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Geister-Canyon

Geister-Canyon

Titel: Geister-Canyon
Autoren: Ben Nevis
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Drehung, dann prallte sie auf die Spitze eines Felsens. Sekundenbruchteile später meinte Justus, einen Fetzen des zerborstenen Holzes auszumachen, der weiter nach unten sprang, und sein Blick hastete den Felsen auf und ab. Aber letztlich war es egal, wann er das letzte Trümmerstück aus den Augen verlor. Die Diener des Herrn war Kleinholz. Ein Millionenwert vernichtet. War das alles wirklich wahr? Justus brauchte einen Moment, bis er begriff, dass er, Justus Jonas, der große Detektiv, versagt hatte, versagt wie nie zuvor in seiner Karriere.

Abgestürzt!
    Der Erpresser sprang auf Justus zu und versetzte ihm einen gewaltigen Stoß. Justus prallte zurück und fiel taumelnd zu Boden. Der Mann packte die Rucksäcke und rannte davon. Justus hatte nicht viel Zeit zu überlegen. Aber eins war ihm klar: Wenn er den Fehler auch nur ansatzweise wieder gutmachen wollte, so musste er den Täter fangen! Er rappelte sich auf und hechtete hinterher.
    Der Mann war den Weg zurückgerannt und plötzlich aus Justus’ Blickfeld verschwunden – eine winzige, vom Fels verdeckte Stelle, die man vom Plateau aus nicht einsehen konnte. Als Justus wenige Sekunden später den Ort erreichte, wurde ihm klar, warum der Erpresser wie ein Phantom verschwunden war: Dort hing eine Strickleiter, die wild hin und her schleuderte. Justus sah nach oben. Ein paar Meter über ihm kletterte der Mann den Felsen hoch. Justus fing das Ende auf und setzte an. Einer der Touristenhubschrauber tauchte auf und blieb in der Luft stehen wie eine Libelle. Wahrscheinlich hielt man die kletternden Männer für eine Sondervorführung. Mit Mühe kam Justus zwei Sprossen hoch. Es war verdammt schwer, das schlingernde Ding in den Griff zu bekommen. Der Mann war schneller. Die Rucksäcke hatte er geschultert und Griff für Griff zog er sich bergauf. Inzwischen hatte er das Ende der Leiter fast erreicht. Mit viel Kraft überwand Justus die nächsten Meter. Dann stockte ihm der Atem. Der Mann hatte sich auf die Felskante gerettet. Jetzt nahm er das Messer, das er zum Klettern zwischen die Zähne geklemmt hatte, in die Hand. Mit kräftigen Schnitten durchtrennte er die Seile.
    Â»Nein!« Justus’ Hände suchten verzweifelt nach einer Spalte im Fels, in der sie Halt finden konnten. Ausgerechnet jetzt meldete sich sein Handy. Schon kam ihm die Strickleiter entgegengeschossen. Für einen Moment klammerte sich Justus an die Felswand, dann rutschte er ab und fiel – gut zwei Meter tief. Instinktiv rollte er sich zur Seite, um die Kraft des Aufpralls abzufangen. Gerade noch rechtzeitig blieb er liegen. Sein Kopf hing bereits über dem Abgrund des Canyons. Aus den Augenwinkeln registrierte er, wie ihm das Handy aus der Tasche rutschte und über die Kante schlitterte. In wenigen Sekunden würde sein nerviges Piepsen für immer verstummen.
    Der Hubschrauber kam jetzt tiefer und stand schließlich direkt vor ihm in der Luft. Jemand hinter der Scheibe winkte hektisch, und Justus sah mit einiger Überraschung, dass es Peter war. Mühsam rappelte er sich hoch. Er fühlte sich vollkommen durchgerüttelt, doch offenbar hatte er sich nichts gebrochen. Zum Zeichen, dass alles in Ordnung war, streckte er den Daumen hoch. Peter wiederholte die Geste. Kurz darauf stieg der Hubschrauber höher und flog an den Felsen entlang. Vielleicht, um die Verfolgung des Mannes aufzunehmen, so hoffte Justus. Wie Peter bloß in diesen Hubschrauber gelangt war …
    Einen Moment später war Justus allein.
    Niedergeschlagen machte er sich auf den Rückweg.
    Selbst wenn Peter den Täter zur Strecke bringen sollte, war dies die bitterste Stunde ihrer Karriere.
    Â 
    Als Bob Justus sah, stand er auf und rannte ihm entgegen. »Und? Wie ist es gelaufen?«
    Doch Justus brauchte nicht zu antworten. Er hatte nichts bei sich, was er vorweisen konnte. Kein Geld, keine Geige. Und sein Gesicht sprach Bände.
    Â»Justus?«
    Â»Vorbei, Bob! Aus und vorbei. Die Geige ist zerstört! Ich glaube, ich hänge meinen Job an den Nagel!«
    Â»Das kannst du den Leuten nicht antun! Erzähl doch endlich!«
    Justus blickte zu dem Hubschrauber, der in einiger Entfernung auf der Stelle verharrte. »Wieso ist Peter da drin?«
    Â»Das ist doch jetzt egal, Just! – Peter kam auf die Idee! Ich fand es klasse! Er ist zu dem Flughafen, der die Touristenflüge durchführt. Er hat gehofft, etwas von der Übergabe
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