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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los?
Autoren: Evelyn Sanders
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schmale, gepflegte, unberingte – ich hatte nicht die mindeste Ahnung, wem sie gehören könnten. »Hände weg, oder ich steche zu!«
    »Ist bei einer Plastikgabel wenig effektiv!«, bekam ich zur Antwort, und dann wusste ich, wer mich am Essen hindern wollte. »Susanne!«
    Sie war es tatsächlich. Seit ihrem etwas übereilten Aufbruch aus unserem gemeinsamen Zimmer im sechzehnten Stock hatte ich sie nicht wieder gesehen. Telefoniert hatten wir ein paarmal, doch mit einem Treffen hatte es nie geklappt. »Wie kommst du denn auf den Polterabend meiner Tochter?«
    »Mit’m Auto!«
    Falsche Fragestellung, ganz klar. Also noch mal von vorne:
    »Woher wusstest du von diesem Auftrieb? Steffi behauptet nämlich, du würdest dich ziemlich rar machen.«
    »Man kann’s auch umgekehrt sehen. Die beiden brauchen im Haus bloß fünfzehn Stufen runterzugehen, ich muss sie jedes Mal hochsteigen! – Du darfst übrigens weiteressen.«
    Sie rückte dann doch damit heraus, dass Olaf ihr von dem heutigen Auftrieb erzählt hatte, als man sich vor zwei Tagen mit jeweils einer vollen Tüte in der Hand vor der gemeinsamen Restmülltonne getroffen hatte. »Der müsste eigentlich auch hier sein, denn wo es Freibier gibt, ist Olaf doch nie weit.«
    Olaf ist wiederum mit Ecki verbandelt, die eigentlich Erika heißt, und beide wohnen parterre unten links. Ich kenne sie alle, die Bewohner von Haus Nummer achtundzwanzig, und Katja kennt sie natürlich auch, weil sie Stefanie und Hannes kennt … Ich habe sogar schon mitgemacht beim vorweihnachtlichen Schmücken der Hausfassade, immer am ersten Adventsamstag, wenn Hannes mit mehreren Kisten Dekomaterial aus der Firma kommt, und die Hausbewohner schon mit Leitern und Glühwein auf ihn warten. Hinterher wird grundsätzlich auf der »Gemeinschaftswiese« gegrillt, egal, welche Temperaturen gerade herrschen, und am nächsten Morgen wird alles das neu dekoriert, was im Laufe der Nacht wieder runtergefallen ist.
    »Schön, dass ich dich in diesem Trubel doch noch gefunden habe«, sagte Susanne, nachdem ich sie zum Wiesen-Parkplatz begleitet hatte, »und schade, dass ich schon weg muss, aber morgen um elf geht mein Flieger, und ich hab noch nicht gepackt!«
    »Erfahrungsgemäß dauert das bei dir doch höchstens eine halbe Stunde. – Schon wieder Urlaub?«
    »Nee – Hochzeit!«
    »Etwa deine?«
    »Sehe ich so aus? Meine Kusine heiratet. Auf Mallorca!«
    »Einen Spanier?«
    »Dann könnte ich den Aufwand sogar verstehen, aber nein, es ist ein Deutscher aus Neustadt an der Wein- oder was weiß ich welcher Straße, und weil er ein Haus auf der Insel hat, will er dort heiraten. Hätte er das nicht in Neustadt tun können?«
    »Weshalb sollte er? Mallorca hat doch auch seinen Charme.«
    Sie sah mich ganz entsetzt an. »Mallorca im Juli ist so was Ähnliches wie Köln im Karneval und München beim Oktoberfest – und da will ich auch nie wieder hin!« Sie öffnete die Wagentür. »Von Neustadt nach hier sind’s drei Autostunden, da hätte ich am nächsten Morgen zurückfahren können.«
    »Mit’m Flieger nach Frankfurt dauert’s halb so lange, wo liegt das Problem?«
    »In der Jahreszeit! Ich hab erst für Mittwochabend ein Rückflugticket gekriegt. Ahnst du, was das bedeutet?«
    »Ja, nämlich faulenzen, schwimmen, sonnenbaden am Strand und abends in einer Bodega Tapas und mallorquinischen Rotwein – das hält man doch ein paar Tage lang aus?!«
    »Mein anzuheiratender Cousin hat sein Haus irgendwo bei Valdemossa, also oben in den Bergen, wo nur eine einzige Straße rauf- beziehungsweise runterführt. Ich glaube, das Meer kann man von dort aus nicht mal sehen! – Sonst noch Fragen?«
    »Nein. Ich wünsche dir trotzdem ein paar schöne Tage und bin froh, dass meine Eltern Einzelkinder waren.«
    »Du Glückliche!«, sagte Susanne, stieg ins Auto und schloss die Tür. Dann ließ sie kurz das Fenster herunter. »Wir sollten uns nicht ganz aus den Augen verlieren!«
    Der Wagen sprang an, ein kurzes »Auf bald mal!«, und dann waren nur noch die Rücklichter zu sehen.
    Langsam tastete ich mich über die Wiese zurück, und weil sie nicht beleuchtet und sowieso sehr uneben war, stolperte ich prompt und landete in irgendwas, was ekelhaft piekte. Brennnesseln waren’s nicht, wahrscheinlich ein den Disteln zuzuordnendes Gewächs – klein, heimtückisch und mit Stacheln, die man nicht sieht, sondern bloß fühlt.
    »Der Erste-Hilfe-Kasten hängt in der kleinen Garage«, hatte Katja – bar jeglichen
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