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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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hier ist Irreführung der Staatsgewalt und strafbar.“ Ungern ging zum Schreibtisch und kramte nach dem richtigen Formular.
    Oskar spürte, wie Charlie ihren Arm um seine Schultern legte. Sie nickte Richtung Tür. Elektra hakte sich bei Zack unter und zog ihn energisch den beiden anderen hinterher. Raissa folgte schwanzwedelnd. Die Glastür der Polizeiwache fiel hinter ihr ins Schloss.
    „Was sollte das denn? Wir können doch alles erklären“, sagte Zack aufgebracht. Sie standen in sicherer Entfernung auf einem Parkplatz.
    „Zacharias“, unterbrach Charlie ihren Bruder sanft, „manchmal ist es einfach besser, nicht die ganze Wahrheit zu erzählen. Hauptsache, du bist aus diesem Kinderheim draußen!“
    Zack sah sie nachdenklich an. Seine Schwester hatte ziemlich oft recht. Andererseits: Das war doch ungerecht! Sie hatten gerade einen filmreifen Krimi erlebt – und nun sollte niemand davon erfahren?
    „Denk doch mal nach“, mischte sich Elektra ein. „Der kaputte Steg. Die verschwundenen Wissenschaftler. Und dann noch die Sache mit dem Auto. Wenn wir das alles erzählen, gibt’s riesigen Ärger!“
    Zack sah, wie Oskar heftig nickte. Vielleicht war es wirklich besser so.
    „Äh, Oskar“, sagte Charlie.
    „Ja?“
    „Das mit der Handbremse tut mir echt leid.“ Charlie biss sich verlegen auf die Unterlippe.
    „Ist schon gut. Ich glaube, du hast mir damit das Leben gerettet.“ Oskar lächelte schief. Charlie lächelte zurück, und Oskars Herz machte einen kleinen Hüpfer.
    „Okay, überzeugt!“, unterbrach Zack die romantische Szene.
    „Also keine Polizei. Dann sollten wir jetzt aber los.“
    „Wohin denn?“
    „Bitte folgen Sie mir unauffällig.“
    Zehn Minuten später hatten sie die Villa an der Schönen Aussicht erreicht. Sie spähten durch die Gitterstäbe am Eingangstor: Im ersten Stock brannte noch Licht. Zack drückte auf den Klingelknopf.
    „Ja?“, knisterte es aus der Gegensprechanlage. Es war die Stimme von Frau Feudel, der Haushälterin.
    „Hier spricht Zacharias Pollack“, sagte Zack feierlich, „ich bringe den Beißer zurück!“

Nachspann
    Paloma Hansen war überglücklich, als sie von der Rückkehr ihres Pudels erfuhr. Trotzdem verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand in den kommenden Wochen. Die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer – vor allem, wenn sie sich in der Nähe von Kindern aufhielt. Auf Empfehlung ihres Arztes schloss sie das KBH Elbstrand und ließ die Insassen auf andere Heime verteilen. Auf dem Gelände am Flussufer eröffnete Hansen kurz darauf eine Manufaktur für Hundefutter. Die Zutaten übernahm sie aus der Labskausherstellung. Inklusive Altöl und Semmelbröseln. Die Dosen wurden zum Verkaufsschlager, und der Bürgermeister verlieh ihr die Auszeichnug „Geschäftsfrau des Jahres“.
    Peter Anderling fand dort eine Anstellung als Hilfskoch.
    Oskars Vater erhielt nach dem spurlosen Verschwinden seines Autos von seiner Diebstahlversicherung 30.000 Euro. Von einem – kleinen – Teil des Geldes kaufte er sich ein neues Fahrrad, mit dem er fortan zum Erstaunen seiner Kollegen täglich zum Krankenhaus fuhr.
    Zacks Mutter hatte nicht die geringste Ahnung, um was es in dem Brief ging, den sie gut zehn Monate nach ihrem Sommerurlaub vom Jugendamt bekam: „Sehr geehrte Frau Pollack, nach eingehender, sorgfältiger und gewissenhafter Prüfung Ihres Schreibens vom 23. Juli vergangenen Jahres und nach Kontaktaufnahme mit der entsprechenden Polizeidienststelle haben wir die Freude, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr Sohn unschuldig ist. Wir bitten Sie, den Zwischenfall zu vergessen. Hochachtungsvoll, Meyermüller-Schulze.“
    Die Hamburger Außenstelle des Forschungszentrums für angewandte Animalkapitaloptimierung wurde von mehreren Explosionen in einem der unterirdischen Labore verwüstet. Kurz darauf meldete der Leiter des Instituts bei der Polizei zwei seiner Forscher als vermisst. Über dem Gebäude waberte noch wochenlang eine Dunstglocke aus Fischgestank und halbverfaultem Gemüse.
    Im „Diário do Amazonas“, einer brasilianischen Tageszeitung aus Manaus, der größten Stadt am Amazonas, erschien am 10. August im Kleinanzeigenteil folgende Annonce: „Laborraum gesucht! Deutsche Forscher, männlich, Nichtraucher, suchen spottbilliges Labor mit Aquarium oder Badewanne zur Miete. Flussnähe bevorzugt. Antworten unter Chiffre: Klorian 007.“
    Elektra Papandreou wurde nach ihrer Entlassung aus dem Kinderbesserungsheim an einem Internat für hochbegabte
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