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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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Handgelenke fesselte. Der Junge, der gleich in der Elbe von Killermaschinen aus dem Labor verrückter Forscher zerfetzt werden sollte – das war doch nicht wirklich er selbst, oder? Wahrscheinlich war das alles ein schlechter Traum. Wenn er nur endlich aufwachen könnte!
    Oskar stand mit dem Gesicht zum Ufer. Die Zeit schien still zu stehen. Zu seiner Rechten, flussaufwärts, lag das Gehege mit den Killerfischen. Zu seiner Linken, flussbawärts, floss harmlos und ungefährlich die Elbe. Er hörte das leise Plätschern der Wellen am Strand, den fluchenden Dose, der immer noch nach seinem Logbuch suchte. Dazu mischte sich ein Knirschen, das klang, als ob ein schweres Fahrzeug langsam über Sand und Kies rollte.
    Es stammte von einem schweren Fahrzeug, das langsam über Sand und Kies rollte. Als Oskar den Kopf hob, blickte er geradewegs in die Scheinwerfer des Volvos seines Vaters. „Handbremse! Charlie hat die Handbremse vergessen“, schoss es ihm durch den Kopf, während das Gefährt wie ein schwerfälliges Tier den Hang hinabpolterte. Mit jedem Meter nahm der Kombi an Fahrt auf und rumpelte genau auf den Steg zu. Auf Oskar zu.
    Dann ging alles ganz schnell.
    Der Wagen rauschte ins Wasser und krachte gegen das hölzerne Fundament des Stegs. Der Steg kippte zur Seite. Dose verlor das Gleichgewicht und rutschte rücklings ins Fisch-Gehege. Und Oskar spürte, wie die Planken unter seinen Füßen mit leisem Knirschen wegsackten.
    Er drehte sich blitzschnell um die eigene Achse – und sprang nach links. So weit weg vom Fisch-Gehege, wie er konnte. In dem Moment, in dem das hölzerne Gerüst komplett zusammenbrach, landete er mit lautem „Platsch“ im Fluss.

Freitag, 24. Juli, 22.28 Uhr
    „Könnt ihr irgendwas sehen?“, rief Charlie.
    „Ja. Keinen Steg mehr“, sagte Elektra tonlos.
    „Oskar muss irgendwo im Fluss sein!“ Zack zog sich Schuhe, Jacke und Latzhose aus, so schnell er das mit seiner lädierten Schulter schaffte, und watete in die Elbe. „Oskar!“, rief er, so laut er konnte. Das Wasser schwappte ihm schon bis zur Brust. Raissa tänzelte bellend am Strand. „Oskar!“, brüllte Zack wieder.
    Dann sah er ihn. Oskar trieb als hilfloses Bündel in der Elbe. „Hier! Oskar!“, rief Zack noch einmal. Mit ein paar Kraulzügen hatte er seinen Freund erreicht und zog ihn an Land. Die Schmerzen, die bei jeder Bewegung durch seinen Arm schossen, bemerkte er kaum.
    „Muss mich kurz hinsetzen“, keuchte Oskar, sackte auf den Kieseln zusammen und hustete heftig. Elektra ließ wortlos ihr Taschenmesser aufschnappen und schnitt seine Fesseln auf.
    „Ist echt nicht so leicht“, sagte Oskar und spuckte noch mehr Wasser, „schwimmen ohne Arme.“ Er grinste schief.
    „Hast du ganz gut gemacht, finde ich“, murmelte Zack.
    „Deine Zähne klappern ja!“, sagte Charlie besorgt. Oskar hatte angefangen, am ganzen Körper zu zittern. „Du ziehst sofort das nasse T-Shirt aus“, befahl sie und hielt Oskar ihre Boa hin: „Zum Abtrocknen!“
    Er streifte sich das T-Shirt ab und begann zögerlich, seinen Oberkörper mit dem roten Federding abzureiben. Zack warf ihm seinen Labskaus-lilafarbenen Kapuzenpulli zu. „Willst du auch die passende Anstaltshose dazu? Möchte ich aber wiederhaben“, sagte er mit gespieltem Ernst.
    „Wo sind Dose und Kurz?“
    „Die sind ins Gehege gefallen“, berichtete Elektra.
    „Dann sind sie …“, Oskar zögerte.
    „… vermutlich tot“, ergänzte Elektra ungerührt.
    „Zumindest wenn die Aale wirklich so gefährlich sind, wie diese Gangster behauptet haben“, fügte Charlie hinzu. „In dem Fall wäre dieses Gehege eine Todesfalle für jedes Lebewesen.“
    „Lasst uns schauen gehen“, sagte Zack grimmig.
    Wo früher einmal der Steg gewesen war, ragten nur noch zerborstene Holzplanken aus dem Wasser. Vom Volvo keine Spur. Die Frontscheinwerfer waren beim Zusammenprall zersplittert und erloschen. Jetzt ruhte das Auto wohl irgendwo auf dem Grund der Elbe.
    Das Fisch-Gehege, das die Wissenschaftler für ihre Experimente gebaut hatten, lag flussaufwärts zu den Steg-Trümmern. Die Kinder standen schweigend am Ufer und hielten Ausschau nach den gefährlichen Aalen, nach Dose und Kurz.
    „Da!“, rief Zack plötzlich. Er zeigte aufs Wasser.
    „Ist das ein Mensch?“, fragte Charlie.
    „Zu klein“, erwiderte Elektra.
    Raissa begann zu bellen und stellte sich auf die Hinterbeine.
    „Nein, Beißer! Platz!“, rief Zack. Er wusste, was jetzt kommen würde. Er hatte es schon so
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