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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los?
Autoren: Evelyn Sanders
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die Salamischeiben. »Jetzt funktioniert die Zapfanlage einwandfrei, aber bis es so weit war, habe ich immer wieder probieren müssen, ob das Bier auch keinen Beigeschmack gekriegt hat!«, entschuldigte er sich kauend. »Und das alles auf beinahe nüchternen Magen!«
    »Wie lange probierst du denn schon?« Diese Frage, zusammen mit dem leicht hinterhältigen Lächeln, kam von Anne, vermutlich in Erinnerung an Nickis Polterabend. Der war nämlich sehr promilleträchtig gewesen und erst irgendwann morgens zu Ende gegangen, weshalb bei einigen Teilnehmern kleinere Gedächtnislücken bis heute nicht geschlossen werden konnten. Stefanie behauptet immer noch, sie habe die Sonne aufgehen sehen, und zwar genau hinter der Bank am Feldweg, wohin man gemeinsam spaziert war zwecks Besichtigung des Vogelnestes dort irgendwo im Mostapfelbaum. Dass sie auf der Bank liegend eingeschlafen war, bestreitet sie entschieden, sonst hätte sie ja nicht den beginnenden Flirt zwischen Anne und Hannes mitgekriegt, was wiederum die so Beschuldigten als alkoholbedingte Fata Morgana bezeichneten. Immerhin sei ja der Bauer auf seinem Traktor dauernd vorbeigetuckert, hatte Hannes gesagt, und wie man mit einer Frau flirten soll, die – Kopf an seine Schulter gelehnt – sanft vor sich hin schnarcht, solle ihm mal jemand vormachen. Was nun wieder Anne abstreitet, denn in Gegenwart eines mit ihr flirtenden Mannes sei sie noch nie eingeschlafen!
    Es steht auch heute noch Aussage gegen Aussage, was der Freundschaft allerdings keinen Abbruch getan hat, zumal der mögliche Zeuge auf seinem Traktor nie ermittelt werden konnte.
    »Ich muss zurück zu meiner Tankstelle, bevor sie sich ein anderer unter den Nagel reißt!«, sagte Hannes, der die Zapfanlage nicht aus den Augen gelassen hatte. »An der Quelle saß der Knabe! Hat schon Schiller gesagt!«
    »Ich bezweifle nur, dass da von Weizenbier die Rede war …« Das hatte er allerdings nicht mehr mitbekommen, weil er unter Mitnahme einer weiteren Brötchenhälfte davongestürmt war. »Da will doch jemand tatsächlich … He! Finger weg! Selbstbedienung is nich!«
    »Diesmal wird es garantiert keinen gemeinsam zu betrachtenden Sonnenaufgang geben«, prophezeite ich Anne, »erstens geht sie jetzt viel später auf als damals im Juni, zweitens sind alle Jungvögel dieses Sommers längst flügge, und drittens bin ich es, die euch zurückfahren muss, und das ganz bestimmt nicht erst morgen früh. Überhaupt wird es heute Nacht noch anfangen zu regnen! Ist vorhin durchs Radio gekommen.«
    »Irren ist meteorologisch!«, behauptete eine junge Frau dicht hinter uns, den einen Arm voll Chipstüten, im anderen drei übereinander getürmte Blechbüchsen mit Knabbergebäck. »Zum Salate machen habe ich einfach kein Talent, und wenn man das Zeug hier offen zwischen die Schüsseln streut, wird’s bestimmt auch gegessen. Könnt ihr mir mal was davon abnehmen? Ich bin übrigens Andrea.«
    Wir griffen zu, und dann war Andrea auch schon wieder weg.
    »Kennst du die?«, wollte Karen wissen.
    »Nein.«
    »Das habe ich mir beinahe gedacht.«
    »Wieso denn?«
    »Du hast so unintelligent geguckt.«
    Sehr viel intelligenter habe ich bestimmt auch nicht ausgesehen, als ein junger Mann mit Nickelbrille auf mich zukam. »Sind Sie nicht Katjas Mutter?«
    »Doch.«
    Anscheinend reichte ihm das nicht, denn er blieb stehen und sah mich erwartungsvoll an. Folglich hatte ich ihn zu kennen, aber woher? Und seit wann? Schulzeit? Studienzeit? Referendariat? Speziell während dieser letzten Ausbildungsphase hatten oft genug Männlein und/oder Weiblein auf unserer Terrasse gesessen und zusammen mit den Zwillingen die Welt oder wenigstens die gegenwärtigen Unterrichtsmethoden verbessern wollen, aber musste ich von der ganzen Meute auch jetzt noch jeden einzelnen namentlich kennen?
    Mein Gegenüber hatte wohl ähnliche Überlegungen angestellt, denn er half mir über die erste Klippe. »Ich bin Schorsch!«
    Aha! Doch wo um alles in der Welt hatte ich diesen Schorsch einzuordnen?
    »Eigentlich bin ich doch mitschuldig, dass Hannes und Stefanie geheiratet haben, denn hätte ich damals nicht meinen Campingbus dabeigehabt, als wir beide bei dem komischen Straßenfest waren, dann wären wir doch abends nach Hause gefahren, Steffis verschnarchter Horst-Heinrich wäre wieder in Gnaden aufgenommen …«
    »Hermann!«, korrigierte ich.
    »Wie bitte?«
    »Der hat Horst-Hermann geheißen!«
    »Ach so. Also wenn Hannes damals nicht in meinem Bus
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