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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Teresa Medeiros
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sie die hoch aufragenden Spiere der Schiffe sehen, die darauf warteten auszulaufen – und sie konnte nur beten, dass die Defiance nicht zu ihnen zählte.
    Sie hastete an einer Gruppe Männer vorüber, welche gerade die Ladung eines Handelsschiffes löschten. Einem Stapel Kisten ausweichend, prallte sie gegen einen Matrosen, dessen Brust beinahe so breit wie sie selbst groß war.
    »Nicht so hurtig, Mädel!«, sagte er dröhnend und fasste sie am Ellbogen, um sie zu stützen. Seine blauen Augen waren nicht unfreundlich.
    Cecily umklammerte seinen Arm, den Tränen gefährlich nahe. »Bitte, Sir, die Defiance ! Können Sie mir sagen, wo ich sie finde?«
    »Aber gewiss doch.« Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und ließ dabei einen Mund voller schwarzer oder goldener Zähne sehen. »Genau dort drüben. Und ein schöner Anblick ist sie, wie sie unter den Flaggen Seiner Majestät in den Krieg zieht!«
    Ihr Herz begann heftiger zu schlagen, und eine ungute Vorahnung erfasste sie. Langsam drehte sie sich um und folgte mit den Augen dem ausgestreckten Arm des Matrosen. Ein Schiff unter vollen Segeln schnitt durch das Wasser, dem Horizont entgegen, die majestätischen Masten beinahe völlig von dem wirbelnden Schnee verhüllt.
    »Danke«, erwiderte sie matt, als der Seemann seine Mütze zog, sich eine schwere Kiste auf die Schulter wuchtete und davonging.
    Sie sank gegen ein Fass, ihr Herz und ihre Zehen taub vor Kälte, während sie zuschaute, wie die Defiance – und mit ihr alle ihre Hoffnungen für ihre Zukunft – am Horizont verschwand.
    »Suchen Sie jemanden, Miss March?«
    Cecily wirbelte herum und sah sich Auge in Auge mit Gabriel, dessen offenes Haar im Wind wehte. Ihr Herz machte einen Satz vor Freude. Es bedurfte ihrer ganzen Selbstbeherrschung, nicht zu ihm zu rennen und sich in seine Arme zu werfen.
    Er zog eine hellbraune Augenbraue in die Höhe. »Oder wäre es Ihnen lieber, wenn ich Sie Miss Wickersham nenne?«

25
Meine liebste Cecily,
meine Arme werden immer für dich geöffnet sein,
    so wie mein Herz …
     
    Als Cecily Gabriels unergründlichen Blick auffing, durchlief sie ein Schauer. Sie kehrte ihm den Rücken zu und schlang die Arme um sich, damit sie nicht zu heftig zitterte. »Du kannst mich Cecily nennen, wenn du willst, da ich ja nun nicht mehr in deinen Diensten stehe.«
    Sie hörte seine Schritte näher kommen. Er legte ihr seinen Überrock um die Schultern, hüllte sie in die nach Wacholder und Mann duftende Wärme. »Ich hoffe, du erwartest kein Empfehlungsschreiben.«
    »Ach, ich weiß nicht.« Sie hob die Schultern zu einem lakonischen Achselzucken. »Ich denke, ich habe meine Pflichten mit bewundernswertem Eifer erfüllt.«
    »Das mag zwar wahr sein, aber ich möchte nicht, dass du sie für jemand anderen erfüllst.«
    Bei diesen besitzergreifenden Worten drehte sich Cecily zu ihm um, und ihr Herz klopfte wie verrückt. »Wie konntest du wissen, dass ich hier sein würde?«
    »Das habe ich nicht. Ich bin gekommen, um der Besatzung und dem Kapitän mitzuteilen, dass ich mein Patent verkauft habe. Behalte den Überrock. Ich benötige ihn nicht mehr.«
    Sie kuschelte sich in das Kleidungsstück, hatte Angst, ihn zu fragen, hatte Angst zu hoffen.
    »Vielleicht ist es nur gut, dass ich dich getroffen habe, denn ich glaube, ich habe etwas, das dir gehört.« Gabriel griff in die Innentasche des Rockes und streifte dabei mit den Fingern ihre Brust, während er ein schmales Stück Leinenbriefpapier hervorholte.
    Sie nahm ihm das vertraute Blatt ab und schaute ihn verwundert an. »Wie bist du daran gekommen?«
    »Die Dienstboten auf Fairchild Park haben es unter deiner Matratze gefunden. Beckwith und Mrs. Philpot brachten es mir heute Morgen. Als ich meine Briefe in deine Obhut gab, hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass du selbst ein Bündel besitzt.«
    »Der Brief muss in der Nacht herausgerutscht sein, als du in mein Zimmer kamst. Ich vermute, ich hätte sie nie nach Fairchild Park mitnehmen dürfen, aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, sie zu Hause zu lassen.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung. Ich dachte, ich hätte mich gestern Nacht verraten.«
    »Ach, du hast dich sehr wohl verraten.« Plötzlich war alles wieder zwischen ihnen, was letzte Nacht geschehen war. »Und ich war nur zu bereit, deine Großherzigkeit auszunutzen. Aber nein, es war nicht letzte Nacht, die deine absurde kleine Maskerade verdorben hat.«
    Trotzig reckte sie ihr Kinn.
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