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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Teresa Medeiros
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stand in seiner Uniform vor dem Spiegel im Arbeitszimmer seines Stadthauses. Während er den schmalen dunkelblauen Tuchstreifen um seinen Hals zurechtzupfte, zog die zornig gezackte Narbe auf seiner Wange seinen Mundwinkel nach unten, und es sah aus, als würde dieser Mund kein Lächeln mehr kennen.
    Es war ein Gesicht, das kein Gegner gern von der falschen Seite eines Gewehres, eines Degens oder einer Kanone aus sehen würde. Es war das Gesicht eines Mannes, der für den Krieg geboren war, nicht für die Liebe. Niemand hätte je erraten, dass diese strengen Lippen, diese kraftvollen Hände den größten Teil der vergangenen Nacht damit verbracht hatten, mit unglaublicher Zärtlichkeit eine Frau von einem erschütternden Höhepunkt zum nächsten zu führen.
    »Mylord?«
    Bei dem Geräusch von Eisenrädern, die über den Teppich rollten, drehte sich Gabriel um. Niemand hätte in dem Mann, der da stolz und aufrecht im Rollstuhl saß, den ausgemergelten Bettler wiedererkannt, den Gabriel vor beinahe eineinhalb Monaten auf der Straße im Regen aufgefunden hatte. Seine Lippen hatten ihre blaue Färbung verloren, und seine volleren Wangen und seine Brust zeugten von ausreichender Nahrung. Mit seiner klaren Schrift, seinem guten Ausdrucksvermögen und seinem Talent für Zahlen hatte sich Martin Worth als der fähigste Sekretär entpuppt, den Gabriel je beschäftigt hatte. Er vertraute dem ehemaligen Kadetten völlig, seinen Haushalt zu führen, während er selbst zur See war.
    Gabriel hatte Martins Dankesbezeugungen einfach beiseite geschoben. Eine Laune des Schicksals und er wäre derjenige gewesen, der mit nur noch halben Beinen hätte dasitzen müssen, derjenige, der den Rest seines Lebens im Rollstuhl hätte fristen müssen.
    Sich eine schimmernde braune Haarsträhne aus der Stirn streichend, teilte ihm Martin mit: »Da ist jemand, der Sie sprechen möchte, Mylord.« Ehe Gabriels Herz noch einen verräterischen Satz machen konnte, fügte er hinzu: »Ein Mr. Beckwith und eine Mrs. Philpot.«
    Gabriel zog die Brauen zusammen, unfähig, sich vorzustellen, was die beiden treuen Dienstboten von Fairchild Park hergeführt haben könnte. Nachdem er mit Gabriel Londons übelste Stadtviertel auf der Suche nach Samantha durchkämmt hatte, hatte Beckwith nämlich geschworen, nie wieder einen Fuß nach London zu setzen, wenn es nach ihm ginge.
    »Danke, Martin. Schicken Sie die beiden herein.«
    Ein Lakai schob Martin hinaus, kurz darauf betraten Beckwith und Mrs. Philpot das Zimmer. Nach einer herzlichen Begrüßung nahmen sie auf dem Brokatsofa Platz, gaben sich große Mühe, einen gewissen Abstand zwischen sich zu wahren. Gabriel blieb vor dem Kamin stehen.
    Mrs. Philpot streifte sich ihre Handschuhe ab. »Wir waren uns nicht sicher, ob wir Sie in dieser Angelegenheit belästigen sollten …«
    »… aber Sie sagten, wir sollten Sie unverzüglich informieren, falls sich etwas Ungewöhnliches in Miss Wickershams Schlafzimmer finden sollte«, beendete Beckwith ihren Satz.
    Miss Wickersham.
    Der Name bohrte sich wie eine heiße Nadel durch den Eispanzer um Gabriels Herz. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, spürte, wie er unwillkürlich die Zähne zusammenbiss. »Ich wollte Sie gerade unterrichten lassen, dass Sie ihre Sachen verbrennen können. Sie hat offensichtlich nicht vor, zurückzukehren und sie zu holen.«
    Beckwith und Mrs. Philpot wechselten einen bestürzten Blick.
    »Wenn das Ihr Wunsch ist, Mylord«, antwortete Beckwith stockend, »aber ich bin der Ansicht, Sie sollten zuerst einen Blick auf dies hier werfen.« Damit zog er ein zusammengefaltetes Stück Papier aus seiner Westentasche. »Hannah und Elsie haben beim Wenden der Matratze in Miss Wickershams Schlafzimmer dies hier entdeckt.«
    Gabriel versuchte, nicht an die Nacht zu denken, die er mit ihr auf dieser lächerlich schmalen Matratze verbracht hatte, an die Enge, die sie gezwungen hatte, sich aneinander zu schmiegen wie zwei Löffel in einer Schublade.
    Er blickte auf das Blatt Papier in Beckwiths Hand, seltsam zögernd, es näher in Augenschein zu nehmen. »Sie hat mir bestimmt nicht noch eine Nachricht dagelassen. Ihre erste war unmissverständlich. Eine weitere Ausführung war nicht notwendig.«
    Beckwith schüttelte den Kopf. »Das ist ja der Grund, weswegen es uns so merkwürdig erschien, Mylord. Es handelt sich nicht um einen Brief an Sie, es ist ein Brief von Ihnen.«
    Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. Gabriel nahm Beckwith das
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