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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los?
Autoren: Evelyn Sanders
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hätte übernachten können …«
    »… dann hätte er vermutlich schon am Abend die Hängematte requiriert und im Garten geschlafen, statt erst im Morgengrauen umzuziehen, weil der Parkplatz angeblich von Spätheimkehrern als Fußballplatz missbraucht wurde. Eine Woche lang hatte ich damals damit zu tun gehabt, meinen Nachbarn das nächtliche Treiben in unserem Garten halbwegs glaubhaft zu erklären.«
    Jetzt wusste ich natürlich, wen ich vor mir hatte! Schorsch! Ich habe noch immer keine Ahnung, wie er eigentlich mit Nachnamen heißt, er hat bestimmt einen, nur habe ich den nie erfahren. Er hatte immer nur Schorsch geheißen! Basta!
    Wir wechselten ein paar belanglose Sätze; nein, er sei noch nicht verheiratet, habe zurzeit nicht mal eine feste Freundin, die heutigen Frauen seien ja alle so selbstbewusst, so zielorientiert, wollen berufstätig sein und Hausfrau nur nebenbei – also da habe er doch etwas andere Vorstellungen von der Ehe. Und nun wolle er mich nicht länger aufhalten, meinte er und verschwand Richtung Bierbar.
    Anne und Karen hatten sich allerdings auch taktvoll verkrümelt, egal, ich wollte ohnehin sehen, wo ich die einzelnen Mitglieder meiner Sippe finden würde, denn außer Katja und Hannes hatte ich noch niemanden gesehen.
    Sven entdeckte ich am kleinen Zelt hinten rechts, wo er mit einem Vorschlaghammer Eisenstäbe in den Grasboden rammte. »Kannste das Ding mal festhalten? Ich krieg’s einfach nicht gerade rein!«
    »Dann lass es eben schief stehen! Meine Hände brauche ich noch!«
    »Es geht nicht ums Schiefstehen, sondern ums Zusammenklappen! Isses nämlich schon mal, lagen aber bloß Jacken und Schlafsäcke drin, Tote hat’s nich gegeben!« Er wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn und sah mich vorwurfsvoll an. »Wenn jetzt noch mal jemand gegen die Zeltwand rennt, dann isse nämlich endgültig im Ar … Eimer!«, verbesserte er sich. »Ich habe Tom gleich gesagt, dass das nicht gut gehen kann, wenn hier alles offen ist und dahinter bloß Wiese. Freie Fahrt für freie Bürger!«
    Ganz Unrecht hatte er nicht, aber Katja hatte gemeint, sie würden ihre Gäste ja alle kennen und die Unerwünschten kurzerhand rausschmeißen.
    »Und was ist mit denen von Margit und Rainer?«
    »Die beiden kennen ihre Leute doch auch!«, hatte sie schon etwas unwillig gesagt. »Und überhaupt haben wir viele gemeinsame Freunde, da ist es doch egal, zu wem sie offiziell gehören!«
    Trotzdem würde es mich nicht wundern, wenn sich die erwarteten ungefähr hundertfünfzig Gäste im Laufe des Abends verdoppeln würden. Was dann ja auch tatsächlich passiert sein soll.
     
    Endlich lief mir Stefanie über den Weg. »Wo steckst du eigentlich? Wir suchen dich schon die ganze Zeit!«
    »Wer sucht mich?«
    »Tom! Du sollst dich mal ein bisschen um Oma kümmern, bis sein Vater kommt, weil du altersmäßig am besten zu ihr passt und sie doch hier niemanden kennt!«
    »Ich auch nicht! Nicht mal Oma! Wir haben gestern auf dem Standesamt kaum zwei Sätze gewechselt.«
    »Das ist mehr als jeder andere. Komm, ich bringe dich zu ihr!«
    Davon war ich alles andere als begeistert. Oma ist eine wirklich liebe und nette Frau, aber sie ist weit über achtzig und spricht nun mal unverfälschten Darmstädter Dialekt, von dem ich schon am Vortag nur einzelne Worte verstanden hatte, und die auch noch falsch.
    »Sie bleibt ja nicht lange«, versicherte Steffi. »Eigentlich wollte sie überhaupt nicht kommen, aber Tom ist nun mal ihr einziger Enkel, und sie ist so froh, dass jetzt alles seine Ordnung hat und er endlich richtig verheiratet ist.«
    Stimmt! Großmütter haben was gegen ungeordnete Verhältnisse! Meine hatte genauso wenig wahrhaben wollen, dass wir erst eine gemeinsame Wohnung hatten und erst Monate später aufs Standesamt gingen. Vor einem halben Jahrhundert war diese Reihenfolge allerdings noch weitgehend unüblich, und speziell in ländlichen Hotels hatte man entweder den Trauschein vorlegen oder zwei Einzelzimmer nehmen müssen, obwohl man ein Doppelzimmer haben wollte – ich spreche da aus Erfahrung!
    Wenigstens muss der Bräutigam seine frisch angetraute Ehefrau heute nicht mehr unbedingt über die Schwelle tragen, die hatte sie nämlich als seine Mitbewohnerin schon oft genug mit dem Scheuerlappen bearbeitet. Außerdem sieht diese Demonstration männlicher Kraft nur dann gut aus, wenn die Schleppe des Brautkleids so richtig dekorativ über den Fußboden und die besagte Schwelle schleift, was bei
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