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Geister-Canyon

Geister-Canyon

Titel: Geister-Canyon
Autoren: Ben Nevis
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sie.
    Â»Dann hatten Sie das Instrument sozusagen nur in Verwahrung?«, fuhr Justus fort.
    O’Sullivan nickte langsam.
    Â»So lange, bis die Tochter Lindgrens das Instrument bekommen soll?«
    Â»An ihrem 21. Geburtstag. Ja.«
    Â»Sie ist jetzt 20.«
    Â»Jutta Lindgren ist eine grobe Schachtel!«, rief O’Sullivan plötzlich aus. »Sie würde die Diener des Herrn nicht spielen, sondern ihr Gewalt antun!«
    Â»Das wollten Sie verhindern! Und Sie wollten das Instrument behalten. Für immer! Es war Ihr Ein und Alles geworden.«
    Man konnte dabei zusehen, wie O’Sullivan die Gesichtszüge entglitten. »Ich hätte euch nicht engagieren dürfen«, sagte er verzweifelt. »Warum überschätzt man sich nur immer wieder?«
    Â»Diese Frage kann ich Ihnen leider nicht beantworten«, sagte Justus. »Aber mit Ihrer ersten Feststellung haben Sie Recht: Sie hätten uns nicht bitten dürfen, das Lösegeld für die angeblich entführte Geige zu übergeben!«
    Â»Dabei war es so ein genialer Plan«, übernahm Bob. »Sie haben ein feines Netz gesponnen. Zunächst täuschten Sie einen Diebstahl vor. Für alle Welt sollte klar sein, dass das Instrument verschwunden ist. Damit sie es heimlich behalten konnten, auch über Miss Lindgrens 21.Geburtstag hinaus.«
    Justus räusperte sich. »Doch dazu brauchten Sie Zeugen! Jemand Unverdächtigen, der vor der Polizei bestätigen würde, dass die Geige entführt und sogar … zerstört wurde. Aber sie wurde gar nicht vernichtet!«
    Â»Und als diese willfährigen Zeugen sollten wir dienen«, sagte Bob.
    Â»Genauer gesagt: ich«, präzisierte Justus.
    Â»Doch warum die drei Übergabeorte?«, fragte Peter.
    O’Sullivan holte Luft. »Ich glaube nicht, dass ich euch damit wirklich Neues sage. Der erste Ort diente dazu, euch zu testen. Im Antelope Canyon dann inszenierte ich mit Hilfe von Hendry ein ziemliches Spektakel. Ich hoffte, dass du in deiner Angst das Geld einfach liegen lassen würdest, Justus. Du wärst ohne Geige nach Hause gegangen. Eigentlich hätte mir das gereicht. Du hättest der Polizei und der Versicherung den Tathergang bezeugt, und jeder hätte angenommen, die Geige sei in kriminellen Händen. Das Risiko der direkten Konfrontation hätte ich gerne vermieden. Wie sich gezeigt hat, wurde es ja auch sehr knapp.«
    Â»Sie mussten also die Übergabe im Grand Canyon planen. Waren Sie selbst dort?«
    O’Sullivan nickte.
    Â»Ich habe Ihre Stimme nicht erkannt.«
    Â»Die Maske. Der Stoff. Und etwas schauspielern kann ich auch.«
    Peter übernahm das Verhör: »Vorher stahlen Sie einen Teil des Lösegelds, um dem angeblichen Entführer einen logischen Grund dafür zu geben, die Geige zu zerstören. Haben Sie den Überfall auf dem Parkplatz ebenfalls verübt?«
    Â»Das war Hendry«, sagte O’Sullivan.
    Â»Da lag doch diese Strickmütze in Auto des Räubers«, erinnerte sich Peter.
    Â»Um euch auf eine falsche Spur zu locken. Diese Idee hatte ich von …«
    Â»Dick Perry!«, rief Bob dazwischen. »Den haben Sie nämlich an unsere Fersen geheftet, um ständig auf dem Laufenden zu sein und uns auf Kurs zu halten! Darum hat er uns auch bei der Polizeikontrolle auf dem Highway herausgehauen. Die Entdeckung des Lösegelds hätte Ihren Plan gefährdet!«
    Â»Perry hat in der Tat einen guten Job gemacht«, bestätigte O’Sullivan.
    Â»Im Moment verbrät er allerdings sein Geld beim Black Jack«, sagte Bob. »Wie viel hat er denn für seine Dienste bekommen?«
    Â»Zehntausend.«
    Â»Das sind elftausend zu viel«, murmelte Peter kopfschüttelnd.
    O’Sullivan lachte verbissen auf. »So richtig könnt ihr ihn wohl nicht leiden?«
    Â»Nicht wirklich«, sagte Justus.
    Bob hielt O’Sullivan eine ihrer Visitenkarten hin. »Würden Sie mir bitte ein Autogramm geben?«
    Â»Warum?«, fragte O’Sullivan verwundert.
    Â»Bitte.«
    O’Sullivan nahm das Papier und unterschrieb.
    Â»Sie sind Linkshänder, Mr O’Sullivan«, stellte Justus fest. »Es ist mitunter üblich, dass sich ein Linkshänder eine exakt seitenverkehrte Kopie seiner Geige bauen lässt, damit er sie besser spielen kann. Sie haben eine Kopie der Guarneri anfertigen lassen! Eine Kopie, die natürlich längst nicht den Wert besitzt wie das Original.
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