dir bleibt keine Wahl. Ich kann nämlich beweisen, dass du hinter dem Mord an Liza steckst, und du bekommst den Beweis nur, wenn du mich lebend gehen lässt.«
    Sie lachte. »Das ist der älteste Bluff der Welt.«
    »Die Polizei hat deine Telefonunterlagen beschlagnahmt. Sie können beweisen, dass du hinter den Geisteranrufen steckst. Und der Geist wusste Dinge, die nur der Mörder wissen kann.«
    Sie zuckte mit einer Schulter. »Das ist zweifelhaft. Und selbst wenn es stimmte, wäre es nutzlos.«
    »Sie wissen, dass Liza deine Schuhe anhatte. Sie waren ihr zwei Größen zu klein.«
    »Unser Name stand darin. Es hätten auch alte Schuhe von ihr sein können. Das reicht nicht.«
    »Außerdem hat man den echten Hammer gefunden, mit dem du Grant getötet hast. Nicht den, den du neben ihm abgelegt hast und auf dem sich noch Lizas Fingerabdrücke befanden. Das war der Hammer, mit dem sie die Platten eures Vaters zerschlagen musste.«
    Ich sah einen flüchtigen Zweifel in ihren Augen. Er verschwand sehr schnell, und im nächsten Moment lachte sie schon. »Das ist unmöglich.«
    »Tatsächlich?« Ich betrachtete meine Fingernägel. »Wann hast du denn zuletzt nachgesehen?«
    Es reichte. Sie umklammerte meinen Arm, zog, ohne den Druck zu verringern, ihr Handy aus ihrer Tasche und wählte. »Hi, Baby, kannst du mich hören? Colin? Ich weiß, die Verbindung ist schlecht. Sag mal, war die Polizei bei dir zu Hause? Nein? Gut.
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