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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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zerfetzen. Es sei denn, sie kippten das Zeug in seinem Inneren rechtzeitig in ihr Versuchs-Gehege.
    „Fahr schneller, sonst fliegt uns der Kanister um die Ohren!“, hatte Dose gedrängelt.
    Viel, viel später hatten sie endlich das Elbufer erreicht.
    Der Inhalt des Kanisters brodelte bereits heftig, als Kurz den Wagen parkte. Er sprang aus dem Fahrzeug, zerrte Raissa vom Rücksitz und schleifte sie am Halsband auf den Steg. Dose klemmte sich den Kanister mit dem Pökelsalz-Cocktail unter den Arm und stolperte unbeholfen seinem Kollegen hinterher. Auf dem Steg stellte er das Gefäß ab und begann, an seiner Armbanduhr herumzufummeln. „Sudeingabe um 21.58 Uhr, genau zwei Minuten vor der zu erwartenden Explosion!“, sagte er feierlich.
    „Mach hin, Mann!“, brüllte Kurz, riss Dose den Kanister weg und drehte schnell den Verschluss auf. Der beißende Mief traf ihn wie ein Faustschlag. Ein Faustschlag aus gärendem Kartoffelbrei, verwestem Fisch und ranziger Butter. Raissa winselte. Kurz hielt den Atem an und kippte die blubbernde Flüssigkeit aus dem Kanister ins Elbwasser.
    Dann warteten sie in der Dämmerung. Die Boje, die anzeigte, ob die Fische elektrisch aufgeladen waren, schaukelte nur ein paar Meter vom Steg entfernt. Sie hatte seit Wochen nicht mehr geleuchtet – seit das Abwasser aus dem Kinderbesserungsheim aus irgendeinem Grund anders war als früher. Seit die Fische aus einem unerklärlichen Grund keinen Strom mehr produzierten.
    Die Männer starrten aufs Wasser.
    Kurz grübelte darüber nach, wie sehr sein Leben in den letzten Tagen aus den Fugen geraten war. Noch vor kurzem hatte seine Zukunft rosig ausgesehen. Er war drauf und dran gewesen, mit den Ergebnissen seiner mühsamen Arbeit viel Geld zu verdienen. Nun sah die Sache schon anders aus: Seine Experimente funktionierten nicht mehr, und er musste unbedingt einen Weg finden, die beiden Jungen in seinem Labor wieder loszuwerden. Von diesem Zacharias Pollack hatten sie sich wichtige Informationen erhofft. Doch statt sich als nützlich zu erweisen, hatte der Bengel die Gläser mit dem Dopingkaviar entdeckt! Und nun musste er, Kurz, dafür sorgen, dass der Kleine und sein Freund Oskar nicht quatschten. Wenn wenigstens der Hund nicht auch noch im falschen Moment aufgetaucht wäre! Jetzt wussten die beiden Jungen einfach zu viel. Das konnte gefährlich werden.
    „Das ist heute der dreiundfünfzigste Versuch“, hörte er Dose murmeln.
    „Vielleicht klappt es ja diesmal“, sagte Kurz. Er klang nicht besonders überzeugt.
    Dose sah auf seine Uhr. Dann wieder zu der Boje. War da nicht ein sanftes Schimmern? „Klo … Flo … Da, sieh nur, da, da“, stammelte er und zerrte aufgeregt an Kurz’ Ärmel. „Florian, es funktioniert!“
    Kurz sah es auch: Die Boje leuchtete, hell und klar wie ein runder, gelber Lampion. Er lachte leise. „Herzlichen Glückwunsch, Doktor Dose.“
    „Herzlichen Glückwunsch, Doktor Kurz“, erwiderte Dose. „An die Arbeit“, sagte Kurz. „Erst mal muss der Hund weg, dann holen wir die Jungen.“
    Beide sahen immer noch die leuchtende Boje an, als hätte das Licht sie hypnotisiert. Es war die Nacht ihres großen Durchbruchs. Die Aale standen unter Strom. Und sie hatten ganz bestimmt Appetit auf Frischfleisch.

Freitag, 24. Juli, 21.58 Uhr
    Charlie klemmte hinter dem Lenkrad wie mit Verstopfung auf dem Klo. Ihre linke Hand umklammerte das Steuer, mit der Rechten hielt sie krampfhaft die Handbremse umschlossen. Statt zu schalten, hatte sie versucht, den Wagen damit per Vollbremsung aus der Spur zu werfen. Zum Glück hatte Oskar sanft, aber bestimmt die Finger des Mädchens vom Bremshebel gelöst und auf den Schaltknüppel gelegt. Wenn er Charlies Hand ergriff, spürte Oskar deutlich, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Er war froh, dass es draußen schon fast dunkel war und die anderen davon nichts mitbekamen.
    „Durchhalten, wir sind bald da!“, redete Elektra Charlie vom Rücksitz aus gut zu. Wie zur Bestätigung ertönte die Stimme des Navigationssystems: „Nach dreihundert Metern links abbiegen!“ Oskar hatte das Gerät eingeschaltet und als Zielort „KBH Elbstrand“ eingegeben. Nun wies ihnen die weichgespülte Frauenstimme des Geräts den Weg.
    Seit sie in Eppendorf durch den Schlagbaum gecrasht waren, hatten Oskar und Zack den Mädchen alles erzählt. Jetzt rasten die vier durch die Dämmerung, nur noch ein Ziel vor Augen: so schnell wie möglich an die Elbe zu gelangen, um Raissa von
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