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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Teresa Medeiros
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und zur Tür auf der anderen Seite, immer dem Lärm nach. Während sie durch einen verlassenen Raum nach dem anderen schritt, war sie mehrmals gezwungen, über verschiedene Beweise zu steigen, die eindeutig Zeugnis davon ablegten, dass der Earl hier entlanggegangen war. Unter ihren derben Halbstiefeln knirschten Glas- und Porzellanscherben und zerborstenes Holz. Als sie stehen blieb, um einen Chippendale-Stuhl wieder aufzustellen, lachte ihr das gesprungene Gesicht einer Figurine aus Meißener Porzellan entgegen, die darunter lag.
    Die Zerstörung war nicht überraschend, berücksichtigte man Gabriels Angewohnheit, rücksichtslos durchs Haus zu stürmen, ohne sich darum zu kümmern, dass er ja nichts sehen konnte.
    Sie trat unter einen anmutigen Bogendurchgang. Das Fehlen von Fenstern verwehrte dem Speisesalon jegliches Tageslicht. Hätten an beiden Enden des Tisches nicht Kerzen gebrannt, hätte Samantha vermutlich befürchtet, in der Familiengruft gelandet zu sein.
    Zwei Lakaien in marineblauer Livree standen unter Beckwiths wachsamem Blick steif an dem Mahagoni-Sideboard. Niemand schien Samantha auf der Türschwelle zu bemerken. Alle waren zu sehr damit beschäftigt, jede Bewegung ihres Herrn zu verfolgen. Als der Earl mit seinem Ellbogen einen Kristallkelch gefährlich nahe an die Tischkante schob, gab Beckwith einem der Lakaien ein Zeichen. Der junge Mann trat eilig an den Tisch und fing den Kelch auf, ehe er zu Boden fiel. Glas- und Porzellanscherben bedeckten den Fußboden um den Tisch, ein beredter Beweis für frühere Misserfolge.
    Samantha studierte Gabriels breite Schultern und seine muskulösen Unterarme, und es ging ihr wieder durch den Kopf, was für ein großer, eindrucksvoller Mann er doch war. Vermutlich wäre er in der Lage, ihr das Genick mit nicht mehr als Daumen und Zeigefinger zu brechen. Wenn er sie finden konnte, natürlich nur.
    Sein Haar schimmerte im Kerzenlicht, die wilde Mähne höchstens ungeduldig mit den Fingern gekämmt, seit er heute Morgen sein Bett verlassen hatte. Er trug dasselbe zerknitterte Hemd, das er gestern Abend angehabt hatte, aber es war jetzt mit Fettflecken übersät, und ein Schokoladenstreifen zierte es über dem Bauch. Die Ärmel hatte er sich lässig bis zu den Ellbogen hinaufgeschoben, damit die spitzengesäumten Manschetten nicht durch das Essen auf seinem Teller gezogen wurden.
    Er hob ein Stück Schinken an seine Lippen, biss ein Stück von dem zarten Fleisch mit den Zähnen ab, dann tastete er nach dem Teller vor sich. Samantha betrachtete den Tisch stirnrunzelnd. Es war kein einziges Besteck zu sehen. Was erklären könnte, weshalb Gabriel sich die Rühreier mit der Hand aus der Schüssel nahm und sie sich in den Mund steckte. Er verschlang die Eier, dann schob er ein dampfendes Brötchen hinterher. Mit der Zunge fuhr er sich über die Lippen, verfehlte aber leider den Tropfen Honig in seinem Mundwinkel.
    Obwohl sie sich wie eine absolut niederträchtige Spionin vorkam, konnte Samantha ihren Blick einfach nicht von diesem einzelnen Honigtropfen losreißen. Trotz seiner abstoßenden Tischmanieren hatte die Art und Weise, wie er aß, etwas unbestreitbar Sinnliches – die Hingabe, mit der er seinen Hunger stillte, ohne sich um die Konventionen zu kümmern. Als er wieder den Schinken nahm und vom Knochen zu nagen begann, tropfte ihm Fleischsaft aufs Kinn. Er sah aus wie ein Krieger aus früheren Zeiten, der gerade von der Schlacht und dem Schänden der Frauen des Gegners heimgekehrt war. Samantha rechnete halb damit, dass er ihr mit dem Knochen winken und zurufen würde: »Mehr Ale, Weib!«
    Plötzlich jedoch erstarrte er und schnupperte mit verzerrten Zügen. Samanthas Nasenflügel blähten sich auch, doch alles, was sie riechen konnte, war das köstliche Aroma gebratenen Schinkens.
    Das Fleischstück auf seinen Teller legend, sagte er mit Unheil verkündender Beherrschung: »Beckwith, es wäre besser, wenn Sie mich wissen ließen, dass Sie soeben frische Zitronen für meinen Tee gebracht haben.«
    Als er Samantha entdeckte, weiteten sich die Augen des Butlers. »Ich fürchte, nein, Mylord. Aber wenn Sie wollen, hole ich Ihnen unverzüglich welche.«
    Gabriel warf sich über den Tisch, um den Butler zu packen, aber Beckwith eilte bereits mit wehenden Rockschößen durch die nächste Tür.
    »Guten Morgen, Mylord«, sagte Samantha sanft und ließ sich auf einem Stuhl ihm gegenüber nieder, allerdings außerhalb seiner Reichweite. »Sie werden Mr. Beckwith
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