Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geister-Canyon

Geister-Canyon

Titel: Geister-Canyon
Autoren: Ben Nevis
Vom Netzwerk:
Alles unmarkierte Scheine, wahllos nummeriert. Ich werfe Ihnen jetzt das Geld zur Prüfung zu!« Der Erste Detektiv holte aus und mit einem leisen Klatschen landete das Päckchen vor den Füßen des Mannes. Ohne Justus aus dem Blick zu lassen, stellte er den Geigenkoffer ab, hob das Bündel auf und blätterte es durch.
    Â»In Ordnung«, sagte er.
    Justus atmete auf. »Bitte zeigen Sie mir jetzt die Geige.«
    Der Mann klappte den Koffer auf und hielt ihn so, dass Justus hineinblicken konnte. Das war sie. Die Diener des Herrn . Zumindest aus der Entfernung sah es so aus.
    Â»Sir, ich muss ganz sicher gehen«, sagte Justus. »Ich ziehe jetzt ein Fernglas aus dem Rucksack.«
    Â»Aber langsam.«
    Â»Natürlich, Sir. Es ist keine Waffe!« Justus packte das Fernglas aus und hielt es vor die Augen. Er stellte die Schärfe ein. Obwohl der Mann beim Halten der Geige leicht zitterte, konnte Justus die Erkennungsmerkmale der Diener des Herrn , die er sich eingeprägt hatte, genau erkennen. »In Ordnung!«, sagte er.
    Der Mann legte den offenen Koffer vor sich auf den Fels und stellte sich wieder in Position.
    Â»Sir, dann gehen wir jetzt vorsichtig aufeinander zu und tauschen Koffer und Rucksäcke?«
    Â»Bleib! Wirf die Rucksäcke rüber!«
    Verdammt! Justus versuchte, äußerlich gelassen zu bleiben. »Sie konnten sich doch überzeugen! Geld gegen Ware! Bitte!«
    Â»Geld her!« Der Mann hob das Messer. »Oder die Geige ist weg!«
    Â»Ja doch, Sir.« Justus überlegte blitzschnell. Für die Wahrheit war es jetzt zu spät. Er musste das gewonnene Vertrauen aufrechterhalten. Die Säcke rüberschmeißen. Vielleicht reichte das dem Mann ja, und er verschwand mit dem Geld. Wenn der Erpresser hingegen das ganze Lösegeld kontrollieren wollte, musste Justus die Ablenkung nutzen und sich blitzschnell die Geige schnappen, bevor er den Betrug bemerkte.
    Er verschloss die Rucksäcke wieder und warf sie nacheinander vor die Füße des Erpressers, wobei er unmerklich ein oder zwei Meter der Distanz verkürzen konnte.
    Der Erpresser bückte sich und öffnete den ersten Rucksack. Der Geigenkoffer stand aufgeklappt neben ihm.
    Justus schob einen Fuß vor und spannte die Muskeln an.
    Der Mann warf einen Blick in den Rucksack.
    Justus wartete.
    Da griff der Mann mitten ins Geld und zog ein Bündel heraus, das – wie Justus vermutete – von Falschgeld durchsetzt sein musste. Im selben Moment, als der Erpresser den Daumen über das Bündel zog und überrascht aufblickte, sprang Justus los. Der Mann schrie auf und reagierte mit einer schnellen Bewegung. Justus griff ins Leere. Gerade noch rechtzeitig hatte der Mann den Koffer zur Seite gerissen. Dafür schnappte sich der Erpresser die Geige und sprang auf. »Betrüger!«, brüllte er. »Das wird dir verdammt Leid tun!« Er beugte den Arm nach hinten, als wolle er das Instrument in den Canyon schmeißen, und tat einen Schritt auf den Abgrund zu.
    Was dann mit der Geige passieren würde, war Justus klar. Die Felsen in der Tiefe würden das zarte Instrument zerschmettern, als wäre es aus Porzellan.
    Â»Nein!«, schrie Justus. Wie hatte er die Situation nur so entgleiten lassen können. »Nicht werfen! Geben Sie mir eine zweite Chance! Es sind 400.000 Dollar! Das restliche Geld wurde uns gestohlen, glauben Sie mir! Sie bekommen alles! Alles!«
    Â»Gestohlen, ja? Was willst du mir noch erzählen?« Die Stimme des Mannes klang gefährlich gepresst. »Ist das eine Falle? Sag O’Sullivan, dass ich mich nicht reinlegen lasse! Ich nicht!« Er trat ganz an den Abgrund und holte aus.
    Â»Nein!«, schrie Justus noch einmal und sprang auf den Mann zu. »Sie … wir …«
    Â»Ihr habt es nicht anders gewollt!«
    Es war eine blitzschnelle Bewegung. Die Geige flog in einem Bogen, verlor dann an Schwung und trudelte hinab, als ob sie sich zieren würde, in die Felsen zu fallen, die wie offene Messer auf sie warteten. Ein Windstoß wirbelte die Geige weiter, und Justus musste sich über den Abgrund beugen, um sie im Auge zu behalten. Kurz war es ihm, als würde ganz unten Jelena am Rand der Felsen stehen, die Geige lächelnd auffangen, und alles würde gut werden, so wie es schon einmal passiert war. Doch da war keine Jelena. Nur die schier bodenlose Tiefe. Die Geige, in der Entfernung ganz klein geworden, machte eine letzte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher