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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Teresa Medeiros
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verzeihen müssen. Er hatte offensichtlich andere dringlichere Verpflichtungen.«
    Stirnrunzelnd lehnte sich Gabriel in seinem Stuhl zurück. »Hoffentlich gehören dazu auch das Fälschen von Empfehlungsschreiben und Kofferpacken. Dann können Sie nämlich zusammen nach London zurückkehren.«
    Diesen Seitenhieb ignorierend, lächelte Samantha die wie erstarrt dastehenden Lakaien höflich an. Mit ihren von Natur aus roten Wangen, den Sommersprossen auf der Nase und den zerzausten braunen Locken sah keiner von beiden älter als sechzehn aus. Nach näherer Musterung erkannte sie, dass sie nicht nur Brüder, sondern sogar Zwillinge waren. »Heute Morgen bin ich halb verhungert«, erklärte sie. »Könnte ich etwas zum Frühstück haben?«
    Gabriel musste gespürt haben, dass die Lakaien zögerten. Schließlich war es wohl kaum üblich, dass eine Bedienstete mit ihrem Arbeitgeber zusammen an einem Tisch speiste.
    »Bedient die Dame, ihr Dummköpfe!«, befahl er barsch. »Es wäre nicht sehr gastfreundlich, Miss Wickersham mit leerem Magen auf die Heimreise zu schicken.«
    Die Lakaien beeilten sich, seinem Befehl nachzukommen, und wären vor Eifer beinahe mit den Köpfen zusammengestoßen, als sie vor Samantha Teller und Besteck auf den Tisch legten und am Büfett ein Tablett füllten. Dem einen lächelte sie beruhigend über die Schulter zu und nahm von dem anderen dankend eine Schüssel Rühreier entgegen, ein Brötchen und mehrere Scheiben gebratenen Schinken. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, sie würde noch all ihre Kraft brauchen.
    Während der andere Lakai ihr eine Tasse dampfenden Tee eingoss, sagte sie zu Gabriel: »Ich habe den gestrigen Abend damit verbracht, mich in meinem Zimmer einzurichten. Ich dachte, Sie hätten sicher nichts dagegen, wenn ich bis zum Morgen damit warte, meine neuen Pflichten wahrzunehmen.«
    »Sie haben keine Pflichten«, antwortete er und hob das Stück Schinken wieder an seinen Mund. »Sie sind entlassen.«
    Geziert strich sie die Serviette in ihrem Schoß glatt und nahm vorsichtig einen Schluck von dem heißen Tee. »Ich befürchte, es steht nicht in Ihrer Macht, mich zu entlassen. Ich arbeite nicht für Sie.«
    Gabriel ließ das Fleisch sinken und krauste seine goldbraunen Augenbrauen dräuend über seiner Nasenwurzel. »Wie bitte? Mein Gehör ist offensichtlich ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.«
    »Es scheint, dass Ihr ergebener Mr. Beckwith mich auf Anweisung Ihres Vaters eingestellt hat. Das bedeutet, ich arbeite für den Marquis von Thornwood, einen gewissen Theodore Fairchild. Bis er mich davon unterrichtet, dass meine Dienste als Pflegerin nicht länger benötigt werden, werde ich also danach trachten, meine Arbeit zu seiner Zufriedenheit zu erledigen, nicht zu Ihrer.«
    »Nun, das ist aber ein glücklicher Umstand für Sie, nicht wahr? Denn das Einzige, was mich zufrieden stellen würde, wäre Ihre unverzügliche Abreise.«
    Messer und Gabel benutzend, schnitt Samantha ein Stück zarten Schinken auf ihrem Teller ab. »Dann, fürchte ich, sind Sie zur Unzufriedenheit verurteilt.«
    »Das war mir von dem Augenblick an klar, als ich zum ersten Mal Ihre Stimme hörte«, bemerkte er.
    Sich weigernd, diese bewusst provokante Bemerkung mit einer Antwort zu würdigen, steckte sie sich das Stück Schinken in den Mund.
    Beide Ellbogen auf den Tisch gestützt stieß er einen tiefen Seufzer aus. »Sagen Sie mir bitte, Miss Wickersham, als meine neue Pflegerin, mit welcher Ihrer Pflichten möchten Sie beginnen? Würden Sie mich vielleicht gerne füttern?«
    Mit einem Blick auf seine strahlend weißen Zähne, mit denen er gerade ein weiteres Stück von dem Schinken abbiss, antwortete Samantha: »Betrachtet man die … äh … ungezügelte Begeisterung, mit der Sie sich der Nahrungsaufnahme hingeben, würde ich mir Sorgen machen, mit meinen Fingern Ihrem Mund so nahe zu kommen.«
    Einer der Lakaien erlitt einen plötzlichen Hustenanfall, was ihm einen Stoß in die Rippen von seinem stirnrunzelnden Bruder eintrug.
    Gabriel lutschte das letzte bisschen Fleisch von dem Knochen, ehe er ihn auf den Tisch warf, wobei er seinen Teller um ein gutes Stück verfehlte. »Soll das heißen, dass Sie meine Tischmanieren beklagenswert finden?«
    »Mir war bislang nicht klar, dass Blindheit die Benutzung von Servietten und Besteck ausschließt. Sie könnten genauso gut mit den Füßen essen.«
    Gabriel wurde sehr still. Die straff gespannte Haut über seiner Narbe erbleichte, wodurch das Teufelsmal
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