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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los?
Autoren: Evelyn Sanders
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abgelegen ist auch die Gobi …«
    »Ach hör doch auf!«, unterbrach sie mich ärgerlich. »Warum musst du immer gleich so übertreiben? Hast du dir denn mal den
ganzen
Text durchgelesen?«
    »Wozu? Wenn du glaubst, ich verbringe meinen nächsten Urlaub in einer überdimensionalen Buddelkiste, dann irrst du dich! Was soll ich in der Wüste? Sandflöhe dressieren?« Aber weil gerade das Telefon klingelte und Steffi mit einer ihrer zahlreichen Freundinnen die Frage erörtern musste, ob man einer anderen Freundin zum bevorstehenden Geburtstag den Handmixer oder besser einen Gutschein fürs Nagelstudio schenken soll, vertiefte ich mich doch ein bisschen intensiver in die Beschreibung des Wüstenhotels. Das alles klang ja wirklich sehr exotisch. Oder sollte ich sagen orientalisch? Diese Touristen-Herberge stand nämlich in Dubai. Nur – wo in aller Welt liegt Dubai?
    Nach etwa einer Viertelstunde Palaver hatte man sich am Telefon endlich geeinigt – auf eine Einladung zum Sunday-Brunch in einem beliebten Szene-Café, da hätten die Spenderinnen auch was davon, denn sie würden natürlich mitkommen. »Ihren Lover muss sie aber zu Hause lassen«, verlangte Steffi noch, »das soll ein reiner Weiber-Treff werden. Und überhaupt wird es sonst auch zu teuer.« Sie schaltete den mobilen Hörer ab und legte ihn auf die Sofalehne, von wo er irgendwann abrutschte, zwischen den Kissen verschwand und später verzweifelt gesucht wurde. Früher wäre so was nie passiert, als es noch diese geschmackvollen bunten Kästen in Grün, Ocker oder Mitternachtsblau gab mit der Korkenzieherstrippe, die immer zu kurz war, und dem dranhängenden Hörer. Jetzt habe ich natürlich auch so einen transportablen Apparat, zum Glück aber nebenher noch ein Handy, und mit dem kann ich mich selber anrufen und akustisch orten, wo ich das andere Teil mal wieder liegen gelassen habe.
    Während Steffi telefonierte, hatte ich nicht nur die ausführliche Beschreibung dieses seltsamen Hotels gelesen, sondern auch herausgefunden, wo Dubai liegt. Nämlich in den Emiraten am Persischen Golf, rechts von Saudi-Arabien, unter dem Iran – also dort, wo es auf einem Haufen viele kleine Länder mit vielen ergiebigen Ölquellen gibt. Das erklärt natürlich so manches! Sogar ein Hotel mitten in der Wüste mit privatem Pool und persönlicher Betreuung, was immer man darunter zu verstehen hatte.
    Die Sache mit dem Zelt hatte ich schon mal gründlich missverstanden, wie mir Steffi später klar zu machen versuchte. Man würde zwar in offenbar weit auseinander liegenden »Rundhäusern« wohnen, doch die schienen nur optisch einem Zelt nachempfunden; laut Katalog bestanden sie aus Holz und Sandstein. Lediglich das Dach vermittelte den Eindruck eines Zirkuszeltes, denn hierbei handelte es sich um eine riesige Plane, die anscheinend von vier Pfosten innerhalb des Raumes gestützt wurde. Sie reichte weit über die Wände hinaus, so dass die umlaufende Veranda im Schatten lag. Einschließlich Pool. Wurde zumindest behauptet, denn auf der Zeichnung gab es keinen, und von dem »in orientalischem Stil errichteten Hauptgebäude mit klimatisierten offenen Terrassen, Speisesaal, Tea-Room, Bar und Bibliothek« war auch nichts zu sehen.
    »Bist du sicher, dass wir unsere Unterkunft nicht selber aufbauen müssten, bevor wir zum ersten Mal drin schlafen könnten?« Ich deutete auf das hingestrichelte Zelt, das nun wirklich sehr provisorisch aussah und nur in einem Punkt mit der Beschreibung übereinstimmte: Es war tatsächlich rund! »Was soll diese vermeintliche Luxusherberge eigentlich kosten?«
    »Das isses ja, die ist gar nicht so teuer. Jedenfalls nicht teurer als ein Mittelklassehotel in St. Tropez oder am Wörther See. Wahrscheinlich handelt es sich um das Eröffnungsangebot.«
    »Da ich noch nie in St. Tropez übernachtet habe, weiß ich nicht, was dort als angemessen gilt.«
    »Ich doch auch nicht«, winkte sie ab, »aber man kann sich’s ja ungefähr denken. Und überhaupt kommt dort noch der Sehen-und-gesehen-werden-Zuschlag hinzu.« Sie wandte sich wieder dem Katalog zu.
    »Darauf können sie in der Wüste verzichten, da gibt’s nur Kamele. Und wenn ihr tatsächlich hinfahrt, sogar zweibeinige!«
    Ärgerlich knallte sie den Prospekt auf den Tisch. »Du
musst
ja nicht mitkommen! Vielleicht hast du inzwischen doch das Alter erreicht, wo du deinen Urlaub in Bad Gastein verbringen, im Kurpark spazieren gehen und statt Campari Orange lieber Brunnenwasser trinken
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