Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen
Autoren: Michele Jaffe
Vom Netzwerk:
wollte mir helfen.«
    Ich starrte sie an.
Glaubte sie das wirklich?
Ich stutzte, und dann wurde mir das Ausmaß ihrer krankhaften Sichtweise klar. Was immer geschehen war, Liza trug die Schuld. Liza hatte sie zu alldem getrieben.
    Darum hatte sich Liza wie ihre Schwester gekleidet und sich nicht bei ihren Freundinnen gemeldet, wenn Victoria zu Hause war. Der Grund war nicht, dass sie Victoria vergötterte. Wenn sie nicht tat, was ihre Schwester wollte, würde sie teuer dafür bezahlen müssen. Ich erinnerte mich an die ganzen Verletzungen, begriff aber jetzt erst, dass sie immer in den Schulferien aufgetreten waren. Ich hatte gedacht, dass vielleicht Lizas Vater dahintersteckte, vor allem nach seinem Auftritt bei der Polizei, aber …
    »Dein Vater wusste, dass du sie getötet hast. Darum hat er schon zu Beginn verhindert, dass eine Autopsie stattgefunden hat. Und darum wollte er nicht, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden. Er wollte dich schützen.«
    Sie verdrehte die Augen. »Als ob ich seinen Schutz gebraucht hätte. Wäre er in der Lage gewesen, die Familie zu schützen, hätte ich niemals tun müssen, was ich getan habe. Er ist lieb, aber er hat mich nie wirklich verstanden. Nachdem du zurückgekommen warst, habe ich mir Sorgen gemacht, du könntest dich an etwas erinnern. Daher musstest du unglaubwürdig erscheinen.«
    »Und darum hast du alles dafür getan, dass ich dachte, ich würde von einem Geist heimgesucht werden.«
    »Und dich glauben lassen, dass man es ursprünglich auf dich abgesehen hatte. Wenn die Polizei also die Ermittlungen wieder aufgenommen hätte, hätte man sich ganz auf dich konzentriert und nicht mehr an Liza gedacht.« Sie sagte es so ruhig und gelassen, als hätte sie sich ein Mittagessen bestellt. »Als ich merkte, dass du das Gedächtnis verloren hattest, wurde mir klar, dass ich dich benutzen konnte. Grant wurde allmählich zu einer Belastung, und du konntest mir helfen, dieses Problem zu beseitigen.«
    »Du hast ihn also auch benutzt. An diesem ersten Tag, als du vor mir im Einkaufszentrum aufgetaucht und wieder verschwunden bist, muss er die Aufnahmen bearbeitet haben, bevor er sie mir zeigte. So konnte ich nicht sehen, wie du in die Umkleidekabine hinein- und wieder hinausgegangen bist.«
    »Grant war ein sehr guter Cutter«, sagte sie wie eine Grundschullehrerin, die ein zurückgebliebenes Kind lobt, weil es sich gut mit den anderen verträgt. »Er wäre niemals ein großer Regisseur geworden, aber er hatte seine Vorzüge. Ihm fehlte allerdings die große Vision.«
    »Anders als dir.«
    Sie nickte, als hätte sie die Ironie in meinen Worten nicht bemerkt. Sie genoss das hier ohne jede Reue. In ihren Augen hatte sie nichts Falsches getan. Für sie ergab alles einen Sinn, und ihre Taten waren absolut gerechtfertigt. Die hübsche junge Frau neben mir war eine Psychopathin.
    »Wie hast du das mit Stuarts Händen angestellt?«
    »Das war so einfach. Ich musste nur sein Lenkrad mit Gifteiche einreiben. Es dauert ein paar Tage und
voilà
, schon hast du Blasen.«
    »Und die Schrift auf dem Schild? Die erschienen und wieder verschwunden ist?«
    »Haarspray. Ich konnte gerade noch abtauchen, bevor du gekommen bist. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du versuchen würdest, sie abzureiben. Ich dachte, sie würde einfach verschwinden, sobald sich das Haarspray verflüchtigte. So wie es dann passiert ist …« Sie umarmte sich selbst. »Es war ziemlich verblüffend, was?«
    Es war außergewöhnlich, sie zu beobachten, faszinierend und entsetzlich zugleich. Denn ich begriff jetzt, dass das alles – Liza, ihre Familie, ich, Grant – in ihren Augen nicht real war, wir waren nur Schachfiguren in ihrem großen Spiel. Leben und Tod bedeuteten ihr nichts, weil wir keine echten Menschen waren. Wir waren nur Mittel zum Zweck. Schauspieler und Publikum zugleich. »Und der Angriff auf dich«, fuhr ich fort. »Der hat die Polizei wirklich verblüfft und mich davon überzeugt, dass Liza wirklich ein Geist ist. Dabei war es die einfachste Sache von allen.«
    Sie kicherte unbescheiden. »Ich konnte es gar nicht erwarten. Ich wusste, dass es toll wirken würde.«
    »Und Colin? Warum hast du dich mit ihm eingelassen?«
    Sie lächelte strahlend. »Nur wegen dir.« Ihre Augen funkelten schelmisch. »Ich mag keine Risiken, und als du an dem Abend, während wir Liza ins Auto packten, verschwunden bist, wurdest du zum Risiko. Die Gefahr war minimal – du warst vermutlich tot. Außerdem war Grant
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher